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Sünden der Faulheit, Die

Sünden der Faulheit, Die

Titel: Sünden der Faulheit, Die Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Peltzer
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Lacan auf die Straße des 17 . Juni. Links und rechts reihten sich die gesichtslosen Fassaden der Technischen Universität, vor deren Hauptgebäude aus der Gründerzeit man ein langgestrecktes Hochhaus gesetzt hatte, an dessen Enden zur Verzierung einige alte Sandsteinquader klebten.
    Hinter der Siegessäule parkte Lacan auf dem Mittelstreifen und holte eine Decke und ein paar vergilbte Zeitungen aus dem Kofferraum. Als er Hartmann schüttelte – vielleicht hoffte er noch einmal, es sei nur ein böser Traum –, rutschte auch der Oberkörper des Toten hinter die Vordersitze. Lacan durchsuchte seine Taschen: Personalausweis, Führerschein, Schecks, Handschuhe und fast 500 Mark bar. So viel Geld hatte Lacan seit Wochen nicht mehr in der Hand gehabt. Er steckte die Scheine ein, den Rest deponierte er im Handschuhfach. Bevor er die Leiche zudeckte, warf er einen Blick in die Gegend. Nirgendwo Spaziergänger und keine Straßennutte weit und breit, nur der Verkehr rauschte gleichmäßig.
    Hartmann, was bist du doch für ’n Arschloch, dachte Lacan ratlos. Ein Insektenschwarm surrte in seinem Darm, und er spürte das dringende Bedürfnis, eine Toilette aufzusuchen.
     
    Florence Blumenfeldt war auf dem Weg zur Akademie der Künste, als sie an ihm vorbeifuhr, aber sie achtete nicht auf die Wagen, die in den Parkbuchten und auf dem Mittelstreifen standen. Seit dem Anruf am Morgen hatte sie eine Zigarette nach der anderen geraucht. Ihr Magen und ihre Lungen schmerzten bei jedem Zug. Auf dem Hanseatenweg prüfte sie im Rückspiegel ihr Make-up.
     
    »Ja, bitte!«
    Florence trat in das Vorzimmer. Ein junger Mann mit geschorenen Haaren sah von der Arbeit auf und grinste sie schwul an.
    »Mein Name ist Blumenfeldt.«
    »Dr. Kleinschmid erwartet Sie schon«, sagte er und ging zu einer Türe neben den Fenstern, hinter denen sich trübe der Tiergarten streckte.
    »Frau Blumenfeldt, Herr Doktor.«
    Im Büro des Akademiedirektors saßen drei Männer um eine Glasplatte, die auf einem Marmorblock ruhte, Kaffeetassen und Aschenbecher darauf. Die drei erhoben sich. Dr. Kleinschmid, ein agiler Mann Mitte Fünfzig, kam ihr entgegen und deutete einen Handkuß an.
    »Darf ich bekanntmachen? Herr Maier-Brüninghaus vom Norddeutschen Lloyd, Kommissar Westhov.«
    Kleinschmid bot Florence einen Barcelona-chair an.
    »Liebe Frau Blumenfeldt, wir sind noch ganz fassungslos. Gegen Morgen ist es passiert. Die Alarmanlagen, alles hat funktioniert, aber die Kerle waren schon über alle Berge, als Nachtwächter und Polizei eintrafen.«
    »Was ist denn alles gestohlen worden?«
    »Tja, das ist uns auch noch ein Rätsel, aber es fehlt nur der kleine Oelze.«
    Florence zog die Augenbrauen hoch.
    »Wollen Sie damit sagen, daß die Diebe …«
    »Genau!« unterbrach sie Kleinschmid und strich mit Zeigefinger und Daumen über seinen Schnauzbart. »Ganz genau! Und ich kann mir nicht erklären, warum ausgerechnet der. Es hingen ja auch noch andere schöne Sachen rum.«
    Maier-Brüninghaus mischte sich ein:
    »Wenn Sie gestatten, aber das Bild war hoch versichert, eines der teuersten Exponate, das wissen Sie ja selbst.«
    »Schön und gut«, sagte Kleinschmid, »aber was wollen die Täter mit dem Bild machen? Doch sicher nicht auf dem Kunstmarkt anbieten.«
    »Von privat an privat. Die Manie einiger Sammler kennt keine Grenzen.«
    »Ein Verrückter?« Kleinschmid schien der Gedanke abwegig.
    Der junge Mann brachte eine neue Thermoskanne Kaffee und leerte die Aschenbecher.
    »Darf ich Sie an den Diebstahl des Spitzweg-Bildes aus der Nationalgalerie erinnern«, sagte Florence. »Damals hat es ein Psychopath nach einigen Stunden zurückgebracht.«
    »Aber der Mann ist damals nicht bei Nacht und Nebel über eine Leiter eingestiegen. Da steckt doch, wie man so sagt, erhebliche kriminelle Energie dahinter.«
    Maier-Brüninghaus fummelte ungeschickt am Gummipfropfen der Thermoskanne.
    »Na ja, ich weiß nicht, ob man hier unbedingt von krimineller Energie sprechen kann«, sagte der Kommissar. »Professionell sieht das Ganze nicht aus. Um Klartext zu reden: Das waren Dilettanten, die hatten nicht mal ’n Glasschneider dabei. Und die Leitern haben sie in der Nacht von einer Baustelle in Moabit geklaut.«
    »Gibt es denn irgendwelche Spuren?«
    »Das Übliche!« Westhov lehnte sich hinter seinen Bauch zurück. Auf seinen Wangen verliefen kleine Adern wie die Landkarte eines unentdeckten Flußsystems.
    »Reifenspuren, ein paar Fußabdrücke, Stoffetzen am

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