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Sühneopfer - Graham, P: Sühneopfer - Retour à Rédemption

Titel: Sühneopfer - Graham, P: Sühneopfer - Retour à Rédemption Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Graham
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vergangen.«
    »Hältst du denn den ganzen Tag durch?«
    »Normalerweise schon, aber jetzt hab ich zu viel Angst.«
    Der Köter fährt sich mit der Zunge über die Lippen und leckt die Speichelfäden auf. Man könnte fast meinen, er versuchte, den Wortwechsel der beiden mitzubekommen.
    »Pete?«
    »Was?«
    »Erzählst du mir was Trauriges?«
    »Was Trauriges oder was Grausiges?«
    »Nein, nein, auf keinen Fall was Grausiges. Was Trauriges.«
    »Warum?«
    »Weil ich gleich lachen muss.«
    »O Scheiße, Wendy, bitte nicht jetzt!«
    »Wetten?«
    Peter bewegt die Zehen in seinen Espadrilles. Auf keinen Fall darf ihm irgendein Körperteil einschlafen, wenn er nachher jäh aufspringen und sich ins Gebüsch stürzen muss. Klar ist außerdem, dass Wendy pinkeln muss, bevor sie in der Lage ist zu rennen.
    »Also, Pete?«
    »Ich mag dich nicht mehr.«
    »Was?«
    »Ich hab dich nie gemocht. Ich wollte nur mit dir vögeln, und wenn wir erst in New Orleans sind, kannst du mich vergessen, dann such ich mir eine andere.«
    »Meinst du das im Ernst?«
    »Ja.«
    Peter hört die Tränen in Wendys Stimme. Er hat ein schlechtes Gewissen, aber es bleibt ihm nichts anderes übrig.
    »Und was für eine?«
    »Weiß ich noch nicht. Eine Bohnenstange mit Pferdeschwanz und Flachbusen. Mit schwitzigen Händen, darauf steh ich.«
    »Nein, Peter, mach das nicht, bitte!«
    »Oder eine picklige Dicke mit Haaren am Kinn und Borsten in der Nase.«
    Wendy beißt sich auf die Lippen. Ihre Schultern zucken.
    »Du bist ein gemeiner Hund.«
    »Und mit Hängetitten natürlich und Schwangerschaftsstreifen. Und vor allem hat sie die ganze Zeit weiße Spucke in den Mundwinkeln. Ich liebe weiße Spucke in den Mundwinkeln.«
    Wendy beginnt, zu glucksen und sich zu winden. Beißer hebt witternd die Schnauze. Das Mädchen ist fuchsteufelswild. »Bist du jetzt zufrieden?«, flüstert sie.
    »Ja. Jetzt musst du die Töle beschäftigen.«
    »Scheiße, Peter, was soll ich denn machen? Ich kenn doch dieses Vieh nicht.«
    »Erzähl ihm halt irgendwas, so Frauensachen. Du musst ihn nur lang genug ablenken, bis ich das Pfefferspray habe.«
    »Du bist komplett wahnsinnig. Der Köter wird uns bei lebendigem Leib zerfleischen!«
    »Wartest du lieber, bis Brunswick zurückkommt?«
    »Nein.«
    »Gut. Also lenkst du ihn ab, und auf mein Zeichen hin springst du auf, galoppierst durchs Gebüsch und schmeißt dich in den Fluss. Okay?«
    »In das Brombeergestrüpp?«
    »Ja.«
    »Pffff.«
    »Geht nicht anders, Baby. Bereit?«
    »Nein, warte.«
    »Was ist denn noch?«
    »Wie, was ist noch! Ich hab mir in die Hose gemacht, das ist.«
    »Na und? Hast du Angst, der Hund erzählt es seinen Kumpeln?«
    Wendy sucht nach Worten. Zuerst muss sie seine Aufmerksamkeit auf sich lenken. Sie überlegt kurz, dann ruft sie: »Hey, Hund!«
    Beißer dreht ihr den Kopf zu. Ein langes, leises Knurren rollt durch seine Kehle.
    »Huch, bist du aber ein böses kleines Hündchen …«
    »Wendy?«
    »Was?«
    »Wenn ich dich drauf aufmerksam machen darf – das ist ein Sklavenjäger. Kein Schoßpudel.«
    »Ja, dann mach’s doch selber, wenn’s dir so nicht passt, Schlaumeier!«
    Wendy bläst gegen die Haarsträhne, die vor ihren Augen tanzt.
    »Also dann eben so: Du bist ein scheußlicher Alano, der Ausreißer verfolgt, ja? Das ist ganz böse, Beißer, verstehst du? Es ist sehr, sehr böse, so was zu tun!«
    Einen Moment lang tritt ein eigenartiges Schimmern in die Hundeaugen. Man könnte fast meinen, er habe ein schlechtes Gewissen.
    »Glaubst du vielleicht, dass dein Papa und deine Mama stolz auf dich sind, wenn sie erfahren, dass ihr Sohnemann ein böses Monster geworden ist, das Kids terrorisiert? Als ich klein war, hab ich mit meinen Eltern in einem Häuschen mit kleinem Garten an einem Bahngleis in Tennessee gewohnt. Kennst du Tennessee? Nein, kennst du nicht, ist klar. Jedenfalls wohnten wir dort und hatten einen Pudel, der Krispies hieß. Der hieß so, weil er so winzig war, dass sein Bellen genauso klang, wie Krispies klingen, wenn man Milch darauf gießt. Trotzdem war er supernett und hat jede Nacht in meinem Bett geschlafen und sein Revier verteidigt wie ein mutiger kleiner Hund.«
    Beißer wirft Peter einen schrägen Blick zu, und der erwidert ihn mit einem Achselzucken. Dann dreht er den Kopf wieder zu Wendy, die jetzt mit größerem Nachdruck spricht. Peter hat unterdessen den Verschluss seines Rucksacks erreicht und die Schnalle geöffnet. Seine Hand schiebt sich hinein, und die Finger

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