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einer abstoßenden grauen Farbe gestrichen war, schmutzig und inzwischen abgeblättert. Hoch über ihren Köpfen schwebten Metallbrücken, große Eisenbalken, Drähte und Kabel. Aber das Skelett des Gebäudes an sich war aus Holz, grob zusammengezimmert und von Kohlenstaub und Feuer fleckig. An den Wänden standen alte Metallspinde, ausrangierte Loren verschiedener Größen und ein rotgestrichener aufgebrochener Container mit einem Haufen Metallschrott neben sich. Es gab nur wenige Fenster, die von gitterähnlichen Sprossen durchzogen waren. Selbst in dieser intensiven Kälte roch es bittersauer nach Kohlenstaub und Motorenöl.
»Mein Gott«, sagte er und trat ein paar Schritte weiter in den Raum. »Niemand, der bei Verstand ist, würde ein Kind mit hierherbringen.«
Der Boden in der Seilbahnzentrale bestand aus schmalen Holzbohlen, die direkt auf die Eisenplatten gelegt waren, aber sie waren vom Kohlenstaub so verdreckt, dass man kaum erkennen konnte, dass sie einmal gestrichen worden waren. Tom Andreassen ging vorsichtig weiter in den Raum und holte gleichzeitig die Taschenlampe heraus, die er in der Jackentasche hatte. Doch der scharfe Lichtstrahl nützte nichts. Die Zentrale war so riesig, dass der kleine Lichtkegel nur Details an den Wänden direkt neben ihm aufdeckte.
Es knackte in den Holzplanken, aber der Boden schien sicher zu sein. Ein paar Schneehaufen waren aus den offenen Luken, durch die früher die Loren auf die richtigen Seile gerutscht waren, hereingeweht worden. Die Weichenstation selbst lag hoch oben unter dem Dach, nur als Umriss von Balken und Metallkonstruktionen in der Dunkelheit zu erahnen. Die Lache einer schwarzen Flüssigkeit hatte Flecken auf den Holzbrettern neben dem zerbeulten Container hinterlassen. Tom Andreassen spürte, wie sein Atem vor Furcht schneller ging. Konnte das möglich sein? Er weigerte sich, den Gedanken zu Ende zu denken. Und kurz darauf konnte er sehen, dass es sich um Motorenöl handelte, das aus einem kaputten Behälter ausgelaufen und in der Kälte erstarrt war.
Erik Hanseid war an der Tür zur Eisenleiter stehen geblieben. Er war nur als Schatten zu erkennen. »Tom, du siehst doch wohl auch, dass hier niemand ist«, rief er. »Es hat keinen Sinn, weiter zu suchen. Komm, ziehen wir uns zurück. Das ist eine Sackgasse. Mögen die Götter wissen, was der Redakteur gesehen hat. Vielleicht war das nur ein Bluff, um mit der Regierungsbevollmächtigten in Kontakt zu kommen und nach Neuigkeiten zu fragen. Nun komm schon, Tom, ich friere.«
Aber aus dem Augenwinkel heraus hatte Tom Andreassen ein schwaches Licht gesehen. Vorsichtig ging er um den Container herum und entdeckte einen kleineren Raum, aus Holzplanken und Wellblechplatten mitten in der Zentrale erbaut. Die obere Hälfte der Wände bestand aus Fenstern. Der kleine Verschlag sah aus wie eine Art Arbeitsraum. Durch eines der Fenster fiel der schwache Schein einer brennenden Lampe.
»Komm mal her, Erik. Hier ist so ein Verschlag mitten im Raum. Und da drinnen brennt Licht.« Tom Andreassen verschwand hinter dem Container.
Hanseid folgte ihm widerstrebend. »Das muss der Kontrollraum sein. Von hier aus wurde der Kohlentransport aus den Gruben runter zum Verladekai bei Hotellneset gesteuert. Aber die Zentrale ist doch seit vielen Jahren stillgelegt. Da ist bestimmt abgeschlossen, damit keiner reingeht und die ganze Elektronik kaputt macht. Vergiss es. Die Kleine ist bestimmt nicht da drinnen. Und Steinar Olsen auch nicht.«
Hanseid hatte Tom Andreassen beim Arm gefasst, doch der riss sich mit einem Ruck los. »Jetzt hör mal zu, Erik. Wir werden jede Kiste und jede Ecke in diesem verfluchten Raum untersuchen. Und wir bleiben hier, bis ich sage, dass wir gehen, ganz egal, wie kalt es ist.«
Die Tür zu dem kleinen Büro stand offen. Drinnen war es angenehm warm, zumindest im Vergleich zu dem Rest der Seilbahnzentrale. Entlang einer Fensterwand befand sich eine lange Arbeitsplatte mit Kontrolltafeln und anderen Instrumenten. Das Licht, das Tom Andreassen von draußen gesehen hatte, stammte von einer Arbeitslampe, die sich über eine der Instrumentenpaneele neigte. Ein altes, abgenutztes Sofa aus braunem Leder stand an der Rückwand. Vor dem Sofa gab es einen niedrigen Couchtisch. Eine Kaffeemaschine befand sich auf einem Aktenschrank. Es lagen Stapel alter Archivmappen und verstaubte Papiere auf der Arbeitsplatte. Aber auf dem Couchtisch standen auch eine leere Sektflasche und zwei Plastikbecher mit
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