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Süden und der Luftgitarrist

Süden und der Luftgitarrist

Titel: Süden und der Luftgitarrist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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eine Bedienung, er arbeitete im Restaurant ›Romano‹.«
    »Auch so ein Ranwanzer«, sagte Esther. »Eigentlich hab ich den Aladin nie verstanden. Auf dem Platz war er ein Ass, absolut professionell und superbegabt. Aber als normaler Mensch… da war er irgendwie absolut unprofessionell und unbegabt. Er hats einfach nicht hingekriegt, mit niemandem, mit mir nicht, mit seinen Kumpels nicht und mit sich selber auch nicht.«
    Martin war noch nicht ins Dezernat zurückgekehrt, als Erik Hollender zur Tür hereinkam, ein kleinwüchsiger Mann Ende dreißig mit einem weichen kindlichen Gesicht und geduckter Haltung, der seine strähnigen Haare zu einem kurzen Zopf zusammengebunden hatte. Über seinem dunkelblauen Jackett trug er einen grauen Anorak, dazu eine Cordhose und gefütterte Winterschuhe mit dicken Gummisohlen.
    Mit seiner Aktentasche vor der Brust blieb er stehen und lächelte Sonja, Paul Weber und mich an. Ich sagte: »Grüß Gott.«
    »Grüß Sie«, sagte er, und sein Lächeln hörte nicht auf.
    »Sie hätten nicht extra zu kommen brauchen«, sagte ich.
    »Ich hätte meine Fragen auch am Telefon gestellt.«
    »Das ist nie gut«, sagte er. »Besser man steht sich gegenüber, die Dinge werden dann leichter.«
    Das war ein interessanter Gesichtspunkt. Ich bot ihm einen Stuhl an, er hängte seinen Anorak über die Lehne, und Paul, der später Bereitschaftsdienst hatte, ging in sein Büro zurück. Sonja Feyerabend machte sich auf den Weg in den zweiten Stock, wo ihr kurz zuvor in dem Raum mit dem niedrigen Fenster, den wir als Vernehmungszimmer benutzten, gelungen war, was sie sich vorgenommen hatte, und zwar schneller als erwartet: Unter dem Ausstoß von offenbar mehreren Litern Tränen hatte ihr Anke gestanden, dass sie den Mann im weißen BMW kannte und sogar wusste, wo Vanessa und er sich möglicherweise aufhielten. Mitten in Ankes Weinen hinein krachte eine Ohrfeige ihres Vaters, die Sonja nicht hatte verhindern können, die sie allerdings auch nicht völlig verwerflich fand. Beim Vorbeigehen streifte Sonja meinen Arm, aber wir sahen uns nicht an, sondern sparten uns die Blicke auf.
    »Möchten Sie etwas trinken?«, fragte ich.
    »Keine Umstände«, sagte Hollender und lehnte seine Tasche ans Tischbein.
    Ich setzte mich. In aller Eile hatte ich mir vorhin in der Halle des Hauptbahnhofs gegenüber dem Dezernat ein Sandwich besorgt und hinuntergeschlungen, mit der Folge, dass das Knurren in meinem Bauch eine andere, aggressivere Tonlage bekam. Außerdem hatte Erika Haberl, die Sekretärin in der Vermisstenstelle, aus Kostengründen wieder einmal billigen Kaffee eingekauft, der wie flüssiges Styropor schmeckte.
    »Einen Kaffee sollt ich nehmen«, sagte Hollender.
    Ich sagte: »Gute Idee.« Auf diese Weise wurde die Kanne endlich leer. Hollender trank den Kaffee schwarz und lächelte wieder.
    »Ich hab die Unterlagen jetzt nicht dabei«, sagte er. »Ich bin nicht mehr ins Büro gekommen. Was heißt das, Herr Toulouse ist verschwunden? Geht die Immobilie an jemanden anderen über? Oder soll sie verkauft werden? Das wär kein Problem, das ist eine gute Lage, ruhig, trotzdem perfekt angebunden ans Zentrum, U-Bahn, S- Bahn, Busse, viel Grün, kein Problem.«
    »Wo ist dort ein S-Bahnanschluss?«, sagte ich.
    »S-Bahn. S-Bahn Fasanerie, Feldmoching, das ist um die Ecke, da haben Sie auch gleich die U-Bahn. Oder Sie fahren zur Hasenbergl-Station oder rüber zum Harthof. Oder Sie fahren runter, Olympiapark-Nord.«
    »Ich will nicht hinziehen«, sagte ich.
    »Klar nicht«, sagte Hollender, hielt die Tasse vors Gesicht und sog Luft durch die Nase, als atme er ein Hochlandaroma ein.
    »Hatten Sie im vergangenen Jahr Kontakt mit Aladin Toulouse?« Für die Notizen benutzte ich wieder meinen Spiralblock. Nebenan tippte Erika Haberl das Gesprächsprotokoll aus dem Auto ab.
    »Schon lang nicht«, sagte Hollender. »Kein Grund. War alles geregelt. Er hat die Immobilie bar bezahlt, das war ein Schnäppchen, zweihunderttausend, wenn ich mich nicht täusche. Mark natürlich. Herr Toulouse hatte ein paar sehr lukrative Werbeverträge in der Tasche, er wollte investieren, und das war klug. Ich hab ihm dabei geholfen, im Auftrag seiner Bank.«
    »Der Raiffeisenbank, bei der Sie arbeiten«, sagte ich.
    »So ist es.« Er stellte die Tasse hin, sah sich um und legte die Hände auf den Tisch. »Verschwunden? Was heißt das?«
    »Wie haben Sie Aladin Toulouse kennen gelernt?«
    »Über Frau Viellieber.«
    »Wer ist das?«
    »Eine Kollegin,

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