Suche: Roman
gefahren hatte. Ihm war keine Zeit geblieben, sie zu fragen, was sie auf dem Parkplatz gesehen hatte oder was sie überhaupt dort gemacht hatte. Er hatte ihr schnell ein großes Glas Cognac eingeschenkt und versprochen, so schnell es ging zurückzukommen.
»Hoffen wir, dass ihr Recht habt.« Jan Melum schaute zu den Feuerwehrleuten. Sie standen an den Löschgeräten und überwachten die rauchenden, verbrannten Wracks.
Tom Andreassen schien den Tränen nahe zu sein. Er dachte an seine eigenen Kinder, die hoffentlich friedlich schliefen und nichts wussten von dem, was nur knapp einen Kilometer von ihnen entfernt vor sich ging. »Ich kann es kaum glauben. Was ist nur auf Spitzbergen los? Wir sind doch bisher immer eine friedliche, kleine Gemeinde gewesen. Die schlimmsten Verbrechen, das waren normalerweise ruhestörender Lärm, Ehekrach, Schnapsschmuggel und ein paar kleinere Umweltsünden. Und plötzlich das alles hier. Ich wohne jetzt fast fünf Jahre hier und begreife es einfach nicht.« Er schob seine Hände in die Taschen der schwarzen Jacke mit dem Polizeiemblem. »Sind wir naiv? Sehen wir langsam diese Harmonie als selbstverständlich an? Was für ein Wahnsinn ist das, ein kleines Kind zu kidnappen? Und seinen Vater umzubringen? Wo sind wir gewesen, während das alles passiert ist?«
»Hör mal, Tom. Bisher wissen wir nicht mehr, als dass es ein Unfall war.« Erik Hanseid legte ihm die Hand auf die Schulter. »Jetzt lasst uns erst mal ins Café gehen und mit den Leuten reden, die dort warten. Dann wird sicher schon mal klarer werden, was überhaupt passiert ist.«
»Du hast leicht reden«, sagte Knut. »Aber wo ist Steinar Olsens Tochter? Was ist mit ihr passiert?«
Der Ermittler vom Festland hatte sich umgedreht und schaute die Inselpolizisten nachdenklich an. »Ich werde meinen Chef anrufen. Wir brauchen Leute von der Spurensicherung hier.«
Tom nickte. »Wir haben, so gut es geht, das Gelände wie einen Tatort abgesichert. Aber was ist, wenn es anfängt zu schneien? Wäre es sinnvoll, eine Persenning über die Autos zu legen? Oder sollen die Feuerwehrleute sie lieber wegschleppen?«
Der Leiter des Feuerwehreinsatzes kam auf die Polizisten zu. Er war ein hochgewachsener Mann mit ruhigen, graublauen Augen und machte den Eindruck, als wäre es für ihn Alltagsarbeit, ein brennendes Auto mitten in Longyearbyen zu löschen. Doch die Ruhe war hart erkämpft. »Wir sind so weit«, sagte er. »Es wird nicht wieder aufflackern. Schon merkwürdig, das Ganze. Autos fangen nicht von allein Feuer. Da werdet ihr eine harte Nuss zu knacken haben.«
»Habt ihr nachgucken können, ob noch mehr Personen in den Wagen waren? Eventuelle Passagiere, die nicht mehr herauskommen konnten, bevor alles in Flammen stand?«
Der Feuerwehrmann schaute sie mit ausdrucksloser Miene an. »Wir sind es gewohnt, erst die Menschen zu retten. Und dann zu löschen. Es war niemand sonst in den Wagen. Es sei denn, es würde jemand im Kofferraum liegen. Aber, wie gesagt, das müsst ihr herausfinden. Sagt Bescheid, wenn ihr Hilfe braucht bei der Untersuchung der Wracks. Die werden wohl bis auf Weiteres erst mal hier stehen bleiben, oder?«
Knut wandte sich Tom Andreassen zu. »Was hältst du davon, wenn er mitkommt, wenn wir mit den Zeugen drinnen im Café reden? Es ist etwas Merkwürdiges hier auf dem Parkplatz vor sich gegangen. Das war kein normales Feuer.«
Der Feuerwehrmann schnaubte laut, kam jedoch mit ins Café Schwarzer Mann.
Vorher teilten sie sich auf. Tom Andreassen und Jan Melum sprachen mit den Zeugen, Erik Hanseid nahm den Wagen und fuhr zum Büro der Regierungsbevollmächtigten, um Anne Lise Isaksen zu informieren. Knut fuhr zum Krankenhaus, um mit Schwester Hannah zu sprechen und zu erfahren, wie es Steinar Olsen ging und ob er eventuell etwas gesagt hatte.
»Etwas gesagt?« Hannah wurde so wütend, dass ihr die Tränen in die Augen schossen. »Bist du jetzt total verrückt geworden? Hast du nicht gesehen, wie es ihm ging? Kannst du dir diese Schmerzen vorstellen?« Der Chefarzt kam ins Büro und legte ihr die Hand auf den Arm. »Bleib ruhig, Hannah. Er muss schließlich seine Arbeit tun, das weißt du doch auch.« Er wandte sich Knut zu. »Es ist nicht anzunehmen, dass er in den nächsten Tagen wird sprechen können. Wenn er überhaupt überlebt. Er hat am ganzen Körper und im Gesicht schwere Brandwunden. Momentan liegt er im künstlichen Koma. Wir tun alles, was wir können, haben aber trotzdem ein Ambulanzflugzeug von
Weitere Kostenlose Bücher