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Sühneopfer - Graham, P: Sühneopfer - Retour à Rédemption

Titel: Sühneopfer - Graham, P: Sühneopfer - Retour à Rédemption Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Graham
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knallt mit der Schläfe an einen Schrank und bricht zusammen.
    Peter befreit Wendy rasch von den Wattebäuschen in der Nase. Als er mit der Waffe auf die Stirn des fetten Richters zielt, stößt Wendy einen vom Knebel erstickten Schrei aus, und Peter fährt herum. Auf ein Knie gestützt, hat Brunswick seine 38er gezückt, und ein breites Grinsen verzerrt sein Gesicht, als er sieht, dass Peter seine Munition verschossen hat und die Waffe nur noch ins Leere rattert. Brunswick hebt seine Pistole, doch in dem Augenblick fährt eine Hand durch die weit offene Tür nach vorn und rammt ihm eine Klinge in den Nacken. Brunswick erbricht einen Schwall Blut und stürzt zu Boden. Ezzies gutmütiges Gesicht schiebt sich durch den Türrahmen, eine Sorgenfalte auf der Stirn.
    »Du, Peter, wie war das noch mal? Wir bringen sie alle um und treffen uns wo?«
    »Im Hof.«
    »Okay.«
    Ezzies Kopf zieht sich zurück, taucht aber gleich darauf noch einmal auf.
    »Brauchst du mich hier nicht mehr?«
    »Nein, Großer. Das geht jetzt schon.«
    Peter blickt auf den dunklen Fleck auf der Hose des Richters, der immer größer wird. Der Lauf seiner Automatik folgt seiner Blickrichtung. Auf diese Distanz lässt das Geschoss den Unterbauch und die Hüfte des Richters aufplatzen. Barstow brüllt. Peter wischt sich die Blutspritzer aus dem Gesicht und dreht sich zu Wendy um. Er sieht Liebe in ihrem Blick. Und maßlosen Hass. Er reißt ihr den Knebel ab. Schwer atmend zieht sie sich die Unterhose wieder an. Dann streckt sie Peter wortlos die Hand hin, und der legt ihr die Klinge hinein.
    Richter Barstow ist aus seinem Sessel gerutscht und wälzt sich auf dem Teppich, eine Hand um den Rest seines Gemächts gekrallt. Peter zündet sich eine Zigarette an. Außerordentlich, welche Energie der fette Bursche noch in seinen kriechenden Fluchtversuch steckt. Wendy hat unterdessen den Reverend mit Brunswicks Handschellen an den Schreibtisch gefesselt. Esterman schlägt die Augen auf. Er will etwas sagen, doch sein Mund ist bereits zugeklebt. Wendy thront rittlings auf ihm und setzt ihr Messer genau in seinem Bauchnabel an. Der Reverend schüttelt wild den Kopf und atmet laut durch die Nase, während sie dem Messergriff kleine Schläge mit der flachen Hand versetzt. Mit jedem Schlag dringt die Klinge ein Stückchen tiefer ein. Esterman verdreht die Augen und windet sich unter ihr. Als die Klinge bis zur Hälfte eingedrungen ist, hält Wendy inne und packt den Griff mit beiden Händen. Mit einem schmatzenden Geräusch fräst sich die Klinge bis zum Brustbein hinauf. Der Reverend brüllt trotz Knebel. Wendy macht »pssst« und stopft ihm Watte in beide Nasenlöcher. Dann wischt sie sich die Stirn, bläst gegen die Haarsträhne und nimmt einen Zug von der Kippe, die Peter ihr an die Lippen hält. Sie betrachtet Esterman, der nach Luft ringt, während sein Leben ausrinnt. Nichts Arrogantes ist mehr im Blick des Sterbenden. Auch nichts Überlegenes. Ein Schluchzen schüttelt ihn. Er zuckt noch eine Weile. Dann werden seine Augen glasig, und er stirbt still.
    Der Richter liegt wie ein gestrandeter Wal auf dem Rücken. Er hat die Grenze des Leidens erreicht. Peter drückt ihm mit den Fingern die Wangen zusammen, dann schiebt er ihm den Pistolenlauf in den Mund und schießt. Es riecht nach Pulver und verbrannter Haut. Wendy liegt rittlings über Estermans Leiche. Peter hebt sie auf und nimmt sie in die Arme. Sie schluchzt haltlos. Er drückt sie fest an sich und murmelt leise: »Schsch, Schatz, alles gut. Es ist vorbei.«
121
    Am Himmel verblassen die Sterne. Die Verlorenen Jungs liegen im hohen Gras nahe dem Zaun. Howard und Marcellus zielen mit Steinschleudern auf die Wachhunde, die sich kläffend gegen den Zaun werfen. Vor einer Stunde haben sie sich im Hof getroffen. Nackt und euphorisch seiften sie sich von Kopf bis Fuß ein und spritzten sich gegenseitig mit dem Wasserschlauch ab; dann verbrannten sie ihre blutgetränkten Overalls. Sie wollten ihre alten Sachen wieder anziehen, die sie sich aus dem Lager geholt hatten, und mussten feststellen, dass sie nicht mehr hineinpassten. Sie sahen einander an und versuchten zu lächeln. Niemand hätte es zugegeben, aber irgendwie fehlt ihnen der alte gelbe Overall.
    Peter hält Wendys Hand und zerkaut einen Grashalm. Collie raucht schweigend. Ezzie liegt der Länge nach ausgestreckt neben ihnen und schnarcht. Als er vorhin Anstalten machte, über den Zaun zu klettern, um auch die Hunde auszuweiden, hat ihn Peter mit einem

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