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Tromsø angefordert. Ich gehe davon aus, dass er im Laufe der Nacht dorthin gebracht werden wird. Höchstwahrscheinlich wird er wohl nach Haukeland geflogen.«
Knut schluckte und begegnete wieder Hannahs wütendem Blick, aber er musste sich trotzdem vergewissern. »Dann hat er also überhaupt nichts sagen können? Niemandem?«
»Nein, das wäre auch ziemlich unwahrscheinlich.« Der Arzt schüttelte nachdenklich den Kopf. »Höchstens genau in dem Moment, als seine Kleider Feuer fingen. Aber ich weiß nicht, ob jemand zu diesem Zeitpunkt dort war. Da musst du die fragen, die als Erste vor Ort waren. Hannah, war schon jemand da, als du angekommen bist?«
Aber Hannah starrte die Männer nur an und fing an zu zittern. »Ich glaube, ihr spinnt. Der Mann da drinnen liegt im Sterben. Er hat Schreckliches durchgemacht … Und du …« Sie machte einen Schritt auf Knut zu und ohrfeigte ihn so kräftig, dass es knallte, »… du denkst nur an deine blöden Polizeiermittlungen. Hast nicht einen Funken von Mitgefühl!« Damit lief sie durch die Tür hinaus und verschwand den Flur hinunter.
Der Arzt schaute Knut an. »Nimm das nicht so ernst. Sie hat einen heftigen Schock erlitten. Das kommt vor, selbst bei uns von der Notfallmedizin. Wir sind auch nur Menschen. Irgendwann wird es einfach zu viel. Und ich muss zugeben, es ist mit das Schlimmste, was ich je gesehen habe. Ich werde mit ihr reden. Komm morgen wieder. Dann ist er wahrscheinlich auf dem Festland. Im Augenblick haben wir wirklich keine Zeit.«
Knut rieb sich die Wange, auf der sich ein heftiger roter Fleck abzeichnete. »Falls er etwas sagt, auch nur das Geringste, und selbst, wenn es vollkommen sinnlos erscheint, dann sei so gut und ruf mich sofort an. Wir müssen wissen, ob er derjenige war, der seine Tochter aus dem Kindergarten abgeholt hat. Und wo sie jetzt ist.«
Der Besitzer des Cafés Schwarzer Mann schaute sich in dem gut gefüllten Raum um. Kaffee gab es gratis für alle, aber zusätzlich bot er belegte Brote und Waffeln an. Die meisten kauften etwas zu essen. Die Polizeibeamten saßen in einer Ecke des Raumes und hatten für ein wenig Platz um sich herum gesorgt, damit es nicht so einfach war, mitzuhören, was sie mit den Zeugen bereden wollten. Aber das Café war nicht groß genug, dass nicht der eine oder andere ein paar Brocken aufschnappen konnte. Als Erstes hatten die Polizisten die Neonröhren an der Decke eingeschaltet. Und bald wurde klar, dass nicht nur die Zeugen vom Parkplatz den Weg ins Café gefunden hatten. Unter anderem saß auch der Redakteur der Spitzbergen-Post ganz hinten in der neugierigen Menge.
Tom Andreassen stand auf und räusperte sich. »Ich möchte alle, die nicht während des Brandunglücks auf dem Parkplatz waren, bitten, das Café zu verlassen«, sagte er mit entschiedener Stimme. »Das Café Schwarzer Mann stellt momentan seinen Betrieb ein, und die Polizei möchte ungestört mit den Zeugen reden.« Überrascht darüber, dass der sonst so sanfte Polizist mit so herrischer Stimme sprach, erhoben sich zwei Drittel der Anwesenden ohne Protest und verließen das Lokal, einschließlich des widerstrebenden Redakteurs.
Die Stimmung unter den Zurückbleibenden war gedämpft. Es herrschten Ratlosigkeit und Angst. Die meisten wollten nach Hause. Ein Mann stand auf und erklärte, dass er vom Festland komme, für das Telefonunternehmen arbeite und nichts mit der Sache zu tun habe, er könne ja wohl gehen?
»Von uns hier hat auch keiner etwas mit der Sache zu tun«, erklärte einer der ständigen Bewohner wütend. »Du kannst hübsch warten, bis du an der Reihe bist.«
Doch Tom Andreassen hatte sich bereits zu dem Mann von der Telefongesellschaft umgedreht. »Wann waren Sie vor Ort? Brannten die Autos da schon?«
»Ja.« Der Mann nickte eifrig. »Ich bin den Weg hochgekommen. War spazieren und wollte zurück zu … na ja, dahin, wo Telenor sitzt. Und da habe ich Schreie und Lärm gehört, und dann habe ich die Flammen gesehen. Ich bin nicht nähergegangen, deshalb habe ich auch nichts gesehen.«
»Okay, in Ordnung. Gehen Sie bitte zu dem Mann dort hinten am Tisch, ja? Er ist der Ermittler von der Kripo und wird Ihnen sicherheitshalber noch ein paar Fragen stellen.«
Tom Andreassen schaute sich in der Runde um. »Sind noch mehr Besucher vom Festland hier?« Keine Antwort. »Gut, dann machen wir jetzt alphabetisch weiter. Soweit ich sehen kann, befinden sich elf Personen hier im Lokal. Der Feuerwehrchef selbst ist kein Zeuge, er
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