Sünden der Leidenschaft
hohe Einsätze.«
»Ich war wohl neugierig.«
»Worauf?«
»Auf deine Gefühle bezüglich Adam Serre.«
Nach einer kleinen Pause sagte Flora: »Ich muß zugeben, ich finde ihn anziehend. Aber viele andere Frauen finden ihn ebenfalls attraktiv.«
»Und du magst keinen Wettbewerb.«
»Ich glaube, was mich stört, ist seine Nonchalance. Ich kenne hauptsächlich unterwürfige Männer.«
»Aber du verachtest unterwürfige Männer.«
»Sicher.« Flora lächelte. »Muß ich in dieser Hinsicht logisch sein?«
Ihr Vater sah sie liebevoll an. »Bei mir nicht«, sagte er freundlich und sehr zufrieden über ihre offene Antwort. »Wir sind eingeladen, am Abendessen teilzunehmen, wenn du möchtest.«
»Ich kann der Versuchung, Ellis acht Gänge lang ertragen zu müssen, widerstehen.«
»Warum gehen wir dann nicht erst zum Ball hin?«
Ihre Augen leuchteten auf. »Und versuchen unser Glück im Spiel.«
»Sie haben dich noch nicht beim Spiel erlebt, oder?«
Flora streckte sich und lächelte froh. »Nein. Es wird bestimmt ein Spaß.«
»Du trinkst mehr als sonst«, bemerkte James, der es sich auf dem samtbezogenen Sofa in ihrer Suite bequem gemacht hatte. Er hatte die Füße hochgelegt und seine Arme hinter dem Kopf verschränkt. Bereits für den Abend angezogen, wartete er geduldig darauf, daß sie zum Ball bei den Fisks aufbrechen konnten.
Adam füllte sein Glas, ohne den Einwand zu beachten, und drehte sich auch nicht um. »Ist das eine Frage oder eine Feststellung?« Er hob das Glas und prostete seinem Cousin stumm zu.
»Was du willst.«
»Mir gefällt beides nicht«, murmelte Adam unfreundlich und setzte sich auf einen der bequemen Stühle. »Du bist nicht meine Anstandsdame. Ich brauche niemanden, der auf mich aufpaßt.«
»Wenn du in diesem Tempo weitertrinkst, kann es gut sein, daß du noch jemanden brauchst«, antwortete James und blickte auf das große Glas Bourbon.
»Wozu?«
»Um sich um deine Gesundheit zu kümmern.«
»Ich bin in der Lage, auf mich selbst aufzupassen.«
Adam sprach abgehackt und kurz. Dann hob er sein Glas und kippte die Hälfte des Bourbons hinunter.
»Sie beschäftigt dich wirklich.«
»Sie?« fragte Adam absichtlich begriffsstutzig.
»Die kokette Lady Flora.«
»Willst du mir einen Vortrag halten?« Adam strich über das Muster des Glases und blickte James düster an.
»Glaubst du, daß du einen nötig hast?«
»Ich weiß, daß ich keinen Vortrag brauche. Und schon gar nicht von dir. Wenn ich mich recht erinnere, konntest du dich im letzten Winter nicht entscheiden, mit welcher der beiden Damen du schlafen solltest, bis Rosalie Chantee mit ihrem Vater, der Geschäftsmann war, über die kanadische Grenze kam. Da konntest du den Winter damit verbringen, dich in seinem Handelsgeschäft zu verkriechen und ein Vermögen für Schmuck für sie auszugeben. Was wolltest du sagen?«
»Ich wollte wohl sagen, daß du nicht in der Lage bist, für die Tochter eines Grafen ein solches geschäftliches Abkommen zu vereinbaren«, antwortete James, keineswegs beeindruckt von Adams scharfem Vorwurf. »Denn dann hättest du heute nachmittag in Georges Suite eine weniger brüskierende Annäherung unternommen. Einen Moment lang dachte ich, ich müßte den Sekundanten bei einem Duell spielen. Ich habe dich noch nie so rüde mit Frauen umgehen sehen.«
»Bist du fertig?« fragte Adam schleppend und blickte dabei seinen Cousin mit leicht hochgezogenen Augenbrauen an.
»Du hörst nicht zu.«
»Ich habe zugehört«, widersprach Adam sanft. Er war schon lange mit James befreundet, und das sollte auch so bleiben. »Betrachte deine Aufgabe als erledigt.«
»Du glaubst, daß du weggehen kannst, wie du es immer getan hast, nicht wahr?«
»Ich bin weggegangen.«
»Seit Flora Bonham hast du mit keiner anderen Frau geschlafen.«
»Ich war beschäftigt. Und seit wann führst du darüber Buch?«
»Lady Flora scheint jemanden gefunden zu haben, mit dem sie ihre Freizeit verbringt.«
»Ellis Green? Das glaube ich nicht.« Adam hatte bei ihrer Begegnung am Nachmittag dieselbe starke Anziehungskraft wie beim ersten Mal gespürt. Außerdem hatte er das Feuer in ihren Augen gesehen.
»Was also willst du machen, außer dich in eine gefährliche Stimmung zu trinken? Hast du dir überlegt, sie einfach zu fragen?«
»Warum soll ich ihr nicht schreiben?« antwortete Adam mit spöttischem Sarkasmus. »Haben Sie Lust, mit mir ins Bett zu gehen, Lady Flora? Ich habe heute abend ein wenig Zeit.« Er trank sein
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