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Sünden der Faulheit, Die

Sünden der Faulheit, Die

Titel: Sünden der Faulheit, Die Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Peltzer
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blondes Haar hinters Ohr.
    »Gnädige Frau, Sie jestatten?« fragte der Anführer Florence.
    Dann packten die Rocker die Araber an Armen und Beinen und schmissen sie vor die Türe.
    »Ich kann se nich ab«, sagte die blonde Frau und bückte sich nach den zersplitterten Enden des Billardstockes. Auf den Jacken der Männer war mit Nieten »Eagles« eingestanzt und darunter: » MCB «. Sie spielten wieder Billard.
    Florence sah durch die rauchgetrübten großen Scheiben nach draußen, doch die Araber waren verschwunden. Schulkinder mit poppigen Ranzen trödelten vorbei, eine Politesse schrieb Falschparker auf. Florence legte zwei Mark auf den wackligen Tisch. Die Gläser der ungeschickten Kavaliere standen auch noch da, und auf der Oberfläche des Tees schwamm mittlerweile ein dunkler Film.
    Das Licht auf der Straße war blendend hell. Sie blinzelte und warf den Schal um ihren Hals. Es war kurz vor zehn.
     
    »Da isse wieder!« rief eines der Hinke-Pinke spielenden Mädchen.
    »Wer, wo?«
    »Na, die Freundin von Wilhelm.«
    »Wilhelm hat keene Freundin!«
    »Und warum kommt se dann jeden Tag?«
    »Du hast überhaupt keine Ahnung!«
    »Aber zwei Augen«, sagte die Kleine rotzig, sie warf den flachen Stein in eines der mit Kreide auf den Asphalt gemalten Quadrate und hüpfte hinein.
     
    Florence Blumenfeldt holte tief Luft und drückte den Perlmuttknopf über dem Namensschild. Niemand rührte sich in der Wohnung. Sie klopfte an die Türe. Erst als sie Alarm schellte und die Glocke in Wellen durchs Treppenhaus schnarrte, hörte man ein Rumoren, Stimmen, schleifende Schritte.
    Mertens riß die Türe auf, er schwankte ein wenig. Florence musterte ihn lächelnd. Er trug einen geblümten Damenslip und sonst nichts.
    »Guten Morgen.«
    »Ich, äh, ich war gestern noch geschäftlich unterwegs.«
    »Aha.«
    »Komm doch rein.«
    »Wenn du mich läßt.«
    Als Florence an Mertens vorbei in die Wohnung trat, hüllte sie augenblicklich eine Parfumwolke ein.
    »Moschus!«
    »Wie bitte?« fragte Mertens und schloß die Tür.
    Florence schnupperte an seinem Hals.
    »Die Dame muß in ihrem Flakon gebadet haben.«
    Mertens sah an sich hinunter.
    »Entschuldige mich bitte einen Moment.«
    Er ging ins Schlafzimmer. Sein Gesicht erschien noch einmal kurz im Türrahmen.
    »Setzt du Kaffee auf?«
    In der Küche hörte Florence Gesprächsfetzen. Sie verhielt den Atem und lauschte.
    »Rita!« rief Mertens. »Rita, die Nacht ist vorbei, die Arbeit wartet.«
    Eine verschlafene Stimme grummelte unter der Bettdecke.
    »Rita, Schätzchen, Onkel Wilhelm muß aufstehen.«
    »Kann ich nicht wenigstens ausschlafen«, sagte die Frauenstimme in einem Ton, der nichts zu wünschen übrig ließ.
    Florence blätterte gedankenverloren in einem Stapel Post auf dem Küchentisch, als ein verschmierter Mund neben ihr auftauchte.
    »Wer sind’n Sie?«
    »Angenehm«, sagte Florence höflich.
    Rita trug Wilhelms Oberhemd, an dessen Kragen die Spuren ihres Lippenstifts klebten. Mertens kam im Bademantel in die Küche und faßte Rita um die Hüften.
    »Darf ich die Damen miteinander bekanntmachen?«
    »Nimm deine Wichsgriffel weg«, sagte Rita und schlug auf sein Handgelenk.
    Wahrscheinlich hatte sie von ihm anderes erwartet, jedenfalls nicht das, was nun folgte. Mertens packte sie beim Oberarm und zerrte sie durch die Wohnung, dann fiel die Eingangstüre ins Schloß. Mertens sagte ganz ruhig: »Bin gleich soweit« zu Florence, holte Ritas Siebensachen aus dem Schlafzimmer und warf sie ins Treppenhaus. Rita trommelte mit ihren Fäusten vor das Holz, und Schreie wie »Drecksau« und »Schwein« hallten durch den Aufgang.
    »Entschuldige bitte das Intermezzo«, sagte Mertens und setzte sich. Florence nahm zwei Tassen von einem Metallregal und schenkte ein.
    »Mir scheint, das Fräulein war geschäftlich unterwegs.«
    »Wie man’s nimmt.«
    »Die Nachbarn freut’s.«
    »Haben die Spießer was zum Tratschen«, grinste Mertens.
    »Was wären die ohne mich?«
    »Was wären wir alle ohne dich, Wilhelm?«
    Florence setzte sich auf die flache Marmorfensterbank und schlug knisternd die Beine übereinander. Die Wintersonne fiel warm auf ihren Rücken. In ihren Strahlen schwammen zahllose Rauchteilchen.
    Rita gab nicht auf, sondern steigerte ihr Klopfen zum Stakkato, jetzt trat sie auch gegen die Türe und schellte. »Du mieser Vogel« und »Scheißtyp« drang durch die Ritzen. Mertens zog die Schultern hoch.
    »Die hat gleich ihr Pulver verschossen.«
    »Du bist doch ein

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