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Suehne

Suehne

Titel: Suehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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sondern für etwas ganz anderes«, meinte Nadja und zuckte sicherheitshalber ein weiteres Mal mit den Achseln.
    »Aber man kann Geld doch wohl nur an Personen geben«, wandte Bäckström ein. »Du sagst doch selbst, dass du überzeugt bist, dass es um Geld geht, und die Kürzel stimmen mit ihren Namen überein. Außerdem handelt es sich nicht um sonderlich gebräuchliche Namen. Ich glaube, du zerbrichst dir umsonst den Kopf.« »Vielleicht irre ich mich ja«, meinte Nadja und erhob sich. »Wir werden der Sache schon noch auf den Grund kommen«, meinte Bäckström und nickte Nadja zuversichtlich zu. Offenbar schien seine einzige Mitarbeiterin, die diesen Namen verdient hatte, jetzt auch ins Wanken zu geraten. »Davon bin ich vollkommen überzeugt«, erwiderte Nadja.
     

60
    Bevor er das Fort verließ, blätterte Bäckström noch den enormen Papierstapel durch, den Nadja ihm gegeben hatte.
    Wohl kaum ein Chorknabe, dachte Bäckström, als er die Lektüre beendet hatte. Farshad Ibrahim war siebenunddreißig Jahre alt und im Alter von vier Jahren nach Schweden gekommen, zusammen mit Vater, Mutter, zwei älteren Schwestern und einer alten Großmutter. Insgesamt sechs Personen, alles politische Flüchtlinge aus dem Iran.
    In Schweden war die Familie noch um Farshads zwei jüngere Brüder angewachsen, um Farbod, zweiunddreißig, und seinen jüngsten Bruder Nasir, fünfundzwanzig. Die Großmutter war bereits ein Jahr nach ihrem Eintreffen in Schweden verstorben. Die beiden älteren Schwestern waren verheiratet und hatten die Familie verlassen. In dem großen Einfamilienhaus in Sollentuna wohnten also noch fünf Personen. Die drei Brüder Ibrahim und ihre Eltern. Das eigentliche Familienoberhaupt war Farshad, da sein Vater drei Jahre zuvor einen schweren Schlaganfall erlitten hatte.
    Aus moralischer Sicht war er ein höchst bedenkliches Oberhaupt. In dem Jahr, als er fünfzehn Jahre alt geworden war, hatte Farshad einen gleichaltrigen Mitschüler erstochen. Er war wegen Totschlags verurteilt und unter Aufsicht des Jugendamtes gestellt worden. Das schien sein Leben aber nicht in positiver Richtung beeinflusst zu haben. Möglicherweise war er verschlagener geworden, denn es waren zehn Jahre verstrichen, bis er zum ersten Mal zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden war. Vier Jahre für schweren Raubüberfall, und den Hauptteil der Strafe hatte er also in derselben Strafvollzugsanstalt für Schwerstkriminelle abgesessen wie der eifrigste Informant Kommissar Toivonens.
    Einige Monate vor seiner Entlassung war er in eine normale Haftanstalt verlegt worden, um ihn auf das bevorstehende Leben außerhalb der Gefängnismauern vorzubereiten. Auch das war mehr oder minder missglückt.
    Nach einer Woche war einer von Farshads Mitinsassen mit einer Wäscheleine erdrosselt in der Wäscherei aufgefunden worden. Alles hatte auf Farshad als Täter gedeutet, der sich einen schwulen Informanten vom Hals hatte schaffen wollen, die Tat war ihm aber nicht nachzuweisen gewesen, und Farshad selbst hatte nur geschwiegen.
    Wieder in Freiheit war er umgehend des großen Raubüberfalls auf das Depot der Geldtransportfirma in Akalla verdächtigt worden. Er hatte drei Monate in Untersuchungshaft verbracht und geschwiegen und war dann in Ermangelung von Beweisen auf freien Fuß gesetzt worden. Farshad war mittlerweile ein Mann mit einem Ruf. Er war Nachfolger Ben Kaders, obwohl dieser Marokkaner war und er selbst aus dem Iran stammte. Er war Moslem und rührte keinen Tropfen Alkohol und keine Drogen an. Er hatte keine zufälligen Frauenbekanntschaften, es gab überhaupt keine Frauen in seinem Leben, wenn man von seiner Mutter und seinen zwei Schwestern absah. Vor allem war er weder durch Falschparken, Geschwindigkeitsübertretungen noch Schlägereien aufgefallen. Er war lebensgefährlich, schweigsam, und er schien nur drei Menschen zu vertrauen, seinen zwei jüngeren Brüdern Farbod und Nasir sowie seinem Cousin Hassan Jalib.
    Die zwei jüngeren Brüder waren, ihren Vorstrafen nach zu urteilen, in die Fußstapfen Farshads getreten oder hatten es zumindest versucht, ohne dass es ihnen so recht geglückt wäre. In den Augen der Gesellschaft war vor allem Nasir das schwarze Schaf der Familie, da er bereits im Alter von vierundzwanzig Jahren vier Gefängnisstrafen von insgesamt vier Jahren verbüßt hatte. Körperverletzung, Vergewaltigung und Raubüberfall. Laut Angaben im Fahndungsregister beschäftigte er sich rege mit Sex und Drogen, die Spielarten

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