Südafrika. Einmal Kap und zurück (Erlebnis südliches Afrika: Reisen in der Republik Südafrika, in Namibia, Zimbabwe, Botswana und Swaziland) (German Edition)
ein Handtuch, in warmem Rosenwasser getränkt, gereicht. Die Küche steht unter deutscher Leitung. Das Restaurant leistet sich eine Dame, die beim Weinaussuchen berät. Ich nutze die Gelegenheit und frage sie über die Geschichte und den Aufbau der südafrikanischen Weinindustrie aus.
Die Qualität des Essens ist tadellos. Wie ein Gemälde hat der Küchenchef die Zutaten um das Lammfilet garniert. Als Vorspeise gibt es Spargelcremesuppe und als Nachspeise ein Rotwein-Mousse. Wir erhalten heute nur ein festes Menü, da man im Grande Roche eine Veranstaltung für alle Mitarbeiter abhält. Normalerweise isst der Gast „a la carte“. Zum Beispiel: Geräucherte Regenbogenforelle auf Gurkensalat, serviert mit Blinis und Kaviar; als Hauptgericht Kalbsfilet, mit Gänseleberpastete gefüllt, mit Walnusssoße und Sesam-Schupfnudeln. Als Nachtisch kann man z.B. einen warmen Apfelkuchen mit Calvadossoße und Eiscreme bekommen.
Wir haben noch nicht genug von den Weingütern: Die Gegend rund um Stellenbosch ist das wohl bekannteste Weinanbaugebiet in Südafrika. Eine gut gekennzeichnete „Weinroute“ führt den motorisierten Touristen an ausgewählten Weingütern vorbei, die es sich nicht nehmen lassen, ihre wohl gepflegten Anlagen und Wohnhäuser im blendend weißen kapholländischen Stil zu zeigen. Bei mehreren Weingütern machen wir Führungen mit, die meist kostenlos sind. Da der Touristenandrang bei zahlreichen Weinbauern zu groß geworden ist, wird auch schon mal für die Weinverkostung eine kleine Gebühr verlangt. Oft ist auch ein Weinglas als Souvenir im Preis enthalten.
Doch viel können wir wieder nicht trinken, denn bei der Sonneneinstrahlung, der Hitze im Auto und als Autofahrer insbesondere sollte man lieber einen nüchternen Kopf bewahren. Die südafrikanische Polizei hält verstärkt nach alkoholisierten Fahrern Ausschau, denen saftige Strafen drohen. Tourist zu sein bedeutet sicher nicht, einen Freibrief zu haben!
Im „Bergkelder“, einem großen Weinkeller in Stellenbosch, wird uns erklärt: Der rote Wein wird in französischen Eichenfässern gelagert. Südafrikanische Eichen wachsen zu schnell und geben daher kein gutes Holz zu diesem Zwecke ab. „In Stellenbosch brauche ich kein Englisch zu können. Die deutsche Kolonie in Stellenbosch ist sehr groß“, plaudert unsere Führerin durch Bergkelders Weinkeller mit uns. Sie hat eine Winzerlehre in ihrer Heimat Deutschland absolviert, und arbeitet nun einige Jahre für einen Weinkonzern am Ort. Damit meint sie, wieder in der Heimat zurückgekehrt, bessere Chancen zum Aufstieg zu haben. Wir haben aus ähnlichen Weinkeller-Führungen dazugelernt: Das Bergkelder-Management hat, wie noch keines der anderen in den von uns besuchten Kellern, in jedem Verkostungsraum Spucknäpfe hingestellt. Auch haben wir Kekse vor uns, damit wir den Geschmack am Gaumen neutralisieren können, bevor wir die nächste Flasche verkosten. So verlassen wir den klimatisierten kühlen und dunklen Keller, ohne wirklich ein Glas Wein getrunken, doch eine ganze Reihe von Weinsorten probiert zu haben.
„Urlaub auf dem Bauernhof“- dieser Begriff würde einen kurzen oder auch längeren Besuch auf Kurt und Lyn Ammanns Wein gut Rozendal nur unzureichend charakterisieren. Ganz am Rande der Touristen- und Universitätsstadt Stellenbosch im Grünen gelegen, können wir vom Gästehaus „L’ Auberge Rozendal“ aus Entdeckungsfahrten in alle Richtungen unternehmen. Kurt ist ein begnadeter Koch, und seine Weine sind mit Liebe gemacht - von der Aufzucht der Reben bis zum Etikettieren der Flaschen legt er selbst Hand an. Das ist das Stichwort: Seine Rozendal-Weine mögen nicht die billigsten sein, doch haben sie eine „Seele“. So wenig wie möglich ist der Herstellungs-(Werdungs-Prozeß, um Kurts Worte zu gebrauchen) mechanisiert. Kommen Sie zufällig im September hin, werden Sie vielleicht das Flaschenabfüllen selbst kennenlernen: Das halbe Farmpersonal arbeitet mit!
Frühstück und Abendessen werden in einem repräsentativen, doch gemütlichen Raum gereicht, in der kalten Jahreszeit prasselt dazu ein Feuer im offenen Kamin. Die Gästezimmer sind in Gehweite vom Farmhaus entfernt an einem Wiesenhang angelegt und durchschnittlich eingerichtet. Vom Zimmer 1 und 2 überblicke ich das Farmgelände und die Pferdekoppel (Ausritt möglich!) sowie die bergige Gegend um Stellenbosch. Ins Jonkershoek-Tal führt eine Straße, an derem Ende ein herrlicher Wanderweg wartet.
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