Such mich Thriller
Van gesehen.«
Auch sie konnte sarkastisch werden. »Und Sie haben dem Sheriff auch nichts von den Knochen erzählt, die dort gefunden wurden, wo von rechts wegen Ariel Finns Hand hätte sein müssen.«
Er sah sie nachdenklich an und schien sein Urteil über sie zu revidieren. »Entweder sind Sie eine verdammt gute Polizistin, oder die Feds haben Ihnen sehr viel mehr erzählt als diesem Sheriff aus Missouri.« Er zündete sich eine neue Zigarre an, während er über dieses Rätsel nachdachte. »Wären Sie gestern gekommen, hätte ich keine Ahnung gehabt, wovon Sie reden. Vor einem Jahr haben zwei Jungs, die auf dem Weg zur Schule waren, Ariel Finns Leiche gefunden. Einer hat eine sehr misstrauische Mutter. Gestern Nachmittag hat sie in seinem Zimmer gestöbert, weil sie ihn im Verdacht hatte, Drogen zu nehmen - dabei ist der Bengel gerade erst elf geworden. Man fragt sich wirklich, was aus der Welt noch werden soll. Sie hat nicht schlecht gestaunt, dass sie stattdessen eine alte Zigarrenkiste mit Knochen gefunden hat.« Er sah Mallory erwartungsvoll an.
»Sehr kleine Knochen, von einer Kinderhand. Nicht die der Halbwüchsigen, die Sie an der Straße gefunden hatten.«
Er nickte. »Aber in der Zigarrenkiste war nur ein Teil des Ganzen. Die Jungs wollten beide ein Souvenir haben, wie Kinder eben so sind, also haben sie die Beute gerecht geteilt, aber der andere Junge hat seinen Anteil weggeworfen. Er habe Alpträume deswegen gekriegt, hat er gesagt. Wahrscheinlich träumt er immer noch von der schrecklich zugerichteten Leiche. Er hat die Knöchelchen mit Hühnerknochen entsorgt, die bei der Familie angefallen sind.« Er legte eine Pause ein. Jetzt hatte Mallory das Wort.
»In welche Richtung zeigte die Hand, als die Jungs die Knochen fanden?«
Er lächelte zufrieden. »Ein Stück von der Straße entfernt
habe ich einen Steinhaufen gefunden, der ein bisschen zu ordentlich aufgeschichtet war. Am Boden war eine Vertiefung wie bei einem Grab kurz nach einer Bestattung. Es dauerte gar nicht lange, bis meine Schaufel auf einen Schädel traf. Einen sehr kleinen Schädel.«
Alle Fakten fielen in den passenden Schlitz, und obgleich Ariel Finn vor einem Jahr gestorben war, glaubte Mallory nach wie vor, dass der Killer erst vor kurzem entschieden hatte, nicht mehr über Kinder, sondern über ältere Opfer herzufallen. »Als Sie die Halbwüchsige fanden, haben Sie sich, wenn ich das recht verstehe, schwer damit getan, ihr Alter zu bestimmen. Eine Halbwüchsige oder eine junge Frau, haben Sie zu Sheriff Banner gesagt. Demnach war Ariel groß für eine Sechzehnjährige und gut entwickelt.«
Der Polizeichef nickte. »Das passt nicht recht zu einem Kindermörder, was?«
»Eben. Ich denke mir, dass ihm da etwas schiefgegangen ist. Wahrscheinlich hat er Ariel umgebracht, weil sie ihn hätte identifizieren können.«
»Und weil ihm die Leiche zu schade zum Vergeuden war«, ergänzte der Polizeichef, »hat dieser kranke Mistkerl mit der toten Ariel auf sein eigentliches Werk, den Mord an einem Kind, hingewiesen. Und auch das hat er verpfuscht.« Er beugte sich vor. »Muss ich weiter nach Leichen in meiner Gegend suchen?«
»Ich weiß es nicht.« Mallory griff nach Papier und Bleistift. »Sie haben doch sicher alle Straßen hier im Umkreis abgesucht und nichts gefunden.« Sie schrieb eine Telefonnummer auf den Zettel und schob ihn über den Schreibtisch. »Rufen Sie Detective Kronewald in Chicago an. Er weiß Näheres über die Kindergräber und wird sich freuen, von Ihnen zu hören.«
»Kindergräber? In der Mehrzahl? Ein Serienkiller mit einer
Vorliebe für Kinder … Es stimmt also, dass nicht Ariel damals hatte sterben sollen.« Er rollte mit seinem Stuhl zu einem offenen Dokumentenschrank, zog eine Akte heraus und warf sie auf den Tisch. »Das ist Ariels Obduktionsbericht. Ich mache Ihnen eine Kopie - auch von den Fotos, wenn Sie wollen. Fünfzig Stichwunden hatte das arme Mädel. Die Hälfte hat der Mörder ihr nach dem Tod zugefügt, aber was muss sie vorher für eine Angst ausgestanden haben! Nicht auszudenken, was ihr durch den Kopf ging, während sie verblutete. Und es war alles ein Versehen.«
Genau - ein Versehen. Das summende Kind, die gestörte kleine Dodie Finn, war das eigentliche Ziel gewesen. Die ältere Schwester war dem Mörder nur in die Quere gekommen.
Mallory betrachtete die vielen Obduktionsfotos und zählte die Defensivverletzungen an Hand und Armen. Es war kein schneller Tod gewesen. Mitleid war
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