Such mich Thriller
Darwinia Sohlo.« Sie sah so plötzlich zu ihm hoch, dass er keine Zeit hatte, Überraschung zu heucheln. »Komm, Riker, das hast du schon gewusst.«
»Ja, der Name klingt total erfunden.« Er drückte ihr eine Bierflasche in die freie Hand. »Aber wir suchen nicht nach einer Frau. Nichts für ungut, Nahlman. Obwohl ich ja persönlich glaube, dass Frauen die besseren Mörder sind.« Er sah wieder zum Himmel hoch. Auf der Unterseite des Hubschraubers waren die Kennbuchstaben einer großen Fernsehgesellschaft zu erkennen. »Hey, Nachrichten zur besten Sendezeit!«
»Diese verdammten Reporter«, ärgerte sich Nahlmann. »Die übrigen Medienhaie halten unsere Leute da hinten unter Kontrolle.«
»Falsch«, sagte Riker. »Reporter lassen sich nur in Schach halten, wenn man ihnen Knochen hinwirft. Sobald sie anfangen, zu bohren und zu wühlen - und damit verdienen sie schließlich ihr Geld -, hat man sie nicht mehr im Griff.«
»Es ist nicht meine Entscheidung.«
»Könnte es aber sein.« Es war vielleicht nicht verkehrt, ein wenig Unzufriedenheit beim Personal zu streuen. »Dazu braucht es doch nur ein paar einfache Regeln. Kein Mitglied der Gruppe verlässt die Wagenburg ohne Begleitung, und nur die Eltern kommen nachher wieder rein. Ohne Dale wäre das alles ganz unkompliziert. Ein Anruf von oben - und die Presse kann loslegen. Aber dazu brauche ich dich.«
»Ich habe nicht …«
»Siehst du Dale Berman irgendwo? Nein, der sitzt gemütlich in einem Motel, während du und deine Kollegen auf der Erde schlafen. Wenn man ihn braucht, ist er nicht da. Und dann hast du den Oberbefehl. Ruf die Kids an und sag ihnen, sie sollen die Reporter durchlassen, weil es sonst Haue von Mami gibt.«
Da hatte er wieder mal böse danebengegriffen.
Das Antidiskriminierungstraining hatte offenbar bei ihm nichts gebracht. Einer ihrer Mundwinkel zuckte, dann sah sie rasch weg. Riker guckte seine leere Flasche an, aber die war nicht schuld. Das war das Problem eines Hardcore-Säufers - er konnte sich volllaufen lassen und trotzdem noch nüchtern reden und auf einer Linie gehen.
Riker legte ihr eine Hand auf die Schulter und versuchte es noch einmal. »Tut mir leid, das ist mir so rausgerutscht. Aber du musst mir diesen Gefallen tun. Der Eltern wegen. Sie haben es so schwer, in einer Nachrichtensendung aus der Provinz auch nur fünf Sekunden Sendezeit zu kriegen. Das hier ist ihre einzige Chance für eine landesweite Berichterstattung. Und morgen kannst du sicher sein, dass sie alle beim Konvoi bleiben. Wenn die Reporter mitspielen dürfen, gibt es keine Ausreißer mehr.«
Christine Nahlman lenkte ein, er spürte es an den Schultern, die sich lockerten.
»Vielleicht würde Dale mitmachen, wenn du ihn darum bitten würdest. Vor dir hat er Respekt, glaube ich, weiß der Himmel warum. Und du hast seine Handynummer.«
»Besten Dank, so viel Bier habe ich nun doch noch nicht intus.« Riker holte die nächste Flasche aus dem Sixpack. »Eine hübsche Frau hat bestimmt die besseren Chancen.«
Wow!
Nahlman stand hastig auf und legte die Hände an die Hüften. Showdown! Was sollte er machen? Für einen fairen Kampf mit einer Frau war er zu betrunken, aber noch nicht betrunken genug, um ein weiteres Gespräch mit Dale Berman zu ertragen. »Trinke ich eben schneller«, sagte Riker.
Christine Nahlman entschied, sich über ihren Boss hinwegzusetzen, und dazu hatte sie nicht Rikers zweite Flasche Bier gebraucht. Sie wollte keine weiteren toten Eltern auf dem Gewissen haben.
Auf der Straße öffneten sich die Schleusen, nachdem man die Reporter von der Leine gelassen hatte, und der Zirkus begann. Die Nachrichtenteams kamen mit Scheinwerfern und Kameras, mit Mikrofonen und Maskenbildnern. Die überglücklichen Eltern hielten ihre Plakate hoch und stellten sich an, um interviewt zu werden - alle bis auf Jills Dad, obgleich sein Wolf für die Nacht sicher verwahrt war. Auch Darwinia Sohlo oder wie immer sie wirklich hieß, erwies sich als kamerascheu. Dass Joe Finn sich nicht angestellt hatte, wunderte Nahlman nicht.
Beim Warten tauschten sich Mrs. Hardy und zwei weitere Mütter darüber aus, wie viele Sekunden ihr Lokalsender der Tragödie gewidmet hatte und wie viele Zeilen ihre Lokalzeitung, und wie viele Plakate sie durchschnittlich im Monat an Telegrafenmasten gepinnt hatten.
Die Suche nach verschwundenen Kindern war harte Arbeit.
Endlich durfte Mrs. Hardy vor der Kamera der Nation verkünden: »Meine Melissa spielt Klavier.« Sie
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