suchen Gespenster
Matratzen und seufzten, das heißt, sie ließen es seufzen.
„Was macht ihr da?“, fragte sie fassungslos. Doch als sie ihr den Grund für die Unordnung erklärten und ihr die seufzenden Blasen vorführten, lachte sie herzlich. „Wer mag euch diesen Streich gespielt haben?“, fragte sie. Wenn die drei auch etwas ahnten – sagen konnten sie es mit Sicherheit nicht.
Frau Roberts fand in ein paar anderen Zimmern ganz ähnliche Bilder vor. „Die reinste Seufzergalerie, dieses Stockwerk“, sagte sie und seufzte auch.
Doch auf der anderen Seite bei den Jüngeren war es umso stiller. Dort schien also kein Geseufze zu herrschen ...
Frau Roberts irrte gewaltig. Auch bei den Kleinen hatte es geseufzt. Aber sie waren durch die vielen Geschichten von stöhnenden, seufzenden Geistern, von „armen Seelen“ viel zu erschreckt, als dass sie den jämmerlichen Lauten auf den Grund gingen. Lieber schwiegen sie und lagen regungslos in ihren Betten, um nur ja nicht die Aufmerksamkeit irgendeines Spukgeistes zu erregen. Da konnten freilich die „armen Seelen“ nicht seufzen. Aber wenn ein Mädchen das Stillhalten gar nicht mehr aushielt und sich vorsichtig umdrehte, ging ein leiser klagender Laut durch das Zimmer. Sie schliefen trotzdem ein.
Morgens achtete niemand auf irgendwelches Quietschen. Sie waren nach dem Wecken schnell aus den Betten gesprungen. Und außerdem: Am helllichten Tag haben Gespenster wenig Erfolg. Mittags spotteten die Mädchen aus der Vierten kräftig über die Seufzer und sie zeigten die Gummiblasen herum, die sie unter ihren Matratzen gefunden hatten. Den Jüngeren dämmerte etwas und sie liefen nach dem Essen schleunigst in ihre Zimmer. Schnell rissen sie die Matratzen heraus. Doch so viel sie auch nachschauten, unter ihren Betten fanden sie keine Gummiblasen, sie waren längst nicht mehr da. Zum zweiten Mal an diesem Tag mussten sie ihre Betten machen. „Ausgerechnet diese olle Arbeit zweimal“, schimpfte Dorle und die anderen nickten.
Mamsell untersuchte ebenfalls heimlich ihre Matratze. Denn auch sie glaubte, Seufzer gehört zu haben.
Sie suchte mit ebenso wenig Erfolg wie die kleinen Schülerinnen, aber mit bedeutend mehr Pech. Sie war noch mitten im Suchen, da klopfte es.
„‚errrein“, schrie Mamsell verzweifelt. Was sollte jemand von ihr denken, der ihr Zimmer in diesem Zustand fand? Ausgerechnet die Direktorin trat ein und mit ihr Hella. Frau Theobald machte große Augen. Hella hatte Mühe ernst zu bleiben, denn sie wusste sofort, was los war.
„Was tun Sie da, Mamsell?“, fragte Frau Theobald erstaunt.
„Ach, da scheint an der Matratze etwas falsch zu sein“, stotterte Mamsell, „es quiekt.“
„Quiekt?“
„Nein, ich wollte sagen: pickt.“
„Haben Sie die Ursache entdeckt?“
Hilflos starrte Mamsell die Direktorin an.
„Hella“, sagte Frau Theobald, „geh hinüber und hole Frau Hofmann. Sie soll Mamsells Matratze untersuchen und ihr am besten eine andere bringen.“
Als Hella weg war, fragte sie die Lehrerin, ob dieses Mädchen wohl ein paar Stunden Nachhilfeunterricht in Französisch geben könnte. „In der untersten Klasse sind zwei sehr schwache Schülerinnen. Sie wissen es selber, Birgit und Marion. Die Eltern fragten nach der Möglichkeit, sie durch ein Mädchen aus einer höheren Klasse zusätzlich unterrichten zu lassen. Ich höre, dass Hella im Französischen besonders gut ist. Trauen Sie ihr zu, dass sie es schafft?“
„Naturellement – natürlich“, rief Mamsell sofort. Sie war froh, dass ein anderes Thema zur Sprache kam.
Als Hella Frau Hofmann mitbrachte, bat Frau Theobald nur um eine neue Matratze für Mamsell. Hella bekam den Auftrag, den beiden Mädchen aus der ersten Klasse Nachhilfeunterricht zu geben. Ihr war das sehr recht. So hörte sie, was in der Klasse geschah, und sie konnte ihre Spukpläne noch besser danach einrichten. Es dauerte gar nicht lange, da gab es ein buntes Durcheinander.
Großer Reinfall für Hella
„Du, Hella“, sagte die kleine Birgit vergnügt, „heute Abend wollen Marion und ich einmal als Gespenster gehen.“
„Ihr?“ Hella war ehrlich verblüfft.
„Ja, wir haben neulich ein paar von den Großen belauscht. Die haben erzählt, wie sie sich mit Betttüchern und Gardinen verkleiden wollen. Rosmarie aus unserer Klasse wohnt im Dorf, die bringt uns Holzköpfe, die ihre Brüder schon mal benutzt haben. Die tragen wir dann in der Hand.“
„Und wen wollt ihr erschrecken?“
„Die anderen aus unserer
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