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Sühneopfer - Graham, P: Sühneopfer - Retour à Rédemption

Titel: Sühneopfer - Graham, P: Sühneopfer - Retour à Rédemption Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Graham
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gestampfte Lehm darunter scheint leicht ausgehöhlt zu sein. An der Wand sind Kratzspuren und dunkle Flecken.
    Am Ende des Tunnels huscht ein flackernder Widerschein über die Wände, und als die Verlorenen Jungs dort angelangt sind, stehen sie in einem weiten quadratischen Raum. Vor sich sehen sie einen riesigen Heizkessel und einen Brenner. Helliwell öffnet die Ofenklappe, und mit dem Feuerschein schlägt ihnen ein Schwall Hitze entgegen, der ihre Gesichter röstet. Die Häftlinge starren ins breite Maul des Brenners. Der Ofen scheint groß genug, um darin einen ganzen Menschen einzuäschern. Auf Helliwells Aufforderung hin werfen sie die Schachteln hinein. Die Flammen schlagen höher und werden fast weißglühend, als das Ungeheuer sein papierenes Futter verschlingt.
    Rechts und links des Kessels sind zwei Türen aus Holzbohlen, die mit mächtigen Vorhängeschlössern aus Stahl abgesperrt sind. Helliwell schließt die linke Tür auf und hängt das Schloss über den Riegel. Der Keller ist ein großer Raum mit gekalkten Wänden. Die Luft hier unten ist staubtrocken und wirkt so sauerstoffarm wie in großer Höhe. Stapelweise Decken und Leintücher liegen hier, und viele Schachteln mit weißen Deckeln stehen kreuz und quer durcheinander auf Paletten. Zum Teil scheinen sie uralt; etliche sind aufgerissen und haben eine Flut von Postkarten, Briefen, Zeichnungen auf den staubigen Boden ausgespien. Helliwell schiebt sie mit dem Fuß zusammen und wirft eine Decke darüber. Die Häftlinge stellen ihre Schachteln ab und steigen die Treppe wieder hinauf, um die nächste Fuhre zu holen.
    Drei Stunden später füttert ein Teil des Kommandos noch immer den Ofen, und die Hitze, die dabei entsteht, ist so gewaltig, dass sich die Jungen bis auf die Unterhose ausgezogen haben. Die Verlorenen Jungs hingegen sind für den Schachteltransport in den Keller zuständig. Helliwell beaufsichtigt die Verbrennung der roten Schachteln. Hin und wieder knistert sein Funkgerät, und er entfernt sich einen Moment lang. Die Verlorenen Jungs haben eine Kette gebildet und reichen einander die Schachteln weiter. Als Peter, der am ganz am Ende steht, im hinteren Teil des Kellers einen Stapel alter Zeitungen beiseiteräumt, um Platz für neue Schachteln zu schaffen, entdeckt er eine Falltür, über der ein halb vermoderter Teppich liegt. Sie quietscht, als er sie aufklappt. Darunter führen mehrere Holzstufen in eine geheime Kammer tief unter der Erde. Howard ist hinzugetreten und späht ihm über die Schulter.
    »Mach bloß wieder zu, Pete – wenn Helliwell uns dabei erwischt, sind wir geliefert.«
    Peter aber schüttelt Howards Hand ab, die ihn am Overall festzuhalten versucht, und steigt die Stufen hinunter. Dort unten riecht die Luft vollends tot. Er findet einen Lichtschalter und betätigt ihn; eine nackte Glühbirne erhellt den Raum. Entlang der Wände türmen sich Kleidungsstücke in allen Größen und aus allen Epochen. Sie sind sortiert: ein Haufen aus zerknitterten Hemden, einer aus unförmigen Joppen und Mänteln, ein dritter aus kurzen und langen Hosen, ein vierter aus Unterwäsche – letzterer ist zweigeteilt in Männerunterhosen auf der einen Seite, Schlüpfer, BH s und Unterhemden auf der anderen. Ein Stück weiter erheben sich ein kleiner Berg aus Socken und ein größerer aus Schuhen: Mokassins, Stiefel, zerfetzte Turnschuhe, auch recht neue Halbschuhe darunter. Über Peters Kopf trappeln die Sohlen der Verlorenen Jungs auf den Bodenbrettern. Er hört Schleifgeräusche und Stimmengemurmel. Und Howard ruft halblaut durch die Klappe: »Verdammt, Peter, was treibst du da unten?«
    Peter gibt keine Antwort. Die rechte Seite des Raums nimmt ein mächtiger, grob gezimmerter Bücherschrank ein. In den Schubladen findet er Brillen, darunter uralte Gestelle, aber auch wesentlich jüngere Modelle. Außerdem Ketten, Anhänger, Medaillons, kleine Kreuze. Und schließlich Taschentücher mit eingestickten Monogrammen, und eine ganze Schublade ist mit Gebissen gefüllt. Schaudernd schließt Peter sie wieder. Der Rest des Schranks besteht aus Schiebewänden, hinter denen er Fächer voller Akten, Krankenberichte, Fotos von Häftlingen am Tag der Aufnahme findet. In anderen Fächern entdeckt er leere Flakons, Glasbehälter mit alten Bonbons, Brieftaschen, einen kleinen Stapel Pläne und Landkarten, darunter auch einige kunststoffbeschichtete. Peter durchblättert sie. Seine Finger beginnen zu zittern.
    »Mann, Pete, verdammt! Helliwell ist im

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