Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Suche nicht die Suende

Suche nicht die Suende

Titel: Suche nicht die Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
Vom Netzwerk:
war ihr Zittern weniger geworden.
    Das war ein ausreichend gutes Ergebnis und einer größeren Investition würdig. »Seit Jahren«, sagte er. Seine Finger spannten sich wie aus eigenem Willen an. »Und das nicht nur, weil du schön bist, wirklich schön, wunderschön auf eine Weise, von der dein Aussehen nur ein Teil ist. Die Art, wie du die Welt siehst, ist wunderschön. Und du bringst andere dazu, deren Schönheit mit deinen Augen zu betrachten. Und du hast mich über die Maßen ärgerlich gemacht, indem du dich an Vollidioten weggeworfen hast. Ich habe dich beständig dafür verflucht, dich so billig zu verkaufen. Und ich habe niemals ein Gebot gemacht, weil ich niemals glaubte, du wärest zu kaufen, und ich wusste nicht, was ich dir hätte bieten können, was du verdientest. Deshalb« – er holte tief Luft – »falls es die Scheidung ist, die dir Probleme macht, können wir diesen Teil beiseiteschieben.«
    Keine Reaktion.
    »Das heißt heiraten für immer.« Schlug er das jetzt tatsächlich vor? Lieber Gott, seine Schwestern würden ein Fest veranstalten, das bis zum neuen Jahr dauern würde. »Für immer und ewig«, machte er es noch klarer. Herrgott, er hörte sich wie ein Fünfjähriger an. Als Nächstes würde er noch hinzusetzen
Ganz bestimmt! Ehrenwort!
    Sie seufzte fast unhörbar.
    Er hatte keine Ahnung, wie er das deuten sollte. Seine eigenen Gedanken fühlten sich ein wenig benommen an, aber er vermutete, dass er sich vernünftig anhörte. Oder nicht?
    Warum antwortete sie dann nicht?
    »Ich lebe in New York und Buenos Aires«, sagte er und fühlte sich jetzt mehr und mehr wie ein Idiot, »aber wenn du lieber in London wohnen möchtest, kann ich mein Unternehmen dorthin verlegen. Genau genommen ist das Geschäft mit Peru zurzeit – ach, das ist jetzt egal. Vielleicht würden halbjährliche Reisen genügen. Wir können uns ein Haus in London aussuchen. Wo immer es dir gefällt – am Grosvenor Square, wenn du den vorziehst. Falls du das unbedingt willst«, fügte er leise hinzu, denn weiter als bis zu diesem Punkt könnte er wirklich nicht gehen.
    Gwen warf ihm einen undeutbaren Blick zu und befreite sich aus seinem Griff. Sie wandte ihm den Rücken und starrte aus dem Fenster.
    »Liebst du mich?«, fragte sie.
    Dabei klang ihre Stimme sehr klein. Und er fragte sich plötzlich, welche Art von Trennlinie es zwischen ihnen schuf, dass er Dinge von ihr wusste, die sie nie mit ihm geteilt hatte – Begebenheiten und Geschichten und Momente und Erinnerungen, von denen sie nicht einmal ahnte, dass er darüber Bescheid wusste. Er hatte sie seit einer so langen Zeit gesammelt und immer wieder vor sich selbst geleugnet, dass es ihm dabei um mehr gegangen war als um ein beiläufiges Amüsement. Dazu war er zu eifrig gewesen, manches Mal sogar eifersüchtig. Er hatte vor sich selbst geleugnet, dass er nie eine Bemerkung vergessen hatte, die Gwen gemacht – oder die andere über sie gemacht hatten, und dass er diese Leute geschätzt oder verachtet hatte, je nachdem, wie sie Gwen gegenübergetreten waren. Es war eine einseitige Intimität, die zwischen ihm und ihr existierte. Unvermeidbar schuf dies einen Abgrund, dessen Tiefe keiner von ihnen kennen konnte, bis sie versuchten, sie auszuloten. Würde sich dieser Abgrund als unüberbrückbar erweisen?
    »Ja«, sagte er ruhig. »Ich liebe dich, Gwen.« Wie hatte sie das nie sehen können? Sogar Richard hatte es gewusst.
    Er beobachtete ihre Haltung, als sie sich zu ihm umwandte. Sie stand so unglaublich gerade. Er wartete darauf, dass die Anspannung aus ihren Schultern wich.
    Doch sie entspannten sich nicht, auch dann nicht, als sie das Gesicht zu ihm hob und lächelte, ein Lächeln, das so überirdisch strahlend wirkte, dass ihn für einen kurzen Moment eine unheimliche Angst beschlich: Er musste dies träumen, denn nichts von all dem war real. Also träumte er. Und es konnte nicht real sein, was sie da sagte: »Dann ja, Alex. Ich will dich heiraten.«

15
    Für den Rest ihres Lebens blieben die Erinnerungen an den Maskenball für Gwen vage und verschwommen, verwaschen von dem riesigen blauen Licht, in dem sie entstanden waren. In jenem Augenblick selbst jedoch verlieh die Beleuchtung der Szene eine überdeutliche Schärfe. Tausend Lampen verströmten ihr Licht im Haus der Cornelyses am Grosvenor Square. Der Schein spiegelte sich wild auf den scharlachroten und goldenen Mustern des Dekors im chinesischen Stil, den edelsten Juwelen von gut sechshundert Gästen, den

Weitere Kostenlose Bücher