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Suehne

Suehne

Titel: Suehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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meines Erachtens mindestens zehn Jahre her sein.« »Da ist noch etwas, was mir nicht klar ist, Roland«, sagte Annika Carlsson. »Du bist ja ein alter Kollege, und wie man Telefone überprüft, das weißt du sicher genauso gut wie ich.«
    »So das eine oder andere hat man noch im Kopf«, pflichtete ihr Stalhammar zufrieden bei.
    »Als du Kalle Danielsson verlassen hast, stand er da und beschimpfte seine Nachbarin. Dieses Gespräch haben wir überprüft. Er hat es kurz vor halb elf geführt. Dann, sagst du, seist du direkt zu dir nach Hause gegangen, und das hätte etwa zehn Minuten gedauert. Das würde bedeuten, dass du etwa um zwanzig vor elf nach Hause gekommen bist.« »Stimmt genau«, sagte Stalhammar und nickte. »Anschließend hast du deine Freundin in Malmö gegen halb zwölf angerufen?«
    »Ja, daran erinnere ich mich, denn ich habe vorher auf die Uhr geschaut. Ich wollte sie wie gesagt nicht zu spät anrufen.«
    »Was hast du in der Zwischenzeit gemacht? Du kommst um zwanzig vor elf nach Hause und rufst um halb zwölf an. Dazwischen liegen fünfzig Minuten, fast eine ganze Stunde. Was hast du da gemacht?«
    »Das habe ich doch gesagt«, erwiderte Stalhammar erstaunt.
    »Es muss mir entfallen sein«, meinte Annika Carlsson. »Erzähl es bitte noch einmal.« »Ich hatte noch einen Schluck in der Speisekammer stehen, und außerdem hatte ich einen Grund zum Feiern. Ich habe den also erst mal gekippt und dananch Marja angerufen. Wahrscheinlich habe ich mir mehrere genehmigt, wo ich schon mal dabei war«, sagte Stälhammar und grinste.
    »Fünfzig Minuten«, wiederholte Annika Carlsson und tauschte mit Bäckström einen raschen Blick aus.
    »Muss ja ein ziemlich großer Schluck gewesen sein«, meinte Bäckström.
    »Jetzt sei mal nicht so, Bäckström«, erwiderte Stälhammar. »Ich habe einfach rumgesessen und philosophiert.«
    »Etwas ganz anderes«, sagte Bäckström. »Erinnerst du dich, ob Kalle Danielsson eine Aktenmappe oder einen Aktenkoffer besaß, so was Teureres aus Leder mit Messing-schnallen.«
    »Ja, hatte er«, antwortete Stälhammar und nickte. »Hellbraunes Leder. So was, was Generaldirektoren haben. Ich habe sie zuletzt an dem Abend bei ihm gesehen, an dem er ermordet wurde. Da bin ich mir ganz sicher.«
    »Daran erinnerst du dich also«, sagte Bäckström. »Warum erinnerst du dich daran?«
    »Er hatte ihn auf den Fernseher gelegt, im Wohnzimmer, wo wir gegessen haben«, antwortete Stälhammar. »Merkwürdiger Platz für eine Tasche. Ich besitze zwar selbst keine solche Tasche, aber ich würde sie wohl kaum auf den Fernseher legen. Wieso willst du das eigentlich wissen?« »Die Tasche ist verschwunden.«
    »Aha«, erwiderte Stälhammar und zuckte mit den Achseln. »Als ich ging, hatte er sie jedenfalls noch. Sie lag immer noch auf der Glotze.«
    »Als wir am Morgen eintrafen, hatte er sie nicht mehr«, meinte Bäckström. »Du hast keine Ahnung, wo sie hingeraten sein könnte?«
    »Jetzt reicht's aber, Bäckström«, sagte Stälhammar und sah ihn aus seinen tiefliegenden Augen finster an.
    »Ich glaube, wir hören jetzt auf«, meinte Bäckström und nickte seiner Kollegin zu.
    »Ganz in meinem Sinne. Ich will nach Hause und unter die Dusche.«
    »Du musst uns noch ein paar Minuten opfern, Roland«, sagte Annika Carlsson und lächelte freundlich. »Wir müssen noch einmal mit der Staatsanwältin sprechen, bevor du gehen kannst.«
    »Okay«, sagte Roland Stalhammar und zuckte mit den Achseln. Eine Stunde später erließ die stellvertretende Oberstaatsanwältin Tove Karlgren einen Haftbefehl gegen den ehemaligen Kriminalinspektor Roland Stalhammar. Bäckström und Carlsson hatten sie überzeugt, und obwohl es auch Stimmen dagegen gegeben hatte, war sie dann doch auf ihre Linie eingeschwenkt. Stalhammar hatte genügend Zeit gehabt, Karl Danielsson zu erschlagen und sich der Kleider auf dem Heimweg zu entledigen. Es gab etliches, was gegen ihn sprach, und vieles, was noch überprüft werden musste. Begründeter Mordverdacht also. Und während die Fahnder seine Angaben überprüften und seine Wohnung filzten, war es für sämtliche Beteiligten das Einfachste, ihn in Gewahrsam zu nehmen. Gerade als Bäckström Feierabend machen wollte, rief ihn Peter Niemi an. Die ersten Informationen über die blutigen Kleider waren gerade per Fax vom Staatlichen Kriminaltechnischen Labor eingetroffen.
    »Es ist Danielssons Blut«, stellte Bäckström fest und ließ sein Gegenüber gar nicht erst zu Wort kommen.

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