Sünden der Leidenschaft
jemand aus der Gruppe sie aufhalten konnte, trieb sie es den Hang hinunter auf das Tal zu.
Der Graf fluchte und kletterte auf das nächstbeste Pferd, um seiner unvernünftigen Tochter zu folgen. Henrys Brauner sprang hoch, als er das schwere Gewicht auf seinem Rücken spürte. George Bonham fluchte abermals, während er das Pferd unter Kontrolle zu bringen versuchte. Wertvolle Sekunden waren vergangen, bevor er Flora den Abhang hinunter folgen konnte. Auch Alan und Douglas sprengten hinterher.
Adam sah ihre kleine, jungenhafte Gestalt herankommen. Ihre kupferroten Haare leuchteten in der Nachmittagssonne. Wegen des Windes löste sich ihr Zopf. Ihre langen Locken wehten, während sie in vollem Galopp, tapfer wie ein Krieger, den Hügel heruntergeritten kam. Er lächelte über ihren furchtlosen Mut und schickte ein kurzes Gebet zu seinen Geistern, um sie zu beschützen. Dann sprang er auf, um das Gewehrfeuer seines Angreifers abzufangen, bevor Flora in seine Schußweite kam.
»Nein!« schrie sie, und ihr Schrei, starr vor Angst, drang zu ihm, als er auf den Graben zulief, sein Messer in der einen, den Revolver in der anderen Hand.
Ned stand aus dem Graben auf. Seine große Gestalt hob sich gegen den blauen Himmel ab. Er hatte sein Gewehr mit einem bösen, triumphierenden Grinsen auf Adam gerichtet und drückte ab.
Adam stolperte, als die Kugel vom Kaliber vierundvierzig in seine Schulter einschlug, fiel auf die Knie und spürte einen überwältigenden Schmerz. Er stützte sich mit der Hand ab, in der er das Messer hielt, und zwang sich, wieder aufzustehen. Er ertrug den furchtbaren Schmerz, indem er die Zähne zusammenbiß und sich mit eisernem Willen wieder auf die Beine stellte. Nur ein paar Meter fehlten, dann wäre Ned in Reichweite seines Revolvers gewesen. Unter optimalen Bedingungen hätte er sein Ziel selbst aus dieser Entfernung getroffen, doch die Bedingungen waren alles andere als optimal, und Adam mußte noch einige Dutzend Meter näher herankommen, bevor er schießen konnte. »Ich bin ein Absarokee«, murmelte er. »Ich habe das Herz eines Grizzlybären. Ich bin ein Absarokee.« Diese Sätze, die er sich als Jugendlicher immer gesagt hatte, machten seinen Kopf frei und wirkten beruhigend, während er in seinen Mokassins über den Boden taumelte. Er konnte Neds grausames Lächeln jetzt deutlich sehen. Noch zehn Meter, noch acht.
Da traf ihn die zweite Kugel.
Er konnte mit dem rechten Auge nicht mehr sehen, als er mit dem Revolver auf Ned zielen wollte, denn das Blut rann über sein Gesicht. Er drehte sich nach links, zielte und feuerte den Inhalt seines Revolvers in Ned Storhams grinsendes Gesicht.
Langsam sank Adam auf die Knie und wartete.
Ned fiel in den Graben.
Wenige Augenblicke später – Adam war auf der offenen Prärie zusammengebrochen und fast bewußtlos – hatte Flora ihn erreicht.
»Geh weg … Ned … du mußt … weggehen«, warnte er sie. Seine Stimme versagte, und es kam nur noch ein Flüstern aus seinem Mund. Die Augen fielen ihm zu, und er wurde bewußtlos.
Flora dachte nicht an die Gefahr oder an Ned Storham, als sie sich über Adam beugte. Sie war nur froh, daß Adam noch lebte. Mit kritischem Blick besah sie sich sein blutüberströmtes Gesicht und seinen Körper. Wie gefährlich waren seine Wunden? Waren Arterien betroffen? Seine Schulter sah aus, als hätte ein wildes Tier sie zerfleischt, Blut bedeckte seinen Oberkörper, auch seine Leggings waren teilweise voll Blut. Die Kopfwunde sah noch schlimmer aus. Die ganze linke Seite seines Kopfes und sein Gesicht waren voller Blutspuren, seine Haare waren ebenfalls blutverschmiert.
Sie beugte sich über ihn, legte ihr Ohr auf seine Brust und horchte mit angehaltenem Atem auf seinen Herzschlag. Ein Moment des Schreckens verging, bevor sie den schwachen Herzschlag hören konnte. Sie lächelte.
Sein Herz schlug regelmäßig.
Nichts anderes zählte.
Als ihr Vater einige Sekunden später eintraf, sah sie auf und sagte schnell: »Er lebt. Such Ned Storham. Er ist entweder verwundet oder tot.« Sie behielt einen klaren Kopf und dachte nur daran, Adam vor weiteren Verletzungen zu schützen. Sie deutete auf den Graben. »Da drüben.«
Ihr Vater sprang aus dem Sattel und rannte in Richtung des Grabens, Alan und Douglas kamen hinterher. Flora durchsuchte Henrys Satteltaschen und fand die Erste-Hilfe-Ausrüstung, die Henry immer bei sich trug. Sie nahm einige Bandagen heraus und versuchte das Blut aus Adams Wunden zu stillen.
Sie
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