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Sühneopfer - Graham, P: Sühneopfer - Retour à Rédemption

Titel: Sühneopfer - Graham, P: Sühneopfer - Retour à Rédemption Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Graham
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sogar nicht unverdient waren.
    Peter betrat das Zimmer seiner Freundin genau in dem Moment, als Webster seinen Schwanz aus der Hose holte und die weinende Wendy vor sich auf die Knie zwang. Ohne zu überlegen, griff Peter nach dem Metallstuhl und schlug ihn dem Aufseher auf den Kopf, sehr fest, ein einziges Mal. Es machte ein sonderbares Geräusch – eine Mischung aus splitterndem Knochen und zerdrücktem Blech. Webster brach ohne einen Laut zusammen, und Peter schnappte sich das Tränengasspray, das alle Aufseher am Gürtel trugen. Mit der Zuversicht seiner vierzehn Jahre warf er Wendy eine Decke um die Schultern und rannte mit ihr fort. Unbehelligt kletterten sie über die Mauer. Drei Wochen waren sie auf der Flucht und lebten vom Jagen und Sammeln an den Ufern des Flusses. Überquerten ihn auch, um den Bundesstaat zu wechseln, denn natürlich fürchteten sie, entdeckt zu werden. Peter weiß noch, wie sie das erste Mal beinahe aufgegriffen wurden. Eines Abends verließen sie ein paar Meilen vor Tallulah die Deckung des Flusses, weil sie Hunger hatten. In einer Tankstelle klaute Wendy Bonbons und Tiefkühlburger, während Peter den Kassierer ablenkte. Wie sie trug er eine Schirmmütze, die er tief in die Stirn gezogen hatte, und achtete darauf, den Überwachungskameras nicht das Gesicht zu zeigen. Auf dem Rückweg ins schützende Dickicht sahen sie, wie ein Polizeiauto des Issaquena County in den Parkplatz einbog. Der Tankstellenboss und der Bulle – ein Schlaks mit Mardergesicht – standen einen Moment lang draußen im Licht der Straßenlampe und redeten miteinander. Dann drehte sich der Schlaks zu dem Dickicht auf der anderen Straßenseite. Seine Augen schienen im Halbdunkel zu leuchten, und er hob schnuppernd den Kopf, als hätte er Witterung aufgenommen. In dieser Nacht überquerten Peter und Wendy zum ersten Mal den Mississippi.
    Am anderen Ufer, im Staat Louisiana, wanderten sie etliche Tage lang flussabwärts. Für die Nacht suchten sie sich eines der wilden Inselchen, wie sie im Mississippi zahlreich sind. Während sie sich an den Händen hielten, schwammen sie fröstelnd durchs laue Wasser. Wieder auf festem Boden, zogen sie sich vollständig aus, und nichts faszinierte Peter mehr als Wendys nackter Körper, der sich unter der Decke an ihn schmiegte, wenn sie sich neben dem kleinen Feuer wieder aufwärmten.
    In der siebten Nacht schlief Wendy mit ihm. Sie hatten ihr Behelfslager eingerichtet, Peter hatte zwei silbrige Fische gefangen, die sie an Zweigen brieten, und dort, unter dem Dach aus Geäst und Laub, das sie zum Schutz vor dem Sprühregen errichtet hatten, ließ Wendy ihre Shorts die Schenkel hinabgleiten, und Peter kam sehr schnell; sein Aufstöhnen mischte sich in ihre leisen Schmerz- und Lustschreie in seinem Ohr. Von da an taten sie es jede Nacht, solange sie noch in Freiheit waren, sie schliefen miteinander wie Erwachsene, und jedes Mal, bei jedem Orgasmus, ahnte Peter, dass so viel Lust nicht ewig sein kann. Vorbei war es am zwanzigsten Tag, als sie den Fehler begingen, das Claiborne County zu betreten.
28
    Wendy und Peter wandern die Uferböschung entlang. Sie klatschen in die Hände und springen in Pfützen. Die Sonne ist gerade erst aufgegangen, aber es ist schon recht heiß. Fast spiegelglatt liegt der Fluss im pfirsichfarbenen Morgenlicht. Die Mücken haben sie aus ihrem Lager verscheucht, zum Frühstücken war keine Zeit, und ihre Mägen knurren. Peter sieht Wendy an. Sie ist mager geworden, das T-Shirt wogt förmlich um ihren Körper. Sie ist im Begriff, sein Lächeln zu erwidern, als sie plötzlich wie angewurzelt stehen bleibt und den Finger auf den Mund legt. Peter erstarrt ebenfalls, er sucht die Gefahr in ihrem Blick.
    »Was?«, flüstert er.
    Wendy deutet stumm auf das Dickicht aus Brombeerranken, die von Beeren strotzen – so dick und schwarz sind sie, dass man meinen könnte, es seien Trauben. Sie wirft Peter einen flehentlichen Blick zu. Ihm ist klar, dass die Brombeeren zu nah an der Straße sind, aber auch er ist schwach vor Hunger. Also ziehen sie ihre Espadrilles wieder an und pflücken, bald gebückt, bald auf den Knien und ohne auf die Dornen zu achten, die ihnen die Arme und Beine zerkratzen, ganze Hände voll Beeren. Mit vollem Mund und saftblauem Kinn strahlen sie einander an und schmatzen gierig. Die Brombeeren sind so köstlich, dass Wendy und Peter, ohne es zu merken, auf die andere Seite der Hecke gewechselt sind, wo jeder Autofahrer sie sehen kann. Sie sind

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