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Sühneopfer - Graham, P: Sühneopfer - Retour à Rédemption

Titel: Sühneopfer - Graham, P: Sühneopfer - Retour à Rédemption Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Graham
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Drive, bremst Truman ab. An Wendys Haus sind die Fensterläden meerblau. Am Nachbarhaus grün. Gegenüber sind sie ockergelb. Davon abgesehen unterscheidet die Häuser nur noch die mehr oder minder fruchtbare Fantasie der mexikanischen Gärtner. An der nur eines ärgerlich ist: Sobald ein Gärtner mal eine gute Idee hat, legen alle seine Kollegen genau diese Idee auch ihren Kunden ans Herz, sodass sich Wendy mit der Zeit von ihren weißen Begonien und ihren unerschwinglichen Rosenstöcken getrennt hat. Eines Tages grub sie eigenhändig den gesamten Garten um, löste ihre Beete auf und ersetzte sie durch ein viereckiges Rasenstück, ein paar Margeriten und einen japanischen Apfelbaum. Den Rest ließ sie fliesen – mit Polyesterbeton, damit die Kinder skaten konnten, ohne sich bei Stürzen die Knie aufzuschürfen. Und nach getanem Werk setzte sie sich mit einer Zigarette und einem eiskalten Bier in ihre Hollywoodschaukel und warf den Nachbarn, die das Ergebnis über die Hecke hinweg begutachteten, ein spöttisches Lächeln zu.
    Der Van biegt in die Auffahrt ein. Truman drückt auf die Fernbedienung. Das Garagentor öffnet sich quietschend.
    »Scheiße.«
    »Truman Jordan Paul Sullivan, ich verbiete dir ausdrücklich, vor den Kindern das verbotene Wort auszusprechen!«
    »Welches Wort?«
    »Papa hat Scheiße gesagt, Papa hat Scheiße gesagt!«
    »Seid still da hinten. Die Mama hat schrecklich Kopfweh!«
    »Das Tor.«
    »Was ist mit dem Tor?«
    »Je höher es sich hebt, desto tiefer hängt die rechte Seite im Vergleich zur linken herunter. Siehst du?«
    »Und?«
    »Das heißt, in dem verdammten Antriebsmotor ist schon wieder Sand.«
    »Bist du sicher?«
    »Ziemlich.«
    »Ich konnte dieses Tor sowieso noch nie ausstehen.«
    »Ach ja? Es ist aber doch recht nützlich.«
    In der Garage ist es dämmrig. Truman dreht den Motor ab. Wendy greift nach ihrer Handtasche und öffnet ohne einen Blick auf die Kinder die Tür.
    »Ich kann nicht mehr«, sagt sie. »Ich muss in die Badewanne. Kümmerst du dich um die Koffer?«
    »Was soll ich damit machen?«
    »Du trägst sie in die Schlafzimmer hinauf. Du legst sie auf die Betten. Jeden Koffer auf das richtige Bett. Ich kümmere mich um das Abendessen.«
    »Mach aber schnell: Heute Abend spielen die Cardinals gegen die Giants.«
    »Wann?«
    »Acht.«
    »Also Pizza?«
    »Ja, Pizza ist okay.«
    Wendy wirft die Tür ins Schloss und beugt sich vor.
    »Vegetarische Pizza, ja?«
    »Mexikanisch?«
    »Nein.«
    »Dann Peperoni?«
    »Auch nicht.«
    »Ach komm, Wendy, sei nicht gemein, ich hab eine anstrengende Fahrt hinter mir, ich muss wieder zu Kräften kommen.«
    »Ich bin nicht ›gemein‹, Truman. Du hast dich eine Woche lang mit Tapas vollgestopft und Tequila getrunken. Ich achte auf deine Linie, weiter nichts. Also du hast die Wahl: Peperonipizza und alkoholfreies Bier oder normales Bier und vegetarische Pizza.«
    »Scheiße, Wendy, ich will Peperonipizza und Bier mit Alkohol. Okay?«
    »Truman?«
    »Ja?«
    »Du hast schon wieder das Wort gesagt.«
    »Welches Wort?«
    »Du weißt verdammt genau, welches Wort ich meine.«
    »Ah, das. Sorry. Kommt nicht wieder vor.«
    Wendy sieht den Kindern nach, die ihre Skates anziehen und die Auffahrt zur Straße hinuntersausen. Gute Idee, diese Kunststoffplatten. Machen gerade genug Lärm, um den Nachbarn auf den Wecker zu gehen. Sie sieht dem Älteren nach, der abwärts flitzt. Wie immer wird er erst im allerletzten Moment bremsen.
    »Ryan! Pass auf die Autos auf!«, schreit sie trotzdem vorsichtshalber.
    Der Junge hört sie nicht. Er versucht zu bremsen. Die Gehsteigkante verhindert es. Er rast mit ausgebreiteten Armen und unter Apachengeschrei auf die Straße. Wendy zuckt die Achseln und steigt die Stufen zum Haus hinauf. Vor der Abreise hat sie die Fußböden gewischt, und noch immer riecht es nach Piniennadeln. Sie stellt ihre Handtasche auf dem niedrigen Tischchen ab, zündet sich eine Zigarette an und wählt die Nummer der Sprechbox.
23
    Eine synthetisch klingende Stimme kündigt dreißig neue Nachrichten an. Wendy seufzt. Die ersten Anrufe stammen von Trumans Eltern. Tom und Jenny. Zwei alte Bauern aus Wisconsin. Sie ein Giftzwerg, er verbohrt wie ein Mormone. Wie immer beschweren sie sich, dass man sie nicht anruft und ihnen die Kinder nicht oft genug anvertraut. In jeder neuen Nachricht entschuldigen sich Tom und Jenny für die vorhergehende, dann werden sie wieder ausfällig und können gleich darauf erneut anrufen und sich entschuldigen.

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