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Süden und das grüne Haar des Todes

Süden und das grüne Haar des Todes

Titel: Süden und das grüne Haar des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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freigesprochen, es war sogar eine Richterin! Die Frauen haben behauptet, ich hätt sie gezwungen, das hab ich nicht getan.«
    »Als Hausmeister hatten Sie den Schlüssel zu einigen Wohnungen«, sagte ich. »Sie sind dort eingedrungen.«
    »Stimmt. Deswegen hab ich meinen Job verloren.« Er tastete nach dem Tisch, beugte sich vor und hatte Mühe nicht danebenzugreifen. Keuchend richtete er sich wieder auf.
    »Vielleicht sollten Sie sich hinlegen«, sagte ich .
    »Geht ja jetzt nicht.«
    »Ich bringe Sie nach Hause«, sagte ich. »Sie müssen nicht auf uns warten.«
    »Doch!«, sagte er laut. »Entschuldigung.« Er schluckte mehrmals hintereinander und hustete abgehackt. »Doch, ich muss warten. Ich will wissen, was Sie rausfinden. Ich will das wissen. Auf jeden Fall. Also …« Er schloss die Augen und riss sie auf, als fürchte er einzuschlafen. »Die Frauen haben sich erschrocken, das geb ich zu. Ich hab auf sie gewartet, ich hab den Geruch gern um mich gehabt. Aber ich hab nicht in Schränken gewühlt! Nein! Oder im Schlafzimmer im Bett, so Dinge. Hab ich nicht getan!«
    »Das weiß ich«, sagte ich, obwohl ich es nicht wusste .
    »Die Frauen haben das aber behauptet! Die Frau Richterin hat ihnen nicht geglaubt. Zum Glück. Für mich zum Glück. Die waren auch allein, die Frauen, die hätten gern einen Mann gehabt, einen, der was kann, der im Haushalt was repariert, der keine zwei linken Hände hat, der Lampen anschließen und Bilder und Wandschränke aufhängen kann. Mit mir hätte eine einen guten Fang gemacht .
    Dann hab ich den Job verloren, das war das Aus. Mein Name ist in der Zeitung gestanden, in einer war sogar ein verwackeltes Bild von mir. Bis heut weiß ich nicht, wo die Schweine das herhatten. Ich war vorverurteilt. Aber dann bin ich nicht verurteilt worden. Auch nicht wegen unerlaubten Betretens oder so was.«
    »Wegen Hausfriedensbruch«, sagte ich .
    »Ich hab keinen Hausfrieden gebrochen«, sagte Gabelsberger. Inzwischen lief ihm der Schweiß übers Gesicht .
    Dabei war die Heizung ausgestellt, und durch das gekippte Fenster zog kühle Nachtluft herein .
    »Kannst du mal kommen?«, rief Sonja aus dem Wohnzimmer.
    »Sie haben die Wohnungen nicht verlassen, obwohl die Mieterinnen Sie dazu aufgefordert haben«, sagte ich .
    »Stimmt«, sagte Gabelsberger. »Ich wollt sie überzeugen, dass sie nichts zu befürchten haben, ich wollt mit ihnen reden.«
    »Sie haben die Frauen geküsst und berührt.«
    »Schon.« Für Sekunden bekam seine Stimme ein Volumen. »Ich hab ihnen ein Bussi gegeben und den Arm um sie gelegt. So rum. Und die haben dann behauptet, ich hätt ihnen an die Brust gegriffen. Lüge! Nicht an die Brust und nicht woanders hin. Ich hab sie umarmt. Und weil ich vorher was getrunken hab und sie meine Fahne gerochen haben, haben sie geglaubt, ich bin ein brutaler Sexgangster. Ich war aber kein Gangster! Ich war ein ganz normaler Mann. In dem Haus war immer alles tiptop, ich hab mich um alles gekümmert, ich war immer erreichbar, auf mich hat sich jeder verlassen können! Ich hab auf die Viecher aufgepasst und auf die Kinder. Und ich hab alle gleich behandelt. Die Ausländer wie die Einheimischen. Ich bin kein Gangster! Ich war auch keiner!«
    »Ja«, sagte ich. »Und Frau Halmar hat das auch nie von Ihnen gedacht.«
    »Wissen Sie, wann ich die getroffen hab? Zum ersten Mal? Hab ich Ihnen das schon erzählt?«
    »Ja«, sagte ich und ging zur Tür.
    »Das war am selben Tag, als ich in dem Supermarkt im Lager angefangen hab! Am selben Tag! Und das war ein Geschenk, dass die Babett mich getroffen hat. Sie wär sonst gestorben, haben Sie das gewusst?«
    »Ich bin gleich zurück«, sagte ich .
    »Das muss ich Ihnen erzählen, Herr Kommissar, das ist wirklich so passiert, auch wenn Sies mir nicht glauben.«
    »Ich glaube Ihnen«, sagte ich.
    Im Flur fiel mein Blick auf einen dunklen Vorhang, den ich bisher nicht bemerkt hatte. Ich zog ihn zur Seite. Dahinter stapelten sich drei Flaschenkästen mit verschiedenen Säften, obenauf lag ein beiger Koffer mit Lederriemen und einem ausziehbaren Griff. Ich öffnete die Schlösser. Der Koffer war mit einem rosafarbenen Handtuch ausgelegt und leer. Ich ging zu Sonja und berichtete ihr davon.
    »Keine Fotos«, sagte Sonja anschließend. »Ich hab kein einziges gefunden. Dafür was anderes.«
    Sie gab mir ein unliniertes Blatt und eine in Leder gebundene Mappe mit einem Schreibblock und Kuverts darin .
    Auf dem Blatt stand in akkurater Schrift der Name einer

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