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Sünden der Faulheit, Die

Sünden der Faulheit, Die

Titel: Sünden der Faulheit, Die Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Peltzer
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vorbeifahr’n.«
    »Später, Assi, später.«
    »Und wat mach’n wir vorher?«
    »Kutti hat mir jesagt, det der Schwede heute bei ihm is.«
    »Der Schwede?« Assi wurde hellhörig. Der Schwede hatte noch eine private Rechnung bei ihm offen. Assi lehnte sich rüber. »Ick habe jedacht, der hätte allet abjedrückt.«
    »Du muß nich denken«, sagte Eddie, was Assi aber nicht begriff. »Der Chef kricht noch drei Mille von dem. Nich vom Zocken. Irgend ’ne Geschichte mit ’nem Schlitten.«
    »Hat der det Jeld?«
    »Werden wir seh’n.«
    »Bei Kutti? Ick dachte, die wär’n sich nich jrün.«
    »Du denkst wirklich zuviel, Assi!«
    »Wat soll det heißen?«
    »Nichts. Vergiß et.«
    »Du bis doch nicht mies jelaunt?« fragte Assi und sah Eddie an.
    Eddie war sauer. Ausgerechnet der tolpatschige Oswald – Assidertürke – hatte mit Ilona geschlafen. Und Ilona war nicht die erste gewesen, die ihn mitgenommen hatte. Assi war weder gesprächig noch charmant, und Ilona nicht irgendwer; sie war so ordinär wie gutgebaut. Eddie hatte seit Wochen nur Fahrkarten geschossen, bei wem er es auch versucht hatte.
    Assi spürte, daß Eddie gereizt war. Ihm lag nichts daran, seinen Freund aufzuziehen.
    »Wat iss’n los?«
    Eddie antwortete nicht, sondern spähte in die Dunkelheit, ein Zigarettenrest glimmte vor seinem Bärtchen. Dit kann ja jemütlich werden, dachte Assi. Eine Zeitlang fuhren sie schweigend durch den dichten Berufsverkehr.
    »Sollen wir mal in’t Steigenberger, ’n bißchen Münze spielen?« nuschelte Eddie.
    »Jute Idee, fahr ssu, wir haben noch massich Zeit.«
    Als sie in der Spielhalle des großen neuen Hotels nebeneinander standen und Münzen in einen Original-Las-Vegas-Automaten steckten, besserte sich Eddies Stimmung. Assi hielt mit seinen Händen die Fenster zu, hinter denen die Walzen mit Äpfeln, Birnen, Sternen und Jokern rotierten. Eddie zog an einem wuchtigen Hebel links an der Maschine, mit dem man das Spiel in Gang setzte. Als sie zum erstenmal gewonnen hatten und einige Zwei-Mark-Stücke unten in das Plastikfach schepperten, sagte Eddie leise:
    »Heute isser fällig, und wenn wir durch janz Berlin gurken müssen.«
    Assi nickte unmerklich und grabbelte den Gewinn aus dem Behälter.
    »Ick hab mit dem ooch noch wat zu klären!«
    »Du?« Eddie riß am Hebel, und Assi stellte sich mit seinem Rücken vor den Apparat.
    »Jenau!«
    Eddie tippte vor Assis Brust.
    »Wat hast du denn mit dem zu klären?«
    »Janz privat.« Assi wandte sich um und beobachtete die Fenster: Joker-Stern-Banane. Er warf Geld ein, Eddie zog.
    »Und wat janz privat?«
    »Na, weeße doch. Die Sache mit der Uhr. Dafür muß er gleich bezahl’n.«
    »Mensch, Assi, ick red jetzt nich vom Schweden.«
    »Aber icke!«
    Der schwere Teppichboden dämpfte die Stimmen der Spieler. Unter der Decke hing ein nebliger Nikotinbaldachin, im Sommer wie im Winter.
     
    Das Café Oppenheimer lag hell erleuchtet hinter dem kleinen Vorgarten, der es von der Straße trennte. Das Licht aus den großen Fenstern warf den Schatten des schmiedeeisernen Gitters auf den Bürgersteig. Schemenhaft erkannte man Bewegungen hinter den beschlagenen Scheiben.
    Auf der anderen Straßenseite stand Lacan und versuchte sich zu erinnern, welche Richtung sie am Abend zuvor eingeschlagen hatten. Der Qualm seiner Zigarette vernebelte langsam das Auto. Hinten lag Hartmann. Der Verkehr stockte plötzlich. Auf der nächsten Kreuzung tanzten untergehakt zwei Männer und verbeugten sich im Scheinwerferlicht der hupenden und blinkenden Wagen. Links und rechts trugen sie ihre Aktentaschen. Ein Hut fiel herunter und rollte im Halbkreis in den Rinnstein. Die Männer torkelten ihm gebückt hinterher und landeten auf der nassen Straße. Der Stau löste sich auf, aus einem der vorbeifahrenden Wagen rief ihnen jemand etwas Aufmunterndes zu. Mühsam erhoben sie sich und verschwanden in einer Seitenstraße.
    Jetzt wußte Lacan es wieder: Der Jaguar parkte in der Sackgasse, in die die Männer geschwenkt waren.
    Der Jaguar sprang tatsächlich an. Lacan gab Gas und nahm die Kupplung zurück. Wahrscheinlich wollte Hartmann gestern nicht fahren, warum auch immer – die Luxuslimousine setzte sich in Bewegung. Seine Fee schien alles zu einem guten Ende zu führen.
    Lacan schaltete das Radio ein: Rock und Pop für Teens und Twens. Der Moderator bemühte sich um einen jugendlichen Ton. Arbeitsbrigaden nach Nicaragua und zwischendurch Depeche Mode und Spandau Ballet.
    Die Baulücken wurden

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