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Süden und der Luftgitarrist

Süden und der Luftgitarrist

Titel: Süden und der Luftgitarrist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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war.
    »Er hatte nie viele Kontakte«, sagte Esther. »Ich hab seit drei oder vier Jahren nichts mehr von ihm gehört, wenn , dann aus der Zeitung. Ich hab keine Ahnung, was er so treibt. Was heißt das, verschwunden? Ist ihm was zugestoßen?«
    »Das wissen wir nicht«, sagte ich. »Welche Freunde hatte er außer Ihnen, mit wem hat er sich regelmäßig getroffen?«
    »Mit den anderen natürlich!«
    Ich hörte das Klingeln einer Straßenbahn und ein undefinierbares Stimmengebrumm.
    »Den anderen Spielern seiner Mannschaft«, sagte ich.
    »Ja«, sagte Esther. »Aber die meiste Zeit hat er trainiert, privat hat er nicht viel unternommen, mit mir schon. Weil ich ihn gezwungen hab. Ich musste ihn immer zwingen, mal rauszugehen, unter die Leute, zu Partys, in die Bars, da saßen ja auch seine Kumpels rum. Er konnte ganz schön lahmarschig sein. Nur auf dem Fußballplatz war er topfit, als wär er plötzlich jemand anderes, als würd er mit dem Trikot eine neue Haut überstreifen, die eine Superenergie ausstrahlt, nicht wiederzuerkennen, der Typ.«
    »Warum haben Sie sich von ihm getrennt?«, sagte ich.
    »Er hat sich von mir getrennt! Er wollt mich loshaben, er wollt allein sein im Krankenhaus und bei der Reha, er wollt nicht, dass ich ihn so seh, das war ein Problem für ihn. Ich hab ihm erklärt, ich bin seine Freundin, vor mir braucht er sich nicht zu genieren. Hat ihn nicht interessiert. Er hat mich so lange genervt, bis ich die Konsequenzen gezogen hab. Das wars dann, er hat sich nie wieder gemeldet. Erst eine Woche nach unserer Trennung hab ich kapiert, dass ich einen Fehler gemacht hab. Aladin hat keinen Kommentar abgegeben, aber die Pressefuzzis haben geschrieben, ich hätt ihn verlassen, weil ich es nicht mehr ausgehalten hätt mit ihm als Krüppel, weil er jetzt kein echter Spieler mehr war , sondern ein Invalide. Die haben mich hingestellt wie so eine Tussi, die hinter seinem Geld her ist und geil drauf ist, mit ihm in der Zeitung abgebildet zu werden und so Zeug. Die wollten mich fertig machen. Ich bin dann erst mal nach Lanzarote drei Wochen. Moment mal…«
    Auf der Schleißheimer Straße stauten sich die Autos an den Kreuzungen. Ein leichter Regen fiel, und es war dunkel geworden, kurz nach siebzehn Uhr.
    »Ich hab schnell meinen Schirm aufgespannt«, sagte Esther Pfau. »Ich bin auf dem Weg ins Tal, da steht mein Auto, direkt vor dem Geschäft.«
    »Was für ein Geschäft?«, sagte ich.
    »Ich arbeite bei Müller«, sagte sie. »Freitagnachmittag hab ich immer frei, da geh ich shoppen. Heut hab ich nur zwei Blusen gekauft, da wird Ebi sich freuen, er behauptet immer, ich wär verschwenderisch, das kommt ihm nur so vor, weil er so geizig ist. Nicht bei mir, aber bei sich selber.«
    »Wer ist Ebi?«
    »Mein Freund, Eberhard Farn.«
    »Der Trainer«, sagte ich. »Kennt er Aladin Toulouse?«
    »Nein, er ist nicht für die Füße, sondern für die Hände zuständig. Er ist Handballtrainer.«
    »Kennen Sie den Halbbruder von Aladin, Edward Loos?«, sagte ich.
    »Nein.«
    »Aladin hat nie von ihm gesprochen?«
    »Ich kann mich nicht dran erinnern. Spielt der auch Fußball?«
    »Nein«, sagte ich.
    »Wer hat Aladin das Haus in der Lerchenau vermittelt?«
    »Der beknackte Hollender war das.«
    »Was für ein Holländer?«
    »Er heißt so. Erik Hollender, mit e in der Mitte. Schmieriger Kerl.«
    »Woher kannten sich Aladin und Hollender?«
    »Keine Ahnung. Er hat Wohnungen und Häuser im Auftrag einer Bank verkauft und vermietet, keine Ahnung, von welcher Bank. Ich bin jetzt am Auto.«
    Ich sagte: »Wissen Sie, wo Hollender wohnt?«
    »Wirklich nicht«, sagte Esther Pfau. »Der hat sich dermaßen an den Aladin rangeschleimt, das werd ich nie vergessen. Und der Aladin hat sich rumkriegen lassen, er hat ein Haus da draußen hinter der Autobahn gekauft. So beknackt war der! Seine Kumpels haben ihn ausgelacht deswegen.«
    »Haben Sie in dem Haus gewohnt?«, sagte ich.
    »Ein halbes Jahr«, sagte Esther. »Dann bin ich wieder in die Stadt gezogen, das hält doch keiner aus da draußen!«
    Ich sagte: »Aladin hat es ausgehalten.«
    »Der war glücklich da! Dem gefiel das, dass da nichts los war! Der war kurz davor, sich einen Gartenzwerg in den Garten zu stellen! Und ich bin fast gestorben vor Langeweile. Die Leute haben ihn gegrüßt, er war ja damals dauernd in der Zeitung. Schrecklich war das.«
    »Sagen Ihnen die Namen Richard Distel und Sibylle Haffner etwas?«
    »Rick und Bille? Ja, ja… Aber was?«
    »Ein Koch und

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