Suche Traumprinz, biete Sandburg
will ein Eis!!!«
Ich ließ mich auf einen Stuhl sinken, murmelte »Geh gleich noch mal!« und hatte überhaupt keine Lust, ihnen von meiner Begegnung mit dem Prinzen auf dem weißen Pferd zu berichten.
Papa schüttelte fassungslos den Kopf. »Das ist doch wieder typisch Tula. Was hast du denn da draußen gemacht?«
»Nur ein bisschen … geguckt!« Ich zuckte mit den Schultern. »Habt ihr gewusst, dass die hier alle unheimlich reich sind?«
»Na und?« Mama schaute mich an. »Was hat das damit zu tun, dass du kein Eis mitgebracht hast?«
Papa stützte den Kopf in die Hände. »Dabei wollte ich euch beim Essen feierlich meinen neuen Plan verkünden!«
Mama runzelte die Stirn. »Schon wieder einer? Reicht das hier nicht erst mal?«
»Immerhin stehen die Sommerferien quasi vor der Tür und da dachte ich, wir könnten eine schöne Reise durch Thailand machen! Und der Knaller: sechs Wochen lang, die ganzen sechs Wochen!«
»Da will ich hin!«, schrie Benno, der immer für alles zu haben war.
»Das ist doch wohl nicht dein Ernst. Wir haben keinen Cent übrig!« Mama war ziemlich fassungslos, aber Papa nahm ihre Hand und grinste sie an, was schon ein bisschen an Konstantins Zauberlächeln erinnerte.
»Ich arbeite da. Die Reise kostet uns nichts, hab das dem Bode schon alles unterbreitet, er muss es nur noch genehmigen. Stellt euch mal vor: sechs Wochen mit dem Fahrrad durch Thailand! Und wenn wir zurückkommen, sind die hier mit den Bauarbeiten fertig und alles wird gut.«
Ich sprang auf. »Du bist ja verrückt! Wer fährt denn mit dem Fahrrad durch Thailand, so ein Quatsch! Da ist es entweder voll heiß oder es regnet andauernd. Außerdem sind da lauter Berge und überhaupt, das macht doch kein Mensch!«
Papa grinste. »Eben. Deswegen gibt es ja darüber auch noch keinen Reiseführer!«
Das ging mir echt auf die Nerven. Seit ich auf der Welt war, machten wir Urlaub mit dem Fahrrad, Papas Spezialgebiet. Alpen, Toskana, Mittelmeer, wir immer schön mit dem Rad durch oder drüber. »Mann, ich will auch mal am Strand liegen und Fruchtcocktails schlürfen und sonst gar nichts!«, schimpfte ich.
Und Papa schmollte. »Da denkt man, man macht euch eine Freude, aber nein, immer was rumzumeckern. Wisst ihr was, ich geh jetzt ein Eis essen, mir reicht’s!«
»Ich komme mit!«, brüllte Benno und schnappte sich Papas Hand. »Kaufst du mir Fußballbilder?«
»Ich kaufe dir ein Eis!«, knurrte Papa.
Mama schaute mich an und seufzte. »Na, dann gehen wir auch mit. Oder?«
Die Geldspeicherverschwörung
Am Montag nach dem legendären Wochenende, als ich Konstantin aus dem Schlachthof begegnet war, begann die Schule. Also für Benno und mich. Die anderen gingen ja schon das ganze Jahr hin, kannten sich und wussten, wo man in der Pause was zu essen kaufen konnte. Für uns war alles neu.
Benno hatte damit kein Problem, man nannte ihn auch den Rattenfänger von Hameln. Wo immer er aufschlug, zog er die anderen Kinder magisch an und war so stets von einer Traube von Freunden oder zumindest Sympathisanten umgeben.
Solange wir unterm Dach wohnten, mussten wir uns ein Zimmer teilen, und so kommentierte er am Sonntagabend von seiner Hängematte aus meine verzweifelten Versuche, was Passendes zum Anziehen zu finden. »Ist doch egal, was man anhat!«
»Dir vielleicht«, knurrte ich und riss mir das T-Shirt vom Leib, von dem ich gerade noch gedacht hatte, es würde wenigstens einigermaßen nach was aussehen. Nachdem ich die Leute vor dem Eisladen gesehen hatte, erschien alles an mir, na ja, sagen wir mal unreich. Ich konnte mir nicht mal einen ordentlichen, geraden Zopf machen mit meinen Locken.
»Tula?«
»Hm?«
»Du bist sowieso die Schönste!«
Ich drehte mich zu ihm um, um herauszufinden, ob er mich gepflegt veräppeln wollte. Aber er lächelte nur lieb und da musste ich grinsen. »Wahrscheinlich hast du recht! Danke, Brüderchen!«
Also zockelte ich am nächsten Morgen im alten Tula-Look los, T-Shirt, Jeans, Flip-Flops, fertig.
Benno ging noch in die Vierte, also in eine andere Schule und Richtung. Als ich mich nach ihm umdrehte, war er schon im Gespräch mit zwei Jungs auf Rollern und kramte gerade in seiner Hosentasche nach den neuesten Fußballbildern. Oben aus dem Dachfenster ragte Mamas Arm und winkte.
Mein Schulweg war nicht weit und ich reihte mich ein in die Menge von Jugendlichen, die dem alten, ehrwürdigen Gebäude zustrebten, in dem ich in Zukunft die wichtigen Dinge fürs Leben lernen
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