suchen Gespenster
könnten.
„Nanni weiß ungefähr, wo wir uns verstecken wollten“, sagte Hanni. „Aber sie kriegt von unserem Zimmer aus ja nicht mit, wann die Gespenster weg sind.“
„Ja“, stöhnte Bobby, „ich habe Jenny auch Bescheid gesagt. Doch bis sie ahnt, dass wir hier in der Klemme sitzen, können Stunden vergehen.“
Hella dachte nicht daran, ihre Gefangenen zu erlösen. Sie war heilfroh, dass Petra und Doris nicht auf ihr verspätetes Kommen achteten. Die beiden saßen noch über einer Aufgabe, die Doris nicht begreifen konnte. „Ich habe über dem Klavierspielen alles vergessen“, murmelte Hella. „War die Aufsicht hier?“
„Bei uns nicht“, antwortete Petra kurz.
Für die drei Gefangenen war es ein Glück, dass Nanni ihre Neugier nicht bezähmen konnte. Als die ahnungslose Elli fragte: „Wo bleibt Hanni nur?“, hielt sie es nicht länger aus und schlich hinunter. Mit ihrer Taschenlampe leuchtete sie alle Ecken um den Eingang ab. Sie öffnete vorsichtig eine Tür – dahinter befand sich eine leere Besenkammer. Schließlich stieß sie auch auf die Stelle, an der Hanni und die beiden anderen auf Erlösung warteten. Eigentlich wollte sie daran vorbeigehen, weil der Riegel vorgeschoben war. Doch sie glaubte jemanden flüstern zu hören. Deshalb klopfte sie neugierig an. „Ist jemand dort?“, fragte sie halblaut.
„Nanni!“ – Das war doch ihre Schwester! – „Nanni, bist du draußen? Mach bitte, bitte schnell auf. Wir können nicht raus!“
„Natürlich, hier ist ja ein Riegel vorgeschoben. Wartet, ich öffne!“
Endlich! Die Mädchen waren vielleicht erleichtert!
„Das war Hella!“, rief Hanni. „Ich möchte darauf wetten. Sie muss uns nachspioniert haben.“
Auf Zehenspitzen schlichen sie im oberen Flur an den anderen Schlafzimmern vorbei.
Am nächsten Morgen klopfte Bobby ganz früh bei den Zwillingen. „Carlotta und ich haben uns überlegt, wie wir uns heute verhalten. Hella darf auf keinen Fall merken, dass sie uns tatsächlich reingelegt hat.“
„Aber wie wollt ihr das anstellen?“, fragte Nanni.
„Ganz einfach“, meinte Bobby. „Wir tun so, als hätten wir nur schnell etwas aus der kleinen Kammer geholt und wären sofort wieder hinausgelaufen. Eine von uns muss bloß fragen – natürlich so, dass Hella es hört –, ob wir den Stock oder die Kanne oder etwas anderes wirklich geholt hätten. Dann muss sie ja annehmen, dass wir gar nicht in der Falle saßen. Ihren Triumph soll sie nicht haben!“
Ein großartiger Einfall!
„Machen wir“, versprach Hanni.
Beim Frühstück waren die Klappermänner an diesem Morgen das Hauptthema. Frau Roberts war nicht im Raum. Doch Mamsell lauschte gespannt und mit düsterem Gesicht den Schilderungen. Die Größeren wussten von nichts. Aber die von der zweiten und dritten Klasse überschlugen sich förmlich mit ihren Erzählungen. „Schrecklich sahen die Gesichter aus – und gejammert haben sie – es hörte sich furchtbar an.“ – „Ich bin unter die Bettdecke gekrochen, da habe ich nichts mehr gehört und gesehen.“ – „Die Dreschflegel wurden auch geschlagen – ganz deutlich.“ – „Und blass waren die Gesichter ...“
„Nun seid mal still“, mischte sich schließlich Linda ein, die Sportbetreuerin von Lindenhof, ein verständiges, nüchternes Mädchen, „und macht einen Punkt. Vielleicht hat eine von euch schlecht geträumt und alle anderen angesteckt ...“
„Stimmt nicht“, riefen die Kleinen, „wir haben es doch in allen Zimmern gehört!“
„... oder es haben sich andere einen Spaß mit euch gemacht.“
„Schöner Spaß“, rief Dorle Schmidt, „wir haben die Männer gesehen ... im ersten Stock ... Kannst du das erklären?“
„Das kann ich nicht“, antwortete Linda ruhig, „ich halte trotzdem das Ganze für einen Jux.“
Mamsell hörte sich alles an, doch sie sagte nichts dazu. Dass ihr das Ganze alles andere als geheuer war, ließ sich leicht von ihrem Gesicht ablesen.
„Ich begreife nur nicht, dass keine von euch ans Fenster ging“, sagte eine andere aus der Sechsten. „Ihr kleinen Wichte seid doch sonst nicht so schüchtern.“
„Ich wollte ja“, sagte Ursel Hoschke leise.
Doch die, die mit ihr im selben Zimmer waren, riefen gleichzeitig: „Ursel war schon aus dem Bett gestiegen. Wir haben sie aber festgehalten. Vielleicht wäre so ein Gespenst noch in unser Zimmer gekommen.“
Ursel Hoschke? Hanni und Nanni horchten auf. Das war doch die, bei der sie damals gespenstert hatten,
Weitere Kostenlose Bücher