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Sühnetag - Patterson, J: Sühnetag - Worst Case

Sühnetag - Patterson, J: Sühnetag - Worst Case

Titel: Sühnetag - Patterson, J: Sühnetag - Worst Case Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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Sie schwenkte kurz und geschäftsmäßig meine Hand und stürmte davon, ohne sich noch einmal umzudrehen. Lächelnd sah ich, wie sie sich bei einer Klassenkameradin unterhakte und ihr ernst etwas zuflüsterte. Ach, die Kinder wurden ja so schnell groß.
    Gott sei Dank wurde ich auf wunderbare Weise nicht mit ihnen älter.
    Auf dem Weg die Treppe hinunter bemerkte ich, dass ich mein Telefon nach dem Aufladen nicht wieder eingeschaltet hatte. Kein Wunder, dass ich einen Vormittag voller Ruhe und Frieden verbracht hatte.
    Aber, ach herrje, in den vergangenen zwanzig Minuten hatte ich zwei Nachrichten von meiner Chefin und vier von Emily Parker erhalten. Emily rief ich als Erste zurück. Sie war hübscher.
    » Was gibt’s?«, fragte ich.
    » Auf Fox. Schalten Sie den Fernseher ein.«
    Ich huschte ins Pfarrhaus, das an die Schule grenzte. Mrs. Maynard, die Gemeindesekretärin, steckte Briefe in Umschläge.
    » Vater Bennett ist immer noch in der Acht-Uhr-Messe, Mike«, klärte sie mich auf.
    » Ach ja? Dürfte ich kurz Ihren Fernseher einschalten?«, fragte ich und betrat den Raum neben ihr, ohne ihre Antwort abzuwarten.
    » Aktuelle Nachrichten«, lautete der Text in der Ecke des lokalen Fox-Senders. Am unteren Bildschirmrand las ich: » Sohn von Medienmogul vermisst«. Das Bild zeigte verwackelte Luftaufnahmen eines College-Campus, die wahrscheinlich von einem Hubschrauber aus aufgenommen worden waren. Ich erkannte die Granitkuppel der Low Memorial Library. Neben einem anderen Gebäude zogen Polizisten Absperrbänder, während die Gruppe der Schaulustigen immer größer wurde.
    » Nein«, sprach ich ins Telefon, als ich endlich erkannte, was die Polizei absperrte. Die Kamera hatte einen leeren Rollstuhl herangeholt.
    Ich hatte das Bedürfnis, mir den Rosenkranz auszuleihen, der um das Kruzifix an der Wand neben dem Fernseher hing. Hatte sich der Entführer wieder jemanden geschnappt? Dieses Grauen nahm kein Ende. Worauf wollte er hinaus? Verdammt, das hatten wir gerade noch gebraucht!
    » Wo sind Sie jetzt, Emily?«, fragte ich, als ich die Straße erreichte.
    » Ich renne zur U-Bahn. Die Columbia University liegt nördlich vom Central Park, oder?«, fragte sie. » Sie brauchen mich nicht abzuholen. Wir treffen uns dort.«

37
    » Wohin, Mike?«, fragte Mary Catherine, als ich in unseren Wagen sprang. » Starbucks? Dieses Restaurant auf der Eleventh Avenue? Nein, wie wär’s mit ein paar warmen Bagels, die wir im Park essen? Nach dieser Nachtschicht bin ich am Verhungern.«
    » Der Plan hat sich geändert«, musste ich sie enttäuschen. » Es wurde wieder ein Jugendlicher entführt. Ich muss fix zur Columbia University.«
    Mary Catherines Augen leuchteten auf, als sie den Motor aufheulen ließ. Sie war ein notorischer Bleifuß.
    » Schalte das Blaulicht ein, Starsky. Ich bringe dich in null Komma nichts hin.«
    Auf dem Weg zur Universität rief ich Chief Fleming an.
    » Da sind Sie ja«, sagte sie. » Die Presse hat von der Sache eher Wind gekriegt als wir. Sind Sie schon dort?«
    » Fast.«
    » Im Fernsehen heißt es, es handle sich um den Sohn des Medienmoguls Hastings, aber das wurde noch nicht bestätigt.«
    » Das wird ganz oben auf meiner Liste stehen«, versicherte ich ihr, als wir den Campus erreichten.
    Eine Gruppe Studenten und Presseleute drängte sich auf dem Low Plaza an der 116 th Street Ecke Broadway. Sirenengeheul durchschnitt alle paar Sekunden die Luft, weil immer mehr Polizeifahrzeuge eintrafen.
    Emily Parker rannte die U-Bahn-Treppe herauf. Ich rief nach ihr.
    » Ach, ich verstehe.« Mary Catherine blickte mit funkelnden Augen zu ihr hinüber. » Du hast nicht gesagt, dass sie auch hier ist.«
    » Natürlich ist sie hier«, sagte ich beim Aussteigen. » Sie ist beim FBI Expertin für Entführungen. Das hier sieht nach einer Entführung aus. Was ist nur los mit dir, Mary?«
    » Ach, nichts. Es geht mich nichts an, was du treibst, Mike«, wimmelte sie ab und legte ratschend den Gang ein. » Oder mit wem du es treibst. Darfst gerne wieder mitfahren«, schob sie nach und machte sich mit quietschenden Reifen aus dem Staub.
    Ich blickte ihr mit offenem Mund hinterher.
    Hatte sie jetzt völlig den Verstand verloren? Muss am Wissenschaftsprojekt liegen, dachte ich.
    » War das Ihr Kindermädchen?«, fragte Emily, die mir entgegengerannt war.
    » Bin mir nicht ganz sicher«, zweifelte ich.

38
    Francis X. Mooney eilte in der morgendlichen Stoßzeit mit Aktenkoffer und riesigem Latte macchiato durch die

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