Sünde einer Nacht (Geschichtentrilogie Band 3 Romantische Geschichten)
zu.
Und nun packt mich abermals das blanke Entsetzen und das schon bekannte wütende Gefühl pulsiert durch meinen ganzen Körper. Nur die L passt! Das ist doch zum Heulen. Vor einigen Jahren trug ich noch die S Größe. Lang ist's her.
Ich entscheide mich für zwei eine niedliche, weiße, sportliche Blusen aus leicht geknitterten Baumwollstoff, bezahle sie natürlich auch, an der Kasse, gegenüber dem Eingang.
Den Beutel mit den neuen Blusen hin und herschwenkend, laufe ich zum UFA- PALAST ALEXANDERPLATZ. Alle Kassen sind leer. Ich stelle mich trotzdem davor und warte.
Endlich erscheint eine junge, mollige Kartenverkäuferin.
"Was gibt’s denn heute so?", frage ich, viel zu faul, mich selbst zu orientieren, obwohl es überall an den Wänden zu lesen ist. Auch die Uhrzeit.
"Also, da gibt es Zero…" Die Verkäuferin ist wirklich sehr freundlich.
"Den will ich nicht", unterbreche ich sie, "was ist noch so im Angebot?"
"Es gibt noch einen Überraschungsfilm."
"Und wie heißt der?"
"Das erfahren die Zuschauer erst, wenn der Vorhang aufgeht, sonst wäre es ja keine Überraschung."
"Stimmt", stimme ich ihr bei, "aber ich will keine Überraschung."
"Dann gibt es noch Matrix Reloaded… "
"Den nehme ich", sage ich und bezahle die 7€. Ganz schön teuer. Aber was soll's. Das Kino ist neu. Von dem Film hat Susi so geschwärmt. ‚Den musst du sehen‘, hatte sie gesagt, ‚echt der Hammer.‘
Und nun bin ich echt gespannt.
Ich habe noch 20 Minuten Zeit. Und Durst. Pullern muss ich auch. Also gehe ich in die angrenzende Gaststätte und schaue mich um. Ein junger Kellner in rotweißer Tracht fragt:
"Suchen Sie jemand?"
"Ja, die Toiletten."
"Rechts. Ganz hinten."
Ich gehe nach rechts, ganz nach hinten. Da sind sie. Ich entleere mich. Dann gehe ich nach draußen.
Fast alle Tische sind nicht besetzt. Nur die genau neben der Gaststätte.
Ich entscheide mich für einen Tisch direkt an der Straße. Da sitzt überhaupt niemand. Die kleinen, runden Tische sind echt niedlich, die beiden Stühle davor auch.
Ich kann direkt auf den Fernsehturm blicken. Es ist noch sehr warm an diesem frühen Abend. Doch gleich wird die Sonne untergehen.
Ich hole meine Eintrittskarte aus meiner schwarzen Handtasche, um zu sehen, auf welchen Platz ich mich setzen soll. Reihe 8, Platz 5 lese ich.
"Darf ich Ihnen was bringen!"
Meine Güte! Der junge Kellner von vorhin. Hat der mich erschreckt.
"Ja, ein Mineralwasser", sage ich.
"Ein normales?"
"Ja. Ein normales."
"Ein großes oder ein kleines?"
"Ein kleines bitte."
"Mit oder ohne Zitrone?"
"Mit."
"Mit oder ohne Eis?"
"Mit."
Der junge Kellner geht.
Ein junges Mädchen bringt mir ein kleines Mineralwasser mit Eiswürfeln und Zitrone.
"Ich möchte gleich zahlen."
"Das macht mein Kollege."
Der Kollege kommt und ich bezahle 2€ 30 Cent. Vor dem Wuchereuro habe ich zwei deutsche Mark bezahlt.
Es ist kurz vor zwanzig Uhr. Ich will heute mal die Werbung sehen. An der Sperre entwertet ein junges Mädchen meine Karte.
"Eine Treppe", sagt sie freundlich, "Kino 5."
In Kino 5 läuft schon die Werbung. Ein Pärchen knutscht wie wild. Der Mann schüttelt sich. "Rauchen kann tödlich sein", sagt er.
Die Frau lacht dümmlich.
Ich setze mich in die letzte Reihe. Da sitzt niemand. Die Leute trudeln einzeln oder Pärchenweise ein. Ich ziehe meine Pantoletten aus und die Beine unter den Po. Zwei Männer kommen und fixieren meine Reihe. Der kleinere, jüngere, setzt sich drei Plätze links neben mich und zieht den älteren, sehr großen, dünnen, auf den Platz neben ihm.
Der Mann stellt eine große, schwarze, eckige Tasche auf den Boden. Sie scheint ziemlich schwer zu sein. Nach einer Weile wird der kleinere Mann unruhig und verlässt das Kino. Einige Minuten vergehen. Da geht auch der große. Die Tasche lässt er stehen. Also kommt er wieder.
Ein älteres Pärchen kommt und setzt sich auf die verlassenen Plätze. Es ist ziemlich unruhig.
Die Werbung interessiert mich doch nicht. Da kommt der lange, dünne Mann wieder und stolpert über meine Schuhe.
"Pardon", sagt er.
Nach kurzer Zeit verlässt er erneut den Saal. Als er zurückkommt, spricht er mich an:
"War der junge Typ in der Zwischenzeit hier?"
Er wirkt sehr zerstreut und unruhig.
"Nein", sage ich. "War er nicht."
Er geht wieder und nimmt seine Tasche mit. Wahrscheinlich kommt er nicht wieder. Nach einiger Zeit trifft der junge Typ ein. Unruhig geht er durch die Reihen und
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