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Süchtig

Titel: Süchtig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Richtel
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Verstand.

    Sonntag, Mitternacht oder so. Schnupfen. Hasse Medikamente. Unterkriegen lasse ich mich aber nicht. Recherche im Sunshine erledigt, eine Stunde im Auto gepennt, Bowling mit S. (2. Spiel = 210).
    Ich übersprang die meisten Einträge bis zum Ende, wo mir ein Wort in Großbuchstaben auffiel.
    Abendliches Picknick mit Zauberer im Auto in den Headlands. Blick auf Golden Gate Bridge. WOW!
    Eine Woche später:
    Freitagabend in San Anselmo. Einladung vom Zauberer! Hummer und Riesenportion Schokosoufflé gegessen. Eins führte zum anderen. Soll das ein Witz sein?, frage ich euch. Nein und nochmals nein. Um acht aufgewacht, aber erst um zwei aufgestanden.
    Dann:
    Habe mir bei Amoeba den neuen J. Mayer gekauft und für Zauberer kopiert. Hat zwar gemeckert, sich aber trotzdem gefreut (cool!). Im Fitness-Studio mit Gutschein kostenlos trainiert. Erst mit E. zum Essen verabredet, dann abgesagt. Termine, Termine
    Ich suchte weiter vorn im Dokument nach der ersten Erwähnung des Zauberers. Der Eintrag lautete:
    Mittwoch: Morgens Bücher gekauft. Nachmittags im Shine. Jugendbuchautor kennengelernt. Hat meine Zusammenfassung gelesen, findet, ich verwende zu viele Adjektive. Versteht echt was von Grammatik und sieht auch noch klasse aus. Zaubert mit Worten.
    Ich überlegte, ob E. für Erin stand. War Simon Anderson der Zauberer? Zumindest war er Schriftsteller gewesen. War zwischen Andy und dem Zauberer etwas vorgefallen, das mir entging?
    Der Computer piepste: Der Akku war fast leer.
    Ich blätterte zum Ende des Tagebuchs. Die Einträge schienen Erins Schilderung zu bestätigen. Die Worte in Großbuchstaben häuften sich.
    Zauberer auch krank. Kopfschmerzen. Ist total sauer deswegen. Oder hat das was mit einer neuen Flamme zu tun? Wer ist Tara? Egal, egal, EGAL .
    Der Computer piepste erneut. Ich warf einen Blick auf die Uhr. Noch blieb mir Zeit, die Polizei in Santa Cruz aufzusuchen. Andys Privatleben musste warten.
    Mir drehte sich der Kopf. Zittern und Übelkeit wollten einfach nicht aufhören. Außer meiner Erschöpfung fiel mir kein Grund dafür ein. Einen Anwalt, der sich im Prozess selbst vertritt, hält jeder für einen Idioten, aber für Mediziner gilt das Sprichwort: »Arzt, hilf dir selbst!« Wieso wird da mit zweierlei Maß gemessen?

    Die Rezeptionistin bei der Polizei von Santa Cruz war offenbar durstig gewesen. Jedenfalls zählte ich fünf leere Cola-light-Dosen auf ihrem Schreibtisch. Vielleicht hatte ich ihre Aufmerksamkeit dem Koffeinkonsum zu verdanken. Oder ich sah so mitgenommen aus, wie ich mich fühlte, und sie hatte Mitleid mit mir. Oder aber es war der Einfluss von Polizist Segelohr, der kurz nach meiner Ankunft vorbeikam und mich begrüßte.
    »Behandeln Sie den Mann gut«, sagte er mit einem Lächeln zu der Rezeptionistin, die sich mein Anliegen geduldig anhörte, aber ohne Aktenzeichen nicht herausfinden konnte, welcher Beamte in dem Fall ermittelt hatte. Ich nannte ihr das genaue Datum. Sie klickte fünf Minuten in der Datenbank herum und meinte dann, die Suche werde einige Zeit in Anspruch nehmen. Sie werde mich anrufen, falls sie etwas fand. Ich gab ihr meine Handynummer.

    Ich machte mich auf den Rückweg nach San Francisco. Von unterwegs rief ich Danny Weller an. Betont
professionell teilte er mir mit, die Polizei wolle mich befragen. Er könne mich gern zur Polizeistation begleiten. Ich sagte, ich würde es mir überlegen. Dann ließ er die Bombe hochgehen: Die Polizei wisse, dass ich mit Erin zusammen gewesen sei, und das sei problematisch.
    »In ihrer Wohnung wurden Rückstände von Sprengstoff gefunden.«
    »Jemand hat versucht, ihre Wohnung in die Luft zu sprengen?«
    »Jemand hat ihre Wohnung benutzt, um Sprengstoff herzustellen.«

    Wenige Minuten und ein paar Kilometer später klingelte mein Telefon.
    »Wo bist du?«, fragte Erin. »Du willst mich doch nicht wirklich hier sitzen lassen, oder?«
    »Du musst dich stellen.«
    »Ich habe das Café nicht in die Luft gejagt, das schwöre ich dir, Nathaniel. Bitte, ich flehe dich an. Du musst mir glauben.«
    »In deiner Wohnung wurde Sprengstoff gefunden.«
    »Nein.« Sie weinte.
    »Für wen arbeitest du? Wer sind deine Komplizen?«
    »Bitte komm mich holen«, schluchzte sie. »Ich kann alles erklären.«

36
    Zuerst rief ich Samantha an und bat sie, mich gemeinsam mit Bullseye in neunzig Minuten in ihrer Akupunkturpraxis in Daly City zu treffen. Ich brauchte Hilfe, und das sagte ich ihr auch.
    Dann fuhr ich zum Busbahnhof von Santa Cruz,

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