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Suche nicht die Suende

Suche nicht die Suende

Titel: Suche nicht die Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
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Pailletten, mit denen ihre glänzenden, ausdruckslosen Masken bestickt waren. Der Lärm, der von Hunderten von Gesprächen und drei miteinander konkurrierenden Orchestern auf zwei Etagen stammte, erfüllte die Sinne wie Champagner. Gwen hatte sich auf die Suche nach der Toilette gemacht und sich auf dem Rückweg zum Ballsaal zwei Mal verlaufen.
    Vielleicht, dachte sie, arbeitete ihr Kopf nicht richtig. Jeder dieser letzten zwölf Tage kam ihr vor, als sei er in einer Art berauschtem Nebel vergangen. In Mailand hatte sie Elma ein Telegramm geschickt, schnell zu kommen – das war fast schon ein Befehl gewesen, dem dann sogar noch schneller Folge geleistet wurde, als Gwen gehofft hatte; sie hatte nur noch eine atemlose Nacht mit Alex verbringen können, bevor Elma aufgetaucht war, bestrebt, den Anlass dieses frühen Rückrufs zu erfahren und zudem ein bisschen verärgert. (Gwen traute sich nicht zu fragen, was Elma so sehr beschäftigt hatte, das ihre frühzeitige Rückkehr so bedauerlich hatte machen können.)
    Die Enthüllung des Anlasses hatte dann das Unmögliche möglich gemacht: Elma war vorübergehend sprachlos gewesen. Danach jedoch, nachdem ihre Überraschung sich gelegt hatte, hatte sie sich selbst in eine Krisenstimmung versetzt. »Sollen wir uns damit aufhalten, einen italienischen Priester zu bestechen? Unsinn, das wäre doch nur ein weiterer Mund, der zugeklebt werden müsste. Nein, lasst uns dahin gehen, wo unsere Freunde sind und alles dort geschehen lassen«, entschied sie. »Wir buchen Fahrkarten direkt nach London. Auf, auf, Mr Ramsey, auf, auf!«
    Gwen hatte sich überlegt, dass es unnötig war, sich damit zu belasten, dass Lady Milton sie für bereits verheiratet hielt. »Was kümmert es uns?«, hatte sie Alex gefragt, als Elma ihnen endlich einmal lange genug den Rücken gekehrt und ihnen damit die Gelegenheit gegeben hatte, sich ungestört zu unterhalten. »Wird es in Buenos Aires oder New York wichtig sein, wenn die Leute in London sagen, dass wir vor unserer Heirat allein herumgereist sind?«
    »In London wird es wichtig sein«, erwiderte er. »Und eines Tages könnte es auch dir nicht egal sein.«
    Er hörte nicht auf ihre Beteuerung des Gegenteils. Genau genommen hatte er sich überraschend zugänglich für Elmas moralisierende Reden und Anordnungen und auch die seiner Schwestern gezeigt. Die Zwillinge hatten in St. Pancras gewartet, vier Tage später – aufgeschreckt von Elmas Telegramm, dass »ein schreckliches Durcheinander«, ausgelöst von »zwei verrückten Turteltauben«, ihrer größten Anstrengungen für eine Lösung harrte.
    Gwen hatte Alex vorausgesagt, dass zumindest eine seiner Schwestern vor Schreck umfallen werde, wenn sie von den Heiratsplänen erfuhren. Er hatte nur gelächelt und gesagt, die beiden könnten eher
sie
überraschen.
    Und in der Tat, nachdem sie die Neuigkeit erfahren hatten, hatte Belinda lediglich die Stirn gekräuselt und dann genickt, während Caroline sich mit einem Aufschrei quer durch die Kutsche geworfen hatte, um Gwen und Alex zu umarmen. »Gut gemacht«, hatte sie zu Alex gesagt und ihm zugeblinzelt, während sie sich wieder auf ihren Platz gesetzt hatte.
    Die Sachlage war die: Ausgelöst von Lady Miltons eifriger Hand hatte sich die Kunde von der Heirat überall verbreitet. Eine Flut von Karten war bei den Beechams eingetroffen, alle waren von Bekannten gekommen, die unbedingt die ganze Geschichte erfahren wollten. Daher brauchte man eine sehr maßgebende Person, um die Beschaffung einer Sondererlaubnis voranzutreiben. Vielleicht musste man sogar jemanden überzeugen, das Datum der Ausstellung dieses Dokuments zu korrigieren; andererseits würde die Neuigkeit über dessen verspäteten Einsatz zum nächsten Skandal der Saison werden. »Und Gwen hat sich bereits zwei Mal um ein solches Dokument bemüht«, sagte Elma. »Außerdem geht jetzt das Gerücht um, dass sie Pennington bestochen habe, er solle verschwinden, damit sie stattdessen Mr Ramsey heiraten könne.«
    Alex’ Beziehungen reichten eher in Regierungskreise, da er nie einen Anlass gesehen hatte, sich mit einem Kirchenmann zu befreunden. Und so fiel die Aufgabe der Beschaffung der erforderlichen Lizenz an Gerard.
    Die Zwillinge und Alex überbrachten ihrem Bruder die Neuigkeit gemeinsam, während Gwen mit Elma in der Halle wartete. Dort waren von dem großen Moment der Enthüllung nur ein Klirren und ein lautes Poltern zu hören.
    »Ach du meine Güte«, murmelte Gwen.
    Elma tätschelte ihr

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