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Süden und das Lächeln des Windes

Süden und das Lächeln des Windes

Titel: Süden und das Lächeln des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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sagte ich.
    »Zu Carola wahrscheinlich.«
    »Carola Schild?«
    »Woher kennen Sie sie?«
    »Ich habe mit ihr gesprochen.«
    Bettina Tiller stand auf und holte aus einer Schublade Papierservietten, legte mir eine hin, wischte sich mit der ihren über den Mund und setzte sich wieder.
    »Sie hat ein Herz für störrische Kinder.«
    »Hat sich Timo bei ihr versteckt?«, sagte ich.
    »Waren Sie nicht in ihrer Wohnung?«
    »Nein«, sagte ich.
    »Dann sollten Sie sich beeilen.«
    »Warum?«, sagte ich.
    »Was?«
    »Warum soll ich mich beeilen?«
    »Ach so«, sagte sie und lächelte anerkennend, weil ich meinen Teller vollständig leer gegessen hatte. »Hab ich nur so gesagt. Wieso hat Susanne ihn als vermisst gemeldet? Das versteh ich nicht.«
    »Wie gut kennen Sie Frau Berghoff?«
    »Wir sind Nachbarn.«
    Sie stellte meinen Teller auf den ihren und trug das Geschirr zum Ausguss. »Jetzt hab ich Sie gar nicht gefragt, ob Sie was trinken wollen. Wir haben selten Gäste, und wenn mal Freunde meines Mannes da sind, bedienen sie sich selber. Entschuldigen Sie, wollen Sie was trinken? Ein Bier?«
    »Nein«, sagte ich. »Ein Glas Wasser.«
    Wir tranken beide Mineralwasser, saßen in einer Küche mit Schneelicht und umschlichen einander mit Blicken.
    »Sie kümmert sich wenig um…«, sagte Bettina Tiller, und ich stand auf.
    Ich sagte: »Darf ich mal telefonieren?«
    Verwirrt von meinem abrupten Aufstehen zeigte sie in Richtung Flur. Ich ging ins Wohnzimmer, wo das Telefon stand, und rief Martin an, um ihn zu bitten, in die Lothringer Straße zu fahren. Da er gerade mit Eltern von Timos Klassenkameraden telefonierte und seine Recherche nicht unterbrechen konnte, gab ich Freya Epp den Auftrag, zu kontrollieren, ob Sara zu Carola Schild ging.
    »Du bleibst in dem Lokal gegenüber und tust nichts«, sagte ich. »Außer der Junge taucht auf.«
    »Was mach ich dann?«, fragte Freya.
    »Dann bringst du ihn ins Dezernat.«
    »Und das Mädchen?«
    Ich sagte: »Wenn sie mit dem Jungen zusammen ist, nimmst du sie auch mit. Schaffst du das allein?«
    »Du meinst, ob ich es schaff, mich allein in ein Lokal zu setzen und aus dem Fenster zu sehen?«
    »Entschuldige«, sagte ich.
    In der Küche fragte Bettina Tiller: »Haben Sie als Polizist kein Handy?«
    »Nein.«
    »Das ist aber seltsam.«
    »Warum verbieten Sie Ihrer Tochter, sich mit Timo zu treffen?« Ich blieb stehen, nah beim Fenster, und verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Das ist kein Umgang für sie«, sagte Bettina Tiller.
    »Außerdem… er ist jünger… unsere Tochter kommt nächstes Jahr aufs Gymnasium, sie ist schon jetzt viel weiter als andere Kinder…«
    »Sara scheint Timo sehr zu mögen«, sagte ich.
    »Das ist Quatsch!« Sie trank, setzte das Glas ab und trank noch einmal. »Ich möcht nicht, dass sie mit ihm Umgang hat, fertig. Und jetzt ruf ich Carola an und sag ihr, sie soll auf Sara aufpassen, bis ich sie abhol.«
    »Haben Sie eine Erklärung, warum Frau Berghoff ihren Sohn ausgerechnet jetzt als vermisst gemeldet hat?«
    »Nein! Sag ich doch.« Sie stand auf, stellte ihr Glas auf die Ablage neben der Spüle und ging ins Wohnzimmer.
    Wenig später kam sie zurück.
    »Sara ist noch nicht dort«, sagte sie. »Soll ich Sie in die Stadt mitnehmen?«
    »Ich bin selbst mit dem Auto da«, sagte ich. »Was sagt Ihr Mann zu alldem?«
    »Das Gleiche wie ich.«
    »Ist er in der Arbeit?«
    »Ja«, sagte sie im Flur, während sie sich einen beigen Anorak und Fellstiefel anzog. »Er ist Vollzugsbeamter, in Stadelheim. Sie müssten ihn eigentlich kennen.«
    »Ich bringe selten Leute ins Gefängnis«, sagte ich.
    Eine Stunde später warteten wir in der Wohnung von Carola Schild auf Sara, aber sie kam nicht. Auch Freya, die von dem griechischen Lokal aus das Haus beobachtete, hatte das Mädchen nicht gesehen, »Sie fahren jetzt nach Hause«, sagte ich zu Bettina Tiller.
    »Ich rufe Sie an.«
    Anders als vorher wirkte sie über die Maßen besorgt. Seit wir in dieser Wohnung waren, hatten die beiden Frauen kaum ein Wort gewechselt.
    »Wenn ihr was passiert ist, bist du schuld!«, sagte Bettina Tiller an der Tür.
    Carola senkte den Kopf und seufzte.
    »Meine Kollegin ist drüben in der Taverne«, sagte ich.
    »Wir reden dort weiter.«
    Es war Mittwoch, und die Zahnarztpraxis hatte am Nachmittag geschlossen.
    »Heut Abend sind die zwei wieder da, ganz bestimmt«, sagte Carola Schild. Es klang nicht überzeugend, und sie wusste es.
    Sie hatte sich einen Weißwein bestellt, einen

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