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Sühneopfer - Graham, P: Sühneopfer - Retour à Rédemption

Titel: Sühneopfer - Graham, P: Sühneopfer - Retour à Rédemption Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Graham
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Wendys Blick sie getroffen hat. Collie will noch etwas rufen, doch jetzt marschieren die Profose auf und hämmern mit ihren Schlagstöcken an die Zellengitter. Das Geschrei erstirbt. Peter pflückt Collies Finger von den Stäben, die dort anscheinend festgewachsen sind.
    »Komm wieder runter, Mann, mach dich nicht zum Trottel.«
    Collie wirft einen letzten Blick auf Alabama, dann auf die Uhr. Noch eine Stunde bis zur Abendpause. Er schielt zu Howard hinüber, der ihn grinsend mustert.
    »Halt bloß die Fresse!«
51
    Die Verlorenen Jungs sitzen zwischen den Brennnesseln auf ihren Planken. Nur Collie fehlt. In der Pause hat er Alabama gesucht und ist mit ihr fortgegangen. Howard verteilt selbst Gedrehte. Nur Ezzie zieht einen Holunderstängel vor, den er raucht wie eine Zigarette, obwohl er sichtlich gegen den Brechreiz ankämpft.
    Peter inhaliert den Rauch und erstickt fast. »Was ist das denn für eine Scheiße!«, krächzt er.
    »Eine Pfeifenmischung und Kippenreste. Und bisschen Laub, glaub ich.«
    »Absolut widerlich.«
    »Ja. Deswegen ist es ja gut.«
    Howard blickt zu den flauschigen weißen Wolken hinauf, die über den Himmel ziehen.
    »Ob sie’s ihm sagt, was meinst du?«
    Wendy zieht an ihrer Zigarette und stößt, ohne zu inhalieren, den Rauch wieder aus. Sie sieht Howard an.
    »Nachdem sie mir nichts gesagt hat, würd’s mich wundern, wenn sie bei ihm auspackt.«
    »Von wem war denn der Brief?«
    »Von ihrer Mutter, glaub ich.«
    »Ist sie tot?«
    »Wer?«
    »Na, ihre Mutter.«
    »Ezzie! Wenn sie tot wär, könnt sie ihr doch nicht schreiben!«
    Ezzie runzelt die Stirn, dann zuckt er die Achseln und zündet seinen Glimmstängel wieder an.
    »Was ist denn eigentlich los mit Alabama, was ist ihr Problem?«, fragt Marcellus.
    »Sie ist jung. Kommt überhaupt nicht klar. Und wenn es einen Menschen gibt, der in Redemption wirklich nichts zu suchen hat, dann ist sie das.«
    »Ich auch nicht!«
    »Doch, Ezzie, du gehörst schon hierher.«
    Ein breites Grinsen zieht über das gutmütige Gesicht des Riesen.
    »Ja, das stimmt.«
    »Und warum sagst du, dass das Kind Alabama hier nichts zu suchen hat?«
    »Sie hat niemanden umgebracht, nichts gestohlen. Sie wurde nur von ihrem Vater misshandelt. Eine degenerierte protestantische Familie. Es ist mal was Scheußliches passiert, und sie ist von zu Hause abgehauen. Seitdem ist sie hier.«
    »Das stinkt doch. Sie verheimlicht dir was, die kleine Heulsuse.«
    Wendy bläst gegen die Haarsträhne, die ihr vor den Augen tanzt.
    »Was hast du eigentlich gegen sie, Howard? Warum bist du so gemein? Eifersüchtig oder was?«
    »Ich? Hast du sie nicht mehr alle?«
    »Also was dann? Bist du schwul?«
    »Soll ich’s dir beweisen, Wendy Moore?«
    »Ich jedenfalls hab nix gegen Schwule.«
    »Du halt’s Maul, Ezzie.«
    Ezzie inhaliert tief.
    »Ich warne euch, Leute. Der Nächste, der ›Halt’s Maul‹ zu mir sagt, den nehm ich sehr fest in die Arme.«
    Howard setzt sich wieder. Wendy starrt ihn unverwandt an. »Alabamas Problem ist«, sagt sie, »dass sie jeden zweiten Abend nach dem Gebet den Reverend in seinem Büro besuchen muss, und manchmal bleibt sie die halbe Nacht.«
    »Scheiße, spinnst du?«
    »Nein. Und wenn die Profose sie zurückbringen, ist sie eiskalt und kriegt kein Wort raus, und vor allem blutet sie.«
    »Wo?«
    Wendy wirft Howard einen hasserfüllten Blick zu. »Wo wohl!«
    »Scheiße. Das heißt, der Reverend missbraucht sie?«
    »Allerdings. Und ihr schwört mir jetzt alle, dass ihr das keinem weitersagt, sonst muss ich Ezzie bitten, dass er euch zerknüllt wie Blech.«
    »Mach ich, Wendy.«
    »Danke, Großer.«
    Wendy tritt ihre Zigarette aus.
    »Nächste Woche hat sie Geburtstag. Vielleicht könnten wir sie mit irgendwas Nettem überraschen, um ihre Stimmung ein bisschen zu heben?«
    »Womit denn überraschen?«
    »Weiß ich nicht. Einem Kuchen?«
    »Super Idee, und wieso nicht gleich mit Tischtuch und Blumen und einem Profoschor, der ›Happy Birthday‹ singt?«
    »So weit würd ich nicht gehen, aber wir könnten immerhin einen Apfelkuchen machen, den wir backen und hier aufessen.«
    »Ich kümmere mich um die Äpfel.«
    Im Dornengestrüpp raschelt es, und Collie erscheint mit niedergeschlagener Miene und roten Augen.
    »Was ist los?«
    »Alabama …«
    Collie zerdrückt eine Träne. Wendy umarmt ihn und hält ihn. Ein leiser Wind weht durchs Gebüsch, in der Ferne ertönt eine Glocke. Die Häftlinge versammeln sich zum Appell.
52
    Shepards Privatjet ist

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