Sühneopfer - Graham, P: Sühneopfer - Retour à Rédemption
dreckiges kommunistisches Gewürm aus woher auch immer, Mr. Hame?«
»Äh … ich bin ein guter Amerikaner.«
»Muslim?«
»Nein.«
»Jude?«
»Nein.«
»Luftkünstler?«
»Nein.«
»Ungläubiger?«
»Ja.«
»Wie heißt das?«
»Ja, Sir.«
Die rosige Farbe schwindet aus dem Gesicht des Reverends.
»Kommen Sie nach vorn, bitte, Mr. Hame.«
Alle Köpfe drehen sich zu dem Jungen, der sich schamrot aus seiner Bank windet. Verfolgt von Bingo, der ihm ins Hosenbein beißt, schleicht er durch den Mittelgang nach vorn, während er den außen sitzenden Jungen zuflüstert: »Ich weiß nicht, was ich antworten soll! O mein Gott, ich weiß nicht, was ich antworten soll! Was soll ich denn sagen?«
Aber niemand hilft ihm. Hame, vor dem Pult angelangt, steigt linkisch die Stufen hinauf. Der Reverend legt ihm eine Hand auf die Schulter und erkundigt sich: »Geht es Ihnen gut, Mr. Hame?«
Der Junge wirft panische Blicke ins Publikum. Die Finger des Reverends graben sich durch den Overallstoff in sein Fleisch.
»Die Frage ist doch ganz einfach: Ich will wissen, ob es Ihnen gut geht. Ist die Frage einfach genug für Sie, oder soll ich sie auf Vietnamesisch oder Französisch oder sonst einer degenerierten Sprache stellen, die Ihnen genehm ist?«
»Äh … ja.«
»Wie heißt das, Mr. Hame?«
»Es geht mir gut.«
»Wie heißt das, Mr. Hame?«
Wieder sucht der Blick des Jungen Unterstützung bei den Zuhörern. Die meisten Mienen sind ungerührt. Einige grinsen verstohlen. Andere, in der ersten Reihe, soufflieren dem Pechvogel: »Ja, Hochwürden«, flüstert es, »ja, Reverend« oder: »Ja, Herr Oberdepp« oder: »Leck mich am Arsch.« Der Junge versucht, von den sich gleichzeitig bewegenden Mündern abzulesen. Er beißt sich auf die Lippen, als er ein »Ja, du Sack« entziffert, und kämpft gegen einen drohenden Lachanfall.
Wie Krallen bohren sich die Nägel des Reverends in seine Schulter.
»Wie heißt das, Mr. Hame?«
»Ja, du Sack?«
Hier und dort ertönt ein zaghaftes Gelächter, das aber die durchs Mikrofon schallende Ohrfeige augenblicklich zum Verstummen bringt.
»Man sagt nicht ›Sack‹, man sagt ›Hoden‹ oder ›Skrotum‹. Es hieße also: ›Ja, du Hoden‹ oder: ›Ja, du Skrotum‹. Verstehen Sie?«
Dem Jungen ist nicht mehr nach Lachen zumute. Aus dieser Nähe sieht er besser als jeder seiner Mithäftlinge den toten Blick in den Augen des Reverends.
»Ja«, sagt er.
»Wie heißt das, Mr. Hame?«
»Ja, Sir.«
Wieder eine Ohrfeige. Fester als die erste. Hames Kopf fliegt ungestüm zur Seite. Mikrofonverstärkt erfüllt sein Schniefen den Saal.
»Sind Sie dämlich oder zurückgeblieben oder mongoloid oder irgendwas von der Sorte, Mr. Hame?«
»Ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
»Soll ich Ihnen auf die Sprünge helfen?«
»Bitte.«
»Wollen Sie das wirklich?«
»Ja, ich will es wirklich.«
»Man sagt: ›Ja, mein Gebieter.‹ Denn ich bin Ihr Gebieter, Mr. Hame. Sie der Hund und ich der Herr und Gebieter. Haben Sie das verstanden?«
»Ja, mein Gebieter.«
»Sehr gut, kleiner Welpe. Sehr gut. Nachdem Sie schon mal hier sind, könnten Sie uns auch gleich sagen, welche Heldentat Sie sich geleistet haben, um hier zu landen.«
Der Junge murmelt etwas Unverständliches.
»Wie bitte? Was sagten Sie, Mr. Hame? Ich verstehe Sie nicht.«
»Ich habe meine Cousine vergewaltigt.«
»Danke, Herr Weiberheld. Sie können auf Ihren Platz zurückkehren.«
Hame reibt sich die Wange und steigt niedergeschmettert die Stufen hinab.
Peter beugt sich verstohlen zu Howard. »Was hättest du gesagt?«
»Weiß nicht. Ich hätte es vielleicht mit ›Ja, gnä’ Frau‹ versucht. Du?«
»Ich glaube, ich hätte von vornherein das Maul gehalten.«
»Hast recht. Der Typ ist voll geisteskrank.«
42
Als sie das Gebet hinter sich haben, versammeln sich die Häftlinge in der Haupthalle, wo sie der Vogt Marlow in Teams einteilt, die er von 1 bis 30 nummeriert. Dann dreht er sich zu dem riesigen Terminplaner an der Wand und deutet mit dem Schlagstock auf die verschiedenen Spalten.
»Wer lesen kann, wird feststellen, dass jedes Team, abgesehen von der Feldarbeit, jeden Tag eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen hat, und zwar täglich eine andere. Beispiel Team 8: Es ist, wie man sieht, heute zur Reinigung der Aborte eingeteilt und morgen für die Fußböden zuständig. An den folgenden Tagen ist dasselbe Team in den Ställen beschäftigt, mistet aus und füttert, danach versorgt es den Hühnerstall und sammelt
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