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Sühneopfer - Graham, P: Sühneopfer - Retour à Rédemption

Titel: Sühneopfer - Graham, P: Sühneopfer - Retour à Rédemption Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Graham
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von den Jungen fern, die alle immer nur das eine wollen, wenn dich aber doch einer erwischt und Schweinkram mit dir machen will, wehr dich nicht, denn das ist immer noch besser, als dich verprügeln zu lassen.«
    Einen Brief dieser Sorte hat anscheinend die kleine Alabama erhalten. Sie hat ihn in einer Ecke ihrer Zelle gelesen und ist dann in Tränen ausgebrochen. Die Verlorenen Jungs hören das Schluchzen. Sie hören auch den Hohn und Spott ihrer Zellengenossinnen. Collie malmt wild mit den Zähnen. Er ist schwer verliebt in die Kleine. Collie, der lange Schlaks, und die zierliche Alabama. Er wollte ihre Aufnahme in die Gruppe durchsetzen. Darüber brach in dem Winkel zwischen Dornengestrüpp und Brennnesseln, in dem sie ihr Versteck haben, eine stürmische Diskussion aus. »Die Leute stehen Schlange, Collie«, sagte Howard. »Aber wir sind komplett. Wir sind die Verlorenen Jungs, klar? Nicht das Fundbüro.«
    Collie ballte die Hände zu Fäusten.
    »Was hast du gesagt?«
    »Ich sage, dass deine Alabama eine blöde Zicke ist, die wegen jedem Scheiß zu flennen anfängt, und wahrscheinlich verpfeift sie uns sowieso beim erstbesten Profos. Macht miteinander rum, so viel ihr wollt, aber in die Gruppe kommt sie nicht.«
    »Nimm das sofort wieder zurück, How.«
    Peter stand auf, um einzugreifen, aber er sah, dass Collie gar nicht angriffslustig war, sondern eigentlich todtraurig – er hatte wirklich Tränen in den Augen, obwohl er Howard die Faust unter die Nase hielt, während der sich bereits mit erhobenem Unterarm gegen einen Schlag wappnete.
    »He, Leute, wir schlagen uns doch nicht wegen einer Tusse die Birne ein!«, sagte Peter.
    »Vielen Dank, Peter, sehr freundlich.«
    »Du weißt genau, was ich meine, Wendy.«
    Als Collie Howard am Kragen packte, mischte sich Ezzie ein.
    »Soll ich sie zusammenhauen, Pete?«
    »Nein, Ezzie. Collie kriegt sich wieder ein, und Howard hält seine Klappe.«
    »Ich will, dass Howard zurücknimmt, was er gesagt hat. Er soll es zurücknehmen, dann ist es für mich okay.«
    »Okay, Collie, ich nehm’s zurück, aber denken darf ich, was ich will.«
    Peter richtet sich auf seiner Pritsche auf und späht in die Zelle gegenüber, die sich Wendy mit Alabama teilt. Collies Mädchen ist und bleibt untröstlich. Vom ersten Tag an hat Wendy die dicken Bauerntrampel abgewehrt, die ein Auge auf ihren Schützling geworfen hatten, und Alabama in der Pritsche unter ihr untergebracht. Manchmal, wenn sich Alabama gar zu einsam fühlt, legt sich Wendy zu ihr unter die Decke, wo die Kleine dann trotz der Hitze am ganzen Leib zittert. Natürlich haben die Bauerntrampel daraus den Schluss gezogen, dass die beiden Lesben sind. Wendy lässt sie in dem Glauben. Nur eine gewisse Martha Pencher hat sich eingebildet, sie könne Wendy zum Kampf herauszufordern und ihr Alabama abspenstig machen. Danach war sie eine Woche auf der Krankenstation, und seither wagt keine mehr, mit Wendy Streit zu suchen.
    Collie tigert in der Zelle auf und ab.
    »Hat deine Heulsuse schon wieder einen großen Kummer?«
    »Geh, lass ihn doch in Frieden, Howard.«
    »Was ist los, Marcellus, stehst du etwa auch auf die Heulsuse?«
    »Halt die Fresse, Howard!«
    Collie packt die Gitterstäbe. Alabama weint. Wendy versucht, sie zu trösten. »Wendy!«, schreit Collie.
    »Das ist eine ganz schlechte Idee, Collie.«
    »Wendy? Was ist mit Alabama?«
    Wie Peter befürchtet hat, haben die Typen in den anderen Zellen nur auf so eine Gelegenheit gewartet, und jetzt schallt der Name seiner Liebsten aus hundert Kehlen durch den Zellentrakt: »Wendy, Wendy, Wendy …« Erbost fährt Wendy herum. Peter hebt Schultern und Hände, um ihr zu bedeuten, dass er nichts dafür kann. Als das Geschrei und Gejohle nachlässt, ruft Wendy herüber: »Was ist denn, Collie?«
    Diesmal fangen die Mädchen zu kreischen an. In ihr Geschrei hinein ruft Collie: »Was steht in dem Brief? Alabama, hörst du mich?«
    Der Zellentrakt hallt vom Lachen und Grölen der Häftlinge wider. Peter legt Collie die Hand auf die Schulter, um ihn vom Gitter wegzuziehen. Alabama hat aufgeblickt, ihr Gesicht ist tränenüberströmt.
    »Wendy, Scheiße, was ist denn los, was steht in dem Brief?«
    »Weiß ich nicht! Sie will nichts sagen!«
    »Leck ihr doch die Möse, dann rückt sie schon damit raus, du blöde Ziege.«
    Das kam von Martha Pencher, die ihr Pferdegesicht an die Gitterstäbe drückt. Wieder bricht schallendes Gelächter aus, nur Martha vergeht das Grinsen, nachdem

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