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Titel: Suche: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Kristensen
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Geschrieben in Times Roman 20 Punkt, dachte sie, ohne es eigentlich zu registrieren. Es stand nur ein einziger Satz dort. Quer über dem Bogen, genau in der Mitte. »Jemand muss sterben.«
    Auf allen sieben Briefbögen. Auf dem letzten Papier, das ganz unten im Stapel lag, war der Text verändert. Aber die gleiche, unspektakuläre Anordnung, der gleiche Schrifttyp. »Jemand wird sterben.«
    Seit Frøydis Hanseid nach Spitzbergen gezogen war, waren mehrere Wochen vergangen, und alles war anders gekommen, als sie es sich gedacht hatte. Sie registrierte oft einen leichten Parfümgeruch am Scooterdress und an der schwarzen Jacke ihres Mannes, die im Flur hingen. Ihres Mannes – des Polizeibeamten.
    »Was machst du eigentlich in all den Stunden, die du allein bist?«, fragte er ab und zu. Mit ein wenig Fürsorge in der Stimme. »Kannst du nicht irgendeine Beschäftigung finden? Damit die Tage nicht so lang werden? Ein Hobby. Etwas Nützliches.« Zum Glück hatte Trulte Hansen, die ältere Witwe, die ein paar Häuser weiter wohnte, Frøydis gefragt, ob diese sich vorstellen könne, das Sonnenfest mit vorzubereiten. Deshalb konnte sie Erik antworten, dass sie damit schon sehr beschäftigt sei.
    Frøydis hatte erwartet, dass Tor Bergerud nach dem bewussten Samstag Anfang Januar wieder anrufen würde. Aber vielleicht hatte er ja Angst, dass Erik zu Hause sein könnte? Sie überlegte sich verschiedene Möglichkeiten, wo sie sich treffen konnten, und es ganz zufällig aussah. Anfangs ging sie jedes Mal, wenn sie einkaufen war, hinterher ins Café Schwarzer Mann. Aber sie blieb allein an ihrem Tisch sitzen, Tag für Tag. Die Damen an dem runden Stammtisch ganz hinten im Café betrachteten sie mit mitleidiger Miene und kamen schließlich direkt auf sie zu. Es wurde nach einer Weile geradezu peinlich, wie sie dasaß, die Kaffeetasse in den Händen drehte und auf die Eingangstür starrte. Nach einer Weile gab sie die Hoffnung auf, ihn hier zu treffen.
    Das Ehepaar Bergerud wohnte nicht weit entfernt. Mehrere Male täglich ging sie an ihrer Wohnung vorbei, machte dabei einen kleinen Umweg auf ihrem Weg hinunter in die Stadt. Die Ausrede, falls sie eine bräuchte, war, dass sie ja kein Auto hatte, das benutzte ihr Mann. Anfangs ging sie schnell an dem besagten Haus vorbei, doch mit der Zeit versuchte sie immer mehr hinter den erleuchteten Fenstern zu erspähen. Wie die meisten Menschen war sich Tor Bergerud nicht bewusst, wie gut sichtbar er in seinen eigenen vier Wänden war. Manchmal stand sie hinter einem riesigen Schneewall und betrachtete ihn lange Zeit, bis ihre Füße gefühllos wurden und sie schließlich gehen musste, um nicht entdeckt zu werden.
    Erik Hanseid kam auch an diesem Freitag nicht zum üblichen Feierabend nach Hause. Wie immer war sie diejenige gewesen, die eingekauft hatte. Natürlich, sie hatte ja sonst nichts zu tun. Sobald sie den Flur betreten hatte, registrierte sie, dass er nicht zu Hause war. Diese Stille, vielleicht auch die Dunkelheit im Wohnzimmer, die durch die halb geöffnete Tür zu sehen war. Keine Scooterstiefel in einer Pfütze aus geschmolzenem Schnee, kein Kaffeeduft aus der Küche, keine Lampe, die im Wohnzimmer brannte, und kein Geräusch von Radio oder Fernseher.
    Sie stellte die Tüten mit ihrem Einkauf ab und hockte sich hin, um die dicken Winterstiefel aufzuschnüren. Sie hängte die Daunenjacke an einen freien Haken. Warum konnte er nicht einmal zu Hause sein? Sie bekam ganz rote Wangen vor plötzlich in ihr aufsteigender Wut. Zu ihrem eigenen Entsetzen zog sie eine Packung Eier aus der Plastiktüte und warf sie gegen die Wand.
    Er rief vom Polizeirevier aus an und erklärte, dass etwas dazwischengekommen war – eigentlich nur eine Bagatelle, aber da sie viel zu wenig Leute hatten … Sie antwortete mit sanfter, alltäglicher Stimme, dass er sich nicht immer so viel Arbeit aufbürden solle und dass er einfach viel zu gutmütig sei. Aber als ihr ein paar Minuten später noch etwas einfiel, was sie ihn hatte fragen wollen, etwas ganz Triviales, und sie versuchte, ihn anzurufen, da nahm niemand das Telefon im Verwaltungsgebäude ab.
    Was im Grunde wenig überraschend war. Er war schon lange von Skjæringa weggefahren und mit allem anderen als polizeilicher Arbeit beschäftigt. Line Bergerud hatte angerufen und gefragt, ob sie sich nicht treffen könnten. Um Missverständnisse aus der Welt zu räumen. Sie hatte so ein Gefühl, als würde ihr Mann etwas ahnen und sich wappnen.
    Als Erik

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