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Sühneopfer - Graham, P: Sühneopfer - Retour à Rédemption

Titel: Sühneopfer - Graham, P: Sühneopfer - Retour à Rédemption Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Graham
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Mittelfinger in die Kamera zu halten.
    »Hast du eine Ahnung, wo wir hier gelandet sind?«
    »In einem ehemaligen Internierungslager. Die Rebellen haben hier ihre Yankee-Gefangenen verrotten lassen. Sterblichkeitsrate an die hundert Prozent. Nach dem Sezessionskrieg wurde es ein Zuchthaus, dann eine Strafvollzugsanstalt, jetzt ist es ein Besserungsheim für Jugendliche. Aus Redemption haut man nicht ab. Man bereut und büßt und wird eines Tages entlassen. Oder auch nicht.«
    »Was hast du gemacht, dass du hier bist?«
    »Lokale und Tankstellen überfallen. Beim letzten Mal ging’s schief. Und du?«
    »Ich habe einen Aufseher in einem anderen Heim praktisch gekillt. Good Hope war das.«
    »Ah, der alte Webster, das warst du?«
    »Ja. Metallstuhl auf die Birne.«
    »Respekt. Wir sind zu mehreren aus dem Saint-John-Heim gekommen. Eine Art Durchgangslager, in dem man auf das Urteil wartet.«
    »Viele?«
    »Vier. Wie die Finger einer Hand, an der einer fehlt. Wir wurden alle von Seiner Ehrwürden Richter Aloisius Barstow hergeschickt.«
    »Ich ebenfalls.«
    »Klar, der alte Dreckskerl hängt mit dem Oberboss hier zusammen wie Pech und Schwefel. Anscheinend kriegt er hübsch Kohle für jeden Jugendlichen, den er zu einem Aufenthalt hier verdonnert. Korruption und Co., klar? Und der Staat ist so froh, uns los zu sein, dass er beide Augen verschließt vor dem, was hier wirklich passiert.«
    »Und was passiert hier wirklich?«
    »Gerüchten zufolge ist hier der Kessel der Hölle, in dem nur die Unrettbaren gekocht werden. Die letzte Stufe vor den schlimmsten Gefangenenlagern von Mississippi.«
    Peter begegnet dem erloschenen Blick eines Kolosses, der nahe daran ist, seinen gelben Overall zu sprengen. »Und den dort, den Dicken, kennst du den?«
    »Das ist Ezechiel Brody, aber alle nennen ihn nur Ezzie.«
    »Was hat er ausgefressen?«
    »Seine Großmutter mit einem Tranchiermesser abgeschlachtet. Zweiundachtzig Messerstiche. Nicht einen mehr und nicht einen weniger. Dann hat er sie ausgeweidet wie einen Hirsch, um allerlei damit anzustellen.«
    »Mit seiner Großmutter?«
    »Quatsch, falsche Richtung, so was liegt Ezzie nicht. Nein, angestellt hat er es mit dem, was er ausgeweidet hat.«
    »Also ein Irrer.«
    »Willst du nicht wissen, wieso zweiundachtzig Messerstiche und nicht achtunddreißig oder zweiundfünfzig?«
    »Warum?«
    »Weil es 23 Uhr 59 war, als er seine Oma gekillt hat. Dreiundzwanzig plus neunundfünfzig macht zweiundachtzig. Alles klar?«
    »Super, ich bin jetzt schon begeistert.«
    »Ja, aber zuerst muss er dich akzeptieren.«
    »Wieso denn?«
    »Er schnüffelt dir unterm Arm, und wenn ihm dein Geruch passt, ist alles okay.«
    »Was? Im Ernst?«
    »Ja.«
    »Und wenn ihm mein Geruch nicht passt?«
    »Das hängt von der Uhrzeit ab.«
    »Sehr witzig.«
    »Nur die Ruhe. Ezzie ist komplett durchgeknallt und bescheuert, aber ansonsten ganz cool. Ich bin sicher, er akzeptiert dich.«
    »Und die anderen?«
    »Die wirst du bald kennenlernen. Was du zu Brooks auf der Fahrt hierher gesagt hast, hat sich schon rumgesprochen. Hier macht immer alles sehr schnell die Runde, das Gute wie das Schlechte.«
    »Was auch für Wendy gilt, nehm ich an.«
    »Ja, pass lieber auf. In Redemption verliebt sein heißt, die Hand in ein Hornissennest stecken. Total sinnlos.«
    Das Gemurmel verstummt. Die Tür des Kolonialhauses hat sich geöffnet, und ein großer dürrer Mann tritt heraus.
36
    Reverend Esterman hat vor den aufgestellten Jugendlichen ein Podium bestiegen. Er trägt Lederstiefel, eine makellose Jeans und darüber ein weißes Jackett mit einem kleinen Ansteckkreuz aus Silber. Seine Haare sind lang und ebenfalls weiß und seine Augen von einem beinahe durchscheinenden Hellblau. Auf dem Arm hat er einen Zwergpudel sitzen, der ständig seine Eckzähnchen fletscht. Das Gesicht des Reverends ist zu einem merkwürdig kalten Lächeln erstarrt, das sich auf die Lippen beschränkt. Er setzt den Hund zu seinen Füßen ab und knetet die Hände, wie um eine Creme einzumassieren. Reglos stehen die Jugendlichen unter der bleiernen Sonne, die furchtsamsten unter ihnen ziehen den Kopf ein. Peter betrachtet sie. Er bewegt dazu nur die Augen, den Kopf hält er still. In Redemption ist alles vertreten: sehr junge Erwachsene und andere, die eigentlich noch Kinder sind – eine Kaugummi kauende Göre, die mit den Händen in den Hosentaschen dasteht, ist bestimmt gerade mal zwölf, wie man an ihrer knabenhaften Gestalt unter dem Overall unschwer

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