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Sünden der Leidenschaft

Sünden der Leidenschaft

Titel: Sünden der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Johnson
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Großmama und Mama sind so alt wie ihr. Aber Mama ist nach Frankreich gegangen, um bei Großmama zu leben. Papa sagt, sie haßt den Schmutz hier und daß wir keine gepflasterten Straßen haben. Ich liebe mein Pony Birdie, und ich habe noch nie eine gepflasterte Straße gesehen. Und du?«
    »In der Stadt, aus der ich komme, gibt es viele gepflasterte Straßen, aber ich liebe das Land«, antwortete Flora. »Welche Farbe hat dein Pony?«
    »Birdi ist gescheckt. Mein Cousin Raven hat mir das Reiten beigebracht. Möchtest du sie sehen? Birdie liebt Kekse.« Lucie rutschte von ihrem Stuhl und nahm sich eine Handvoll Kekse.
    George Bonham lehnte die Einladung höflich ab, denn er zog einen friedlichen Brandy und eine Zigarre nach der langen Reise vor, so daß Flora mit der Kleinen allein ging. Zuerst liefen die beiden in das Kinderzimmer, weil Lucie ihre Reitstiefel holen wollte, wie sie mit wohlerzogener Ernsthaftigkeit erklärte. Nachdem sie die Stiefel angezogen hatte, stellte sie Flora ihre Kindermädchen vor, die alle wieder im Kinderzimmer versammelt waren. Außerdem machte sie sie mit ihren Lieblingsspielzeugen bekannt. Sie ist genauso bezaubernd wie ihr Vater, dachte Flora.
    Mit reizender Höflichkeit führte Lucie Flora überall herum. Zuerst gingen sie zu Birdie in den Stall, und dann führte das Kind sie über die Ranch, durch die nähere Umgebung und das geräumige Haus selbst. Die Besichtigungstour war sehr informell, und Lucie bestimmte den Rundgang über den Besitz nach spontanen Launen. Als sie abschließend Lucies verlorengegangene Reitgerte suchten, fand sich Flora plötzlich vor Adams Schlafzimmer wieder.
    Ein unkontrollierter Schauer überlief sie ohne Vorwarnung, und sie war über ihren Mangel an Distanz überrascht. Es ist nur ein leerer Raum, sagte sie zu sich selbst, ein karges Zimmer, dem man kaum ansieht, wem es gehört. Aber ein heißes Gefühl überlief sie, als stünde Adam vor ihr und berührte sie.
    Lucie plauderte an ihrer Seite und nahm sie an die Hand, um sie in das Zimmer zu führen. Als Flora eintrat, nahm sie sofort einen angenehmen Geruch wahr. Es roch im ganzen Raum zart und verführerisch. Seine Haut und sein Haar hatten auch den Duft von Kiefern, Salbei und ein wenig Bergamot gehabt.
    »Schau mal«, sagte Lucie und ließ Flora die starke Erinnerung an seinen Geruch vergessen. »Das bin ich.«
    Auf einem Ehrenplatz auf dem Nachttisch stand ein kleines pastellfarbenes Porträt von Adams lachendem Töchterchen in einem goldenen Bilderrahmen. Sonst gab es auf der polierten Holzoberfläche nichts, ebensowenig wie auf dem zweiten Nachttisch auf der anderen Seite des übergroßen Mahagonibettes. Floras Blick wanderte über das glatte weiße Bettlaken, das mit militärischer Ordentlichkeit über die Matratze gespannt war, und sie fragte sich eifersüchtig, wie Isolde wohl in diesem Bett ausgesehen haben mochte.
    Vorhin hatte sie Isoldes Zimmer gesehen, als Lucie ihr die goldenen Schwäne mit den schimmernden Augen auf dem Bettüberwurf ihrer Mutter hatte zeigen wollen. Flora hatte über dem Kamin das Porträt einer hübschen Frau mit blondem Haar und einer Diamantbrosche, die ihren Busen zierte, gesehen, das der bekannte Maler Winterhalter gemalt hatte. Adam hatte eine sehr schöne Frau geheiratet.
    Isoldes Räume waren reich ausgestattet mit Seidenvorhängen mit goldenen Troddeln, vergoldetem Stuck über der Holzdecke; an den Wänden hingen mehrere rosenbedruckte Damaste. Die Suite war voll seidengepolsterter Möbel, auf denen reichlich Kissen lagen. Teures Porzellan und allerlei Nippes standen verschwenderisch auf den Tischchen verteilt, und kleine goldgerahmte Landschaftsbilder hingen an den Wänden. Man wurde unwillkürlich an eine Bühne erinnert – an einen Rokkokopalast oder an ein teures Bordell.
    In scharfem Kontrast zu dieser dramatischen Einrichtung wirkte Adams Zimmer mit den großen Fenstern, dem kleinen Tisch, einem Ledersofa vor dem Kamin, dem Feraghanteppich in den gedeckten Farben blau und braun und dem massiven Bett eher wie ein Büro; es war ein schlichter und unpersönlicher Raum.
    Wenn man den unterschiedlichen Geschmack bezüglich der Einrichtungen betrachtet, dachte Flora, wundert man sich, daß die Ehe so lange gehalten hat.
    »Komm, ich zeig’ dir Papas Messer«, überredete Lucie sie, während sie bereits auf Adams Umkleideraum zuging, und unterbrach damit Floras zynische Gedanken. Als Lucie später die Türen eines Einbauschrankes öffnete, zeigte sich Adam

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