Sühnetag - Patterson, J: Sühnetag - Worst Case
sie auf dem Weg zum Fahrstuhl wissen.
» Sehr lustig«, erwiderte ich. » Keine Sorge, ich werde nicht geschmiert. Es ist eine lange Geschichte. Kurz gesagt, ich habe im Immobilienlotto gewonnen.«
Das Tohuwabohu war schon zu hören, als die Tür des Fahrstuhls sich öffnete.
» Schmeißt hier jemand eine Party?«, fragte Emily.
Lachend schloss ich die Wohnungstür auf. » Ach, die Party hier geht nie zu Ende.«
Alle waren im Wohnzimmer. Seamus, die Großen, die Mittleren und die Kleinen, die immer größer und stündlich teurer wurden. Ein Raum vollgestopft mit Menschen, die lachten, kämpften, spielten, fernsahen. Diese Schlammgrube nannte ich mein Zuhause.
» Dad!«, riefen mehrere meiner Kinder, als sie mich endlich bemerkten.
Emilys Gesicht drückte weit mehr als nur Verwirrung aus. Ich lächelte, schwieg aber. Sie zu necken bereitete mir immer mehr Spaß.
» Die gehören aber nicht alle Ihnen«, zweifelte sie.
Ich machte eine ausladende Geste mit den Händen. » Alle bis auf den Priester. Er ist nur ein Herumtreiber.«
» Sehr lustig«, wehrte sich Seamus. » Wir haben gewonnen. Ätsch.«
» Nein!«, rief ich, zutiefst verletzt. » Nein, das ist nicht möglich. Wie hast du das angestellt? Gedroht, die andere Mannschaft zu exkommunizieren?«
» Nein, ich habe was gemacht, wovon du keine Ahnung hast. Echte Trainingstechniken angewendet. Kapier das endlich, du Schlaumeier«, frohlockte Seamus. » Wie wär’s, wenn du mich deiner liebreizenden Freundin vorstellst?«
» Emily, das ist Vater Seamus Bennett, unser Gemeindepfarrer und, auch wenn ich das nicht gerne zugebe, mein Großvater. Und das ist Emily Parker, FBI-Agentin. Wir arbeiten zusammen an einem Fall.«
» FBI.« Seamus klang beeindruckt, als er ihre Hand schüttelte. » Eine Regierungsfrau in Person. Stimmt es, dass Sie Verdächtige jetzt foltern dürfen?«
» Nur lästige alte Männer«, antwortete ich für sie.
Die Kinder, die endlich bemerkten, dass ich eine Fremde mitgebracht hatte, wurden still und starrten sie neugierig an. Trent, einer der vielen Familienkomiker, trat wie ein eins zwanzig großer Butler auf uns zu.
» Hallo«, grüßte er und reichte ihr die Hand. » Willkommen im Hause der Bennetts. Darf ich Ihnen den Mantel abnehmen?«
Emily starrte mich an, während sie seine Hand schüttelte. » Äh …«, brachte sie nur heraus.
» Wie geht es Ihnen?«, schaltete sich Ricky in das Spiel ein. » Es ist sooo nett von Ihnen, dass Sie zum Abendessen gekommen sind, Ma’am.«
» Es reicht, ihr Doofköppe«, fuhr ich dazwischen.
In dem Moment kam Juliana, meine älteste Tochter, von der Küche herein. Sie zog ihre nicht wegzudenkenden Ohrhörer heraus, bevor sie sich Richtung Küche drehte. » Mary Catherine, Dad hat einen Gast mitgebracht. Soll ich noch einen Teller hinstellen?«, rief sie.
Mary Catherine erschien eine Minute später. » Natürlich«, sagte sie.
» Oh, nein, lassen Sie nur. Ich möchte mich nicht aufdrängen, Mrs. Bennett.«
» Habt ihr gehört, was sie gesagt hat?«, rief Chrissy. » Hey, ihr. Sie hat Mrs. Bennett zu Mary Catherine gesagt!«
» Äh, wie bitte?« Emily blickte mich flehend an.
» Jetzt reicht’s, Kinder. Haltet euch zurück«, drohte ich und wandte mich zu Emily. » Es ist eine lange Geschichte. Mary Catherine und ich sind nicht verheiratet«, begann ich, musste aber plötzlich lachen. » Das klingt irgendwie falsch. Ich wollte sagen …«
» Er wollte sagen, dass ich für seine Mannschaft arbeite«, kam mir Mary Catherine zu Hilfe. » Freut mich, Sie kennenzulernen«, sagte sie und schüttelte munter Emilys Hand.
» Oh, tut mir leid, mein Fehler«, entschuldigte sich Emily.
In dem Moment traf uns der köstliche Geruch von Rosmarin, Knoblauch und Pfeffer wie ein Güterzug. Emily drehte sich um, als Juliana eine riesige gegrillte Lammhaxe auf den Esstisch stellte. Der Duft war umwerfend.
» Sonntags zieht Mary Catherine alle Register«, schwärmte ich.
Emily riss die Augen weit auf, als Brian mit einem Teller in der Größe eines Indianderschlittens voller Kartoffelpüree hereinkam.
» Sie müssen nicht bleiben«, beruhigte ich Emily. » Lassen Sie sich von dem höflichen Getue dieser Gauner nicht einwickeln.«
Socky begann sich an Emilys Schienbein zu reiben.
» Daddy, schau mal. Sogar Socky will, dass sie bleibt«, protestierte Chrissy mit Blick auf Emily und schlug ihre Augenlider wie Schmetterlingsflügel auf und ab.
Emily kniete nieder und streichelte die Katze. » Nun, wenn
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