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Südlich der Grenze, westlich der Sonne

Südlich der Grenze, westlich der Sonne

Titel: Südlich der Grenze, westlich der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haruki Murakami
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ließ die aufwendigen Arbeiten zu einem vergleichsweise günstigen Preis durchführen. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen.
    Der Erfolg der Bar übertraf meine kühnsten Erwartungen, und zwei Jahre später eröffnete ich, ebenfalls in Aoyama, ein zweites Lokal. Es war ein größerer Club, für den ich ein Klaviertrio engagierte. Das Projekt kostete mich viel Zeit und Mühe und natürlich entsprechend viel Geld, aber es wurde ein attraktives und sehr gut besuchtes Etablissement daraus. Endlich konnte ich mich etwas zurücklehnen. Ich hatte meine Chance gut genutzt. Damals kam auch mein erstes Kind zur Welt. Ein Mädchen. Am Anfang hatte ich hinter der Bar gestanden und Cocktails gemixt, aber als ich das zweite Lokal eröffnete, blieb mir dazu keine Zeit mehr. Die Verwaltung meiner Bars nahm mich immer mehr in Anspruch. Ich musste die Einkäufe aushandeln, mich um die Angestellten kümmern, die Bücher führen und darauf achten, dass alles reibungslos lief. Wenn ich eine Idee hatte, setzte ich sie sofort in die Tat um. Auch die Speisekarte entwarf ich selbst. Es war mir bis dahin nicht aufgefallen, wie sehr mir diese Art der Arbeit lag. Ich liebte es, mit etwas bei null anzufangen, um es mit der Zeit zu perfektionieren. Es war mein Werk, meine Welt. Nie hatte ich solches Glück empfunden, als ich noch Schulbücher redigierte.
    Tagsüber erledigte ich die anfallenden Besorgungen. Abends machte ich dann die Runde durch meine beiden Bars, kostete die Cocktails, beobachtete die Reaktionen der Gäste, hatte ein Auge auf die Angestellten und lauschte der Musik. Obwohl ich meinem Schwiegervater jeden Monat etwas von dem geliehenen Geld zurückzahlte, hatte ich ein sehr gutes Einkommen. Wir kauften ein Vier-Zimmer-Apartment in Aoyama und einen BMW 320. Außerdem bekamen wir ein zweites Kind. Auch ein Mädchen. Ich war nun Vater von zwei kleinen Töchtern.
    Mit sechsunddreißig besaß ich ein Wochenendhaus in Hakone. Für meine Frau kaufte ich einen roten Jeep Cherokee, mit dem sie einkaufen und die Kinder herumfahren konnte. Meine Geschäfte gingen jetzt so gut, dass ich eigentlich eine dritte Bar hätte eröffnen können, aber ich hatte nicht die Absicht, mich weiter zu vergrößern. Denn dann hätte ich nicht mehr alles selbst im Auge behalten können und mich wahrscheinlich allein durch die Geschäftsführung völlig aufgerieben. Außerdem wollte ich nicht noch mehr Zeit für meine Arbeit opfern. Als ich das Problem mit dem Vater meiner Frau besprach, riet er mir, mit dem überschüssigen Geld Aktien und Immobilien zu kaufen. Die würden mich weniger Mühe und Zeit kosten. Leider hatte ich nicht die geringste Ahnung von Aktien oder Immobilien. Als ich ihm das sagte, bot er mir an, die Einzelheiten ihm zu überlassen. »Wenn du alles so machst, wie ich es dir sage, kannst du nichts falsch machen«, sagte er. Also investierte ich nach seinen Ratschlägen und hatte innerhalb kurzer Zeit erhebliche Gewinne zu verzeichnen.
    »Siehst du, jetzt weißt du Bescheid«, sagte er. »Für so was braucht man ein Händchen. Du könntest hundert Jahre in einer Firma arbeiten, ohne je dahinterzukommen. Um Erfolg zu haben, braucht man Glück und Köpfchen. Ganz klar. Doch das allein genügt nicht. Man braucht auch Kapital. Ohne Kapital geht gar nichts. Aber was man vor allem braucht, ist ein Händchen. Wenn du das nicht hast, nützt dir auch alles andere nichts.«
    »Da hast du sicher recht«, sagte ich. Ich begriff sehr gut, was mein Schwiegervater meinte. Sein sogenanntes »Händchen«basierte auf einem komplizierten System, das er sich nach und nach geschaffen hatte und mit dessen Hilfe er große Summen anhäufte. Es bestand aus einem Netzwerk zwischenmenschlicher Kontakte, mit deren Hilfe er entscheidende Informationen sammelte und skrupellos einsetzte. Seine Gewinne vermehrten sich, indem er sie auf raffinierte Weise umdeklarierte und geschickt durch die Maschen von Gesetz und Finanzamt schleuste. Nur zu gern hätte er mich in dieses System eingewiesen.
    Ohne meinen Schwiegervater würde ich wahrscheinlich noch immer Schulbücher redigieren, in einem schäbigen Apartment in Nishi-Ogikubo wohnen und in einem gebrauchten Toyota mit defekter Klimaanlage durch die Gegend fahren. Ich hatte die Chance, die ich bekommen hatte, gut genutzt. In kürzester Zeit hatte ich zwei gut gehende Bars mit über dreißig Angestellten und ein überdurchschnittlich hohes Einkommen. Die Geschäfte liefen so ausgezeichnet, dass es selbst meinen Buchhalter

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