Such mich Thriller
sie noch leben. Dieser Tatort, von dem Sie gesprochen haben, der mit der frischen Leiche - hat man daneben noch ein weiteres Grab gefunden?«
Budrow nickte. »Die tote Frau lag mitten auf der Straße, gar nicht zu übersehen. Eine Hand war abgehackt, und …«
»Eine Frau«, unterbrach ihn Mallory. »Wie hieß sie?«
Als Mallory erfuhr, dass es sich um April Waylon handelte, war sie so wütend, dass sie die Tote am liebsten gleich noch einmal umgebracht hätte.
11
D ie Gruppe folgte Rikers mit fuchtelnden Armen und Händen gegebenen Anweisungen, einen Kreis um das Lager zu bilden. Auf die Idee zu dieser Wagenburg hatten ihn die Cowboyfilme aus seiner Kindheit gebracht. Er feixte, als die später eintreffenden FBI-Agenten nur noch Parkplätze am Rand der kleinen Zeltstadt fanden.
Aus einem der Caravans kam Nachschub nicht für die Menschen, sondern für die Fahrzeuge, und zwar alles, was ein Auto zum Überleben brauchte: Motoröl, Getriebeöl, Zündkerzen und Reparaturkits für abgefahrene Reifen. Einer aus der Gruppe war Automechaniker und ging von einer Rostlaube zur nächsten wie ein Arzt auf Visite. Er horchte auffälligem Klirren und Knirschen und anderen Motorengeräuschen nach, die nur er zu deuten wusste. Im Internet kannte man ihn als HabemeineAliceverloren , aber die meisten Eltern nannten ihn nur den Wunderdoktor.
Als es dämmerte, ließen Riker und Charles sich von Dr. Magritte zu gegrillten Rib-Eye-Steaks einladen. Das Fleisch kam aus einer rollenden Kühltruhe, die auch andere aus der Gruppe versorgte. Sie erfuhren, dass Magritte auf eigene Kosten drei Caravans gemietet und den Eltern zur Verfügung gestellt hatte, die kein eigenes Fahrzeug besaßen. Er war ein guter Grillmeister. Die Steaks brutzelten nicht über offenem Feuer, sondern auf einem richtigen Grill, der ihn viel Geld gekostet hatte.
»Aber am besten grillt es sich immer noch auf diesen kleinen ausklappbaren Gitterdingern, die man von Einkaufswagen klauen kann«, sagte Riker.
Während des Essens arbeitete er unauffällig weiter. Er musterte die vielen neuen Gesichter, die neue Probleme mitbrachten. »Ihre Leute haben Angst, Doc.« Er deutete auf die Mini-Zelte und Vorbauten vor den Wohnwagen, an denen Flinten und Jagdgewehre lehnten. »Dass es die hier gibt, weiß ich natürlich, aber gestern waren sie noch versteckt, heute werden sie offen zur Schau gesellt.«
»Es gibt ihnen ein Gefühl der Sicherheit«, sagte Dr. Magritte. »Und die FBI-Agenten haben nichts dagegen.«
»Warum wohl?«, konterte Riker. »Weil sie bis auf Christine Nahlman blutige Anfänger sind. Oder ist Ihnen das noch nicht aufgefallen?«
Paul Magritte öffnete eine Kühlbox, um Riker mit einem kalten Bier zu versöhnen, und lächelte. Riker lächelte nicht. Aber das Bier nahm er.
»Dazu kommen die Handfeuerwaffen.«
Magritte blickte erschrocken hoch.
»Zu sehen kriegen Sie die nicht«, sagte Riker. »Aber sie sind da, in den Zelten und in Schlafsäcken versteckt - tickende Zeitbomben.« Er stand auf und bedankte sich bei Magritte für das Essen. »Laufen Sie nach Einbruch der Dunkelheit nicht allein in der Gegend herum. Sie könnten dabei draufgehen.«
Er sah auf die Uhr. Zeit, den Wolf auszuführen.
George Hastings - oder Jills Dad - hatte das Tier an der Kette, und Riker verließ hinter ihm die Wagenburg. Keiner der Hunde bellte, wenn der Wolf draußen war, dazu war ihnen ihr Leben zu lieb. Sie lagen auf dem Bauch, gaben keinen Ton von sich und hofften, der Tod würde an ihnen vorübergehen. Mann und Wolf verschwanden in der Dunkelheit, und Riker
setzte sich mit seiner Taschenlampe, einer Pistole und einem Sixpack Bier auf den Boden. Stocknüchtern war er kein guter Schütze, aber nach der heutigen Alkoholzufuhr erhoffte er sich eine ruhigere Hand und würde mit vier oder fünf Schüssen wohl ein lebenswichtiges Organ treffen. Er hatte Jills Dad eingeschärft, sich nicht aus der Reichweite der Taschenlampe hinauszubewegen. Nur einmal wandte er den Blick von dem Wolf ab und sah zu einem Himmel auf, dessen Schönheit die Lichter der kleinen Zeltstadt nichts hatten anhaben können. Die Sterne kamen heraus, einer nach dem anderen - und dann hörte er den ersten Hubschrauber. Wurde auch Zeit. Er hatte sich schon gefragt, wo die Medien blieben.
Nahlman setzte sich neben ihn, um ihm bei der Wolfswacht Gesellschaft zu leisten. Sie hatte ein Klemmbrett mit einer Liste von Autokennzeichen mitgebracht. »Bisher ist nur ein falscher Name darunter. Der hier.
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