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Sünden der Faulheit, Die

Sünden der Faulheit, Die

Titel: Sünden der Faulheit, Die Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Peltzer
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Schwein«, sagte Florence tonlos.
    »Comme il faut«, und er behielt recht. Rita sah die Sinnlosigkeit ihrer Bemühungen ein.
    »Dein Geschmack läßt nach!«
    »Belehr’ mich nicht über Geschmack«, sagte Mertens anzüglich. Florence sah ihn wütend an.
    »Richtig, sonst hätte ich nie deine Bekanntschaft gemacht.«
    »Wer weiß, wozu es gut ist.«
    Mertens drückte fahrig seine Zigarette auf einer Untertasse aus und legte ein Ende des Bademantels über seine Beine.
    »Wir sollten ein anderes Thema wählen«, lenkte Florence ein. Sie wollte Streit vermeiden, obwohl sie seit Monaten stritten, und manchmal konnte Florence einen lange gehegten Haß nur mühsam zügeln.
    »Gerne«, sagte Mertens.
    »Gut. Hast du für morgen alles vorbereitet?«
    Mertens nickte.
    »Die Mikrofilme?«
    »Sag mal, für wen hältst du mich?«
    »Die Anlage ist schon unterwegs?«
    »Sicher.«
    »Der Prozessor geht über Südafrika?«
    »Wie immer!«
    »Rassistenpack.«
    »Wie bitte?« fragte Mertens.
    »Rassistengesindel«, sagte Florence lauter.
    Mertens wußte nicht, ob er brüllen oder lachen sollte. Er entschied sich zu ätzen.
    »Die aufgedunsenen Negerkinder im Ghetto von …«
    »Sei still!« schrie Florence und sprang von der Fensterbank.
    »Was soll der moralische Quark? Wir verkaufen den Rechner ja nicht den Buren.«
    »Halt den Mund!« Florence’ Stimme überschlug sich. Sie baute sich mit gekreuzten Armen vor ihm auf.
    »Du widerst mich an. Aus. Schluß.« Sie schlug mit der flachen Hand vor die Küchenwand. Mertens stand hinter ihr und wollte sie beruhigen. Sie schüttelte sich.
    »Ich steige aus.«
    »Gut«, sagte Mertens leise.
    »Das ist das letzte Mal …«
    »Ich habe dich verstanden.«
    »Was?«
    »Du machst nicht mehr mit. Und? Was soll die Szene?«
    »Du glaubst, das wäre so einfach?«
    »Ist es nicht?« Mertens versuchte ein besorgtes Gesicht. »Komm, setz dich wieder.«
    Langsam lehnte sich Florence wieder vor die Fensterbank.
    »Weiß Steenbergen davon?«
    Florence nickte zögernd.
    »Also was? Weiß der alte Sack von deinem Entschluß?« sagte Mertens.
    »Red’ nicht so von Onkel Pieter«, brauste sie auf.
    »Bitte tausendmal um Verzeihung.«
    Mertens bot ihr eine Zigarette an.
    »Komm, Florence, ist doch alles halb so wild.«
    Diesmal wich sie nicht zurück, als er neben ihr Platz nahm und einen Arm um sie legte.
    »Ich kann deinen Entschluß verstehen«, fuhr er nach einer kleinen Pause fort. Sie wandte den Kopf. Seine blonden Bartstoppeln funkelten eigenartig in diesem Licht. Er drückte sie an sich.
    »Ich verstehe das, wirklich.«
    »Du scherzt, Wilhelm, nicht?«
    »Mein ganzer und voller Ernst, ich schwöre es.«
    »Tu das nicht«, warnte Florence.
    Mertens lachte.
    »Sicher, nicht schwören.«
    Florence löste sich aus seiner Umarmung und zog einen Schnellhefter aus ihrer Tasche.
    »Wir sollten mal den Transport der Bilder und Fayencen durchgehen.«
    »Richtig, eh’ wir’s vergessen, der Transport der Bilder.«
    Mertens schnitt eine verschwörerische Grimasse.
    »Ich glaube, ich weiß, wer den Oelze aus der Akademie transportiert hat!«
    »Was ist das? Ein schlechter Scherz?«
    »Wahrscheinlich! Ein ganz schlechter Scherz, aber was soll ich machen?«
    »Könntest du dich klarer ausdrücken?«
    »Ich weiß, wer den Oelze hat.«
    »So?«
    »Genau. Dein sauberer Freund Lacan.«
    »Wie bitte?«
    »Lacan heißt er doch, oder?«
    »Bernhard?« Sie schüttelte sich vor Lachen.
    Mertens hatte sich eine neue Zigarette angezündet und sah dem Rauch nach, wie er sich zur Decke drehte.
    »Nimmst du Drogen, Wilhelm?«
    »Mitnichten, meine Liebe, mitnichten.«
    Florence deutete vorsichtig in Richtung Schläfe.
    »Aber dir geht’s gut?«
    »Hör zu: Ich bin gestern abend noch in der Domino-Bar vorbei, und gerade, als ich ankomme, wen seh ich rauskommen? Lacan, völlig besoffen. Ein göttliches Schauspiel!«
    Die letzten Worte ließ er sich auf der Zunge zergehen. »Er konnte sich kaum noch auf den Beinen halten, weißt du …«
    »Gut«, unterbrach ihn Florence nervös. »Und weiter?«
    »Wen treff’ ich in der Bar?«
    »Wen?«
    »Seinen Freund Jan und dessen Schatten Keitel, beide genauso dicht wie dein Liebhaber.«
    Mertens inhalierte den Rauch der Zigarette bis in die Lungenspitzen und preßte ihn mit einem ungesunden Geräusch hinaus.
    »Wir kommen so ins Gespräch, also, ich versuche, Jans Lallen zu entschlüsseln, und stell dir vor, was dabei rauskommt? Lacan soll den Oelze eigenhändig von der Wand

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