Sühneopfer - Graham, P: Sühneopfer - Retour à Rédemption
Körper klebt. »Wen meinst du mit Tussen?«
»Dich und deine Miezen.«
Hinter Grady lassen die Grindigen die Fingergelenke knacken, und Grady zieht eine Art Kurzklinge aus dem Stiefel. Das Messer besteht aus einem Stück Stahl, das mit Isolierband am Stiel einer Zahnbürste befestigt ist. Johnny Pistazie und die anderen Bandenchefs zücken ebenfalls ihre Waffen und legen sie vor sich hin: Steinschleudern, etliche selbst gebaute Schlagringe, spitz zugefeilte dicke Schrauben. Peter zieht zu guter Letzt eine Feile hervor, und Howard legt lässig einen Stichel neben seinen Einsatz, ehe er zwei Willie Bloomquists und einen DiMaggio ausspielt.
Grady bringt mit einer wegwerfenden Handbewegung das Gemurmel im Publikum zum Schweigen. Er wischt sich den Schweiß vom Nacken. Er versucht, sich nichts anmerken zu lassen, doch seine Äuglein funkeln.
»Der ist ja eine Antiquität, dein DiMaggio!«
»Tja, du hättest wohl gern noch ein Autogramm dazu, wie?«
»Und Eselsohren hat er außerdem.«
»Na und, er ist trotzdem locker vier Bloomquists wert.«
Grady kratzt sich am Kopf und denkt an das Full House, Könige über Buben, das er mit seinen Karten und den aufgedeckten hinlegen kann. Verstohlen mustert er Peter. Der Typ zuckt mit keiner Wimper. Dann betrachtet er seinen Stapel Baseballkarten. Boccabellas hat er noch, ein paar Bernie Allens und einen Don Cardwell 1982. Sein Schatz. Damit kann er Peters Verteidigung mit einem Knall zum Einsturz bringen, das weiß er. Dumm ist nur, dass sein Gegner eine völlig ungerührte Miene hat und trotz der Hitze kein einziges feuchtes Haar.
»Also, Grady, spielst du jetzt deinen Cardwell aus, oder wartest du, bis du noch mehr stinkst?«
»He, Scheiße, woher weißt du, dass ich einen Cardwell habe?«
»Alle hier wissen dreierlei, Grady: dass du stinkst, dass du blöd bist wie ein Traktorreifen und dass du einen Cardwell hast.«
»Beeilt euch, Burschen, die Zeit drängt.«
»Scheiß auf die Zeit, Marcellus. Also, Grady?«
Grady schwitzt immer stärker. Er tut cool, aber dass er dermaßen schwitzt, nervt ihn. Er denkt an sein Full House. Er sieht seinen Cardwell an. Er betrachtet seine zwei abgegriffenen Brian Andersons, seinen Lou Boudreau und drei Oil Can Boyds. Das, um den Einsatz zu erhöhen. Aber es juckt ihn wahnsinnig, einen Showdown zu machen. Wahnsinnig! Er deckt einen Oil Can Boyd und einen Brian Anderson auf. Kleiner Vorgeschmack. Ja. Das will er. Diesen dreckigen kleinen Idioten Peter zwingen, seine Karten aufzudecken, und dafür schlimmstenfalls seine Boyds einbüßen, aber nicht seinen Super-Cardwell. Eine Fliege landet auf seiner Stirn. Grady bläst aufwärts, um sie zu verscheuchen, aber sie rührt sich nicht. Er beobachtet Howard, der lächelt, und Peter, dessen Miene unverändert ausdruckslos ist. Sein Blick kehrt zu seinem Full zurück. Er weiß, dass sich eine Gelegenheit wie diese so bald nicht mehr bieten wird. Er weiß auch, dass die Profose demnächst pfeifen werden und die Pause zu Ende ist. Er wirft einen Blick auf den Pot. Howards DiMaggio zwinkert ihm zu. Die anderen Karten ebenfalls. Ein irrer Pot ist das! Grady deckt langsam seine zwei Andersons und seinen Lou Boudreau auf und erhöht den Einsatz mit seinem Cardwell. Die Fliege krabbelt über seine Stirn. Jetzt ist Peter dran. Der zieht an seinem Holunderstängel, stößt einen Rauchkringel aus und legt, ohne eine Sekunde nachzudenken, drei Billy Buckners und einen Ginger Beaumont im 1a-Zustand über Gradys Cardwell. Grady schluckt mühsam. Howard deckt einen armseligen Königinnen-Dreier auf, Collie zwei lächerliche Paare. Jetzt ist Peter wieder dran. Bedächtig zeigt er seine Karten vor, die er neben dem Board ablegt. Der Kerl hat tatsächlich vier Asse. Gradys Herz setzt einen Moment lang aus. Er schließt die Augen, während sich Peter seinen Cardwell greift und sich anscheinend nicht mal freut. Grady juckt es wahnsinnig, jemanden umzubringen. Wahnsinnig!
66
Laut dem letzten Hinweisschild, an dem Shepard vorbeigefahren ist, sind es noch fünf Meilen bis Gipsy. Seit Stunden ist er unterwegs, und außer ein paar Streifenwagen und Militärlastern, die den Highway entlangrasen, ist ihm niemand begegnet. Ein paar Meilen hinter Camden hält ihn eine Straßensperre der Staatspolizei von Montana auf. Nagelbänder für die Autoreifen, Sturmgewehre: Die Jagd ist eröffnet. Aber Ezzie ist ja nicht von gestern und hat den Highway längst verlassen, um sich querfeldein durchzuschlagen.
Während Shepards
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