Such mich Thriller
Mallory fremd, sie konnte mit diesem Gefühl nichts anfangen. Aber voller Genugtuung stellte sie sich vor, wie ein halbwüchsiges Mädchen, allein und den Tod vor Augen, mit einem Serienmörder gekämpft hatte, um die kleine Schwester zu schützen, ihr eine Chance zur Flucht, zum Überleben zu geben.
Heldenhafte Ariel.
9
R ay Adler war zögernd an der Hintertür stehen geblieben. Der Duft nach Roastbeef hatte ihn hergelockt, aber die Fotos, die Peytons Tochter auf dem Küchentisch ausgebreitet hatte, ließen ihn innehalten. Die Bilder des Todes hatten ihm den Appetit verdorben.
»Die zweite Schicht arbeitet an deinem Wagen«, sagte er. »Morgen wird er bestimmt fertig. Kann allerdings spät werden.«
Mallory nickte nur. Dann ging sie langsam an der Längsseite des Tisches entlang und betrachtete ein Foto nach dem anderen.
»Im Gästezimmer wirst du dich wohlfühlen, da hat dein Dad immer übernachtet.« Sein Blick ging wieder zu den Fotos und blieb an ihnen hängen. Das Stück Straße kam ihm bekannt vor - und eine ermordete Halbwüchsige wurde in dieser friedlichen Ecke von Kansas nicht alle Tage gefunden. »Das ist die Tochter von Joe Finn, nicht?«
»Kanntest du ihn?« Mallory sah auf. Der Bann der Fotos war gebrochen.
»Nicht persönlich, aber ich habe seinen letzten Kampf gesehen.« Ray zog sich einen Stuhl heran. »Das muss vor einem Jahr in Kansas City gewesen sein. Joe Finn war eindeutig unterlegen, schließlich hatte er als Boxer seine beste Zeit schon hinter sich. Aber er hat sich nicht geschlagen gegeben. Sein Gegner muss allein von den Schlägen, die er Joe verpassen
musste, bis dieser erledigt war, fix und fertig gewesen sein. Um diese Zeit haben sie auch die Leiche seiner Tochter gefunden, gar nicht weit von hier. Eine schlimme Geschichte.«
Von seinem Platz aus konnte er ins Nebenzimmer sehen, wo Mallory sich auch ausgetobt hatte. Der Geruch nach Putzmitteln stieg ihm in die Nase. Die hatte sie wohl zusammen mit den grausigen Fotos von ihrer Fahrt mitgebracht.
Jetzt kontrollierte sie den Braten im Rohr und machte die Kühlschranktür auf. Seine Bierflaschen standen in Reih und Glied wie Soldaten ganz unten, die anderen Fächer waren mit frischem Gemüse, Fleisch und Käse vollgepackt. Seine Leute würden heute Abend gut essen, aber es war ihm peinlich, dass sie offenbar glaubte, für ihren Überrollbügel bezahlen zu müssen. Und streiten konnte er nicht mit ihr. Peytons Tochter war ein entsetzlicher Dickkopf. Und sie war bewaffnet.
Dale Berman hatte sie angewiesen, die Eltern über die Interstate zu führen, das sei der schnellste Weg zu ihrem nächsten Halt - als sei ihm Tempo wichtig, dabei hatte er, wie Agentin Nahlman fand, in diesem Fall bisher extrem langsam gearbeitet.
Sie fuhr voraus und bemerkte als Erste, dass die Streifenwagen der Highway Patrol abdrehten und den Konvoi sich selbst überließen. Die beiden als Eltern getarnten FBI-Agenten bildeten die Nachhut, aber die Missouri State Troopers hatten dafür sorgen sollen, dass die Eltern sich nicht absetzten und auf die alte Straße zurückkehrten. Und diese Eskorte war jetzt verschwunden.
Nahlman wandte sich an ihren Partner, der, in die Straßenkarte vertieft, nicht nach rechts oder links sah. Sie kam sich wieder einmal vor wie ein Kindermädchen. »Ist Ihnen etwas aufgefallen?«
»Wie bitte?« Agent Allen spähte aus allen Wagenfenstern, dann hatte er begriffen. »Was ist mit der Patrol?« Er wählte die Nummer seines Chefs. »Hier Allen, Sir … Ja, Sir … Wir sind gut vorangekommen, aber jetzt sind die Cops weg …Ja, Sir, sag ich ihr … Nein, Sir … Tut mir leid, ich dachte, Sie wüssten … Wir bringen sie auf ein privates Campinggelände …Ja, Sir, ich gebe das weiter.«
»Soll ich mal raten?«, sagte Nahlman. »Er ist nicht begeistert über den geänderten Plan.«
»Und wir bekommen keine neuen Leute von der Highway Patrol, die sollen von jetzt ab außen vor bleiben. Er wusste nicht, dass Sie das Hotel in Springfield links liegen lassen wollen - haben Sie das nicht mit ihm geklärt? Jedenfalls hat er in Joplin Hotelzimmer gebucht.«
»Die wir nicht beziehen werden«, sagte Nahlman.
»Sie glauben, dass es den Eltern nicht recht wäre?«
»So ähnlich.« Sie hatte nicht die Absicht, diese Menschen in Hotelzimmern unterzubringen, wo sich der Killer sein nächstes Opfer aussuchen konnte wie Frischfleisch an der Theke eines Metzgerladens. »Kontaktieren Sie die Maulwürfe, sie haben sich schon eine Weile nicht
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