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Sühneopfer - Graham, P: Sühneopfer - Retour à Rédemption

Titel: Sühneopfer - Graham, P: Sühneopfer - Retour à Rédemption Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Graham
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Handzeichen. Der erste Bolzen trifft Hawks’ Oberschenkel. Ein zweiter seine Schulter.
    »Macht ihn mir nicht ganz kaputt, Leute!«, schreit jemand.
    Hawks zieht seine Automatik und schießt; im Geist zählt er die Kugeln mit. Er schafft es, sechs Jäger umzulegen und vier weitere schwer zu verwunden. Der Typ, dessen Stimme er gehört hat, fährt sich noch mit einer Hand an die Gurgel, dann bricht er zusammen.
    »Hawks! In Gottes Namen, Hawks, wo steckst du?!«
    Die vorletzte Patronenhülse fällt ins Laub. Hawks stellt das Feuer ein. Er denkt an seine Frau und seinen Sohn. Er denkt an das kleine Ferienhaus am Moose Lake, das er jüngst für seine Familie erstanden hat. Er schiebt sich den Lauf der Waffe in den Mund. Er schmeckt nach Pulver.
    Ackermann hört aus der Ferne einen letzten Schuss, dann ist alles still. Er starrt in den Wald. Die erste Verstärkung, die eintraf, sind mehrere Abteilungen Eliteschützen vom Stützpunkt der Marines in Jackson. Ackermann hat sie auf einem Gebiet von fünfhundert Quadratmetern rund um den Zugang zu den unterirdischen Tunnels postiert. Kaltblütige Tiere, die imstande sind, tagelang mit der Waffe im Anschlag auf der Lauer zu liegen. Er hält nach ihnen Ausschau. In seinem Ohrmikro knistert es.
    »Hier Agent Mullin. In knapp zehn Minuten wird die Nationalgarde hier sein.«
    »Sobald sie da sind, sollen sie sämtliche Zufahrten nach Hastings absperren. Vollständige Einriegelung und Feuer frei.«
    Keine hundert Meter entfernt donnern jetzt mehrere Maschinengewehrsalven. Gewehrschüsse antworten, es folgen neuerliche Salven. Ackermann greift nach einem Funkgerät, das auf die Frequenz der Marines eingestellt ist. Eine Stimme flüstert: »Hier Schutzengel. Operation läuft. Wir haben eure Schmeißfliegen reingelassen und greifen jetzt zu.«
119
    Peter bemüht sich, möglichst flach zu atmen, um die Schlinge um seinen Hals nicht fester zuzuziehen. Die Idee stammt vom Hilfssheriff Brunswick. Vogt Marlow und er haben ihn in ein fensterloses Zimmer im obersten Stock des Kolonialhauses geschleppt und dort mit überkreuzten Armen an einen gusseisernen Heizkörper gefesselt. Bevor sie wieder gingen, ließ Brunswick ihn wissen, dass ihn der Lederriemen langsam erdrosseln werde. Peter denkt an Agent Ackermann und die Verstärkung. Wenn sie endlich kommen, wird sie nur noch ein Leichenfeld erwarten.
    Peter wäre beinahe eingenickt. Die kleine Bewegung des Kopfs hat die Schlinge ein Stück weiter zugezogen. Seine Arme und Schultern schmerzen grausam. Er versucht, durch die Nase zu atmen, doch seine Muskeln werden von unwillkürlichen Zuckungen geschüttelt, die den Druck um seinen Hals verstärken. Hinter der Tür hört er die Stimmen der Profose, die zu seiner Bewachung abgestellt wurden. Ash und Crowley, die Dreckskerle. Wieder sinkt sein Kopf nach vorn, und er schläft fast ein, doch jetzt hallt draußen ein Schrei durch den Korridor, und es folgt ein dumpfer Schlag gegen die Wand. Schüsse knallen. Etwas Metallenes schlägt auf dem Boden auf und schlittert davon. Dann ein Knacken und Knirschen, wie Hühnerknochen unter einem Stiefel. Dann ist alles still.
    Peter versucht vorsichtig, seine Position zu wechseln, bewirkt aber nur, dass sich die Schlinge weiter zusammenzieht. Er zerrt an den Handschellen und hämmert mit den Fersen auf den Boden. Aus seiner Kehle dringt ein Röcheln. Der Sauerstoffmangel macht sich immer stärker bemerkbar, die Krämpfe haben sich von den Oberschenkeln auf Bauch und Brustkorb ausgeweitet, sein Blick trübt sich. Im Geist sieht er die lächelnde Wendy am Ufer des Mississippi, sieht den schweren Flug der Pelikane tief über dem Wasser, hört das Aufklatschen der Katzenfische nach dem Sprung. Sein Bewusstsein treibt davon. Als er nahe daran ist aufzugeben, springt die Tür auf, und Ezzies mächtige Gestalt füllt den Rahmen aus. Seine Hände und Unterarme triefen von Blut. Sein Overall, sein Gesicht sind blutverspritzt. In jeder Hand ein Messer, stürzt er auf Peter zu, beugt sich vor und schneidet den Lederriemen durch.
    »Danke, Ezzie. Scheiße, das war wirklich haarscharf«, krächzt Peter.
    »Messerscharf, meinst du, was?« Ezzie grinst.
    Mit den Schlüsseln, die er den Profosen abgenommen hat, schließt der Riese die Handschellen auf, die klirrend zu Boden fallen. Peter massiert sich die Gelenke. Ezzie reicht ihm eines seiner Messer. Peter fährt mit dem Zeigefinger über die Klinge.
    »Hast du die gemacht?«
    Ezzie nickt. Seine Augen glänzen im

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