Sünden der Leidenschaft
treffen?« fragte er Bonham. »Flora war sich noch nicht ganz sicher, ob Sie mitkommen wollen. Molly läßt das beste Essen westlich des Mississippis servieren, falls das für Sie ein Anreiz ist.«
»Es hängt von Flora ab«, antwortete der Graf. »Ich möchte abwarten, wie es ihr geht.«
»Ich wünsche ihr, daß sie sich schnell erholt, damit ich Sie beide heute abend wiedersehe«, sagte Ellis herzlich. »Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen wollen.« Er tippte sich zum Gruß an die Stirn. »Ich habe eine Verabredung.« Er verabschiedete sich.
»James und ich werden im Spielzimmer sein, falls Sie sich entscheiden, heute zum Ball der Fisks zu kommen«, sagte Adam, nachdem Ellis gegangen war. »Kommen Sie, und lassen Sie uns ein Spiel machen. Harold spielt immer mit hohen Einsätzen.«
»Das ist wahrlich ein größerer Anreiz als das vielgelobte Menü«, sagte George Bonham zwinkernd. »Flora könnte ebenfalls daran interessiert sein, denn sie liebt hohe Einsätze.«
»Falls sie sich dann besser fühlt«, erinnerte Adam ihn mit einem schwachen Lächeln.
»Sie meinen, falls sie noch mit mir spricht. Ich habe sie seit Jahren nicht zurechtgewiesen. Richten Sie sie wieder auf, Adam«, bat der Graf. »Ich will verdammt sein, wenn Sie es nicht schaffen.«
»Sie werden mich von meiner besten Seite erleben, falls Sie heute abend mit uns spielen«, versprach Adam plötzlich sehr jungenhaft.
»Und ich werde dafür sorgen, daß er das auch einhält«, fügte James fürsorglich hinzu.
»Einsatz fünfzig Guineas?« fragte der Graf.
»Warum nicht? Sagen wir lieber fünfhundert Dollar in Gold? Münzgeld gibt es hier draußen nur selten.«
»Abgemacht.«
Adam lächelte. »Ich freue mich auf den Abend.«
Kapitel 10
Kurz nachdem Adam und James gegangen waren, klopfte der Graf an Floras Tür. Als er eintrat, stand sie am Fenster. »Hast du mir vergeben?« fragte er und ging durch das sonnige Zimmer auf sie zu.
Flora ließ die Gardine und den bunten Stoffvorhang wieder vor das Fenster fallen. »Adam ist nicht in sein Hotelzimmer gegangen, sondern zusammen mit James über die Straße in Balantines Saloon.« Sie drehte sich zu ihrem Vater um und sagte: »Da gibt es nichts zu vergeben. Es war mein Fehler. Ich habe mich wie ein bockiges Kind benommen.«
»Alle schienen ein bißchen angespannt zu sein«, antwortete ihr Vater. Er setzte sich auf einen samtbespannten Stuhl und sah seine Tochter besorgt an. »Geht es dir besser?«
»Adam Serre scheint mein Temperament zu wecken.«
»Und du seines. Könnte es Eifersucht sein?« erkundigte er sich freundlich. »Ich glaube, er hat sich durch Ellis’ Anwesenheit gestört gefühlt.«
»Ohne Grund«, sagte Flora und ließ sich in ihrem Seidenkleid in einen Sessel fallen. »Er dient lediglich meiner Zerstreuung.«
»Das kann Adam ja nicht wissen, und es ist offensichtlich, daß Ellis dir mehr bedeuten möchte.«
»Aber Papa.« Sie warf ihrem Vater einen suchenden Blick zu. »Kannst du dir das vorstellen – ich als Frau eines Politikers? Ich würde mich innerhalb einer Woche mit den falschen Leuten anlegen. Und stell dir vor, wie langweilig das Leben mit Ellis Green wäre. Er glaubt, Damen seien sanfte, süß duftende, säuselnde Wesen ohne Verstand. Er fand es sehr mutig von mir, in Four Chiefs Dorf nur mit dir, Alan und Douglas zu meinem Schutz zu leben. Ist es tatsächlich mutig, in einem friedlichen Sommerlager zu leben? Was hätte er zu dem Häuptling der Ajjer Tuareg auf unserer Reise durch die Sahara gesagt, der drohte, mich am Ghat zu entführen?«
»Oder über die chinesischen Piraten, die uns erst freilassen wollten, nachdem du ihnen deine schwarzen Perlen gegeben und sie mit dem Brief von General Chen Ping eingeschüchtert hast, der uns freie Durchfahrt gewährte«, fügte ihr Vater hinzu. »Bist du mutig genug, heute abend mit zu Fisks Party zu kommen? Auch Adam wird dort sein«, lockte ihr Vater.
»Sollte ich ängstlich sein?« lächelte Flora amüsiert.
»Hauptsache, du machst nicht wieder eine Szene, Schatz.«
»Das hängt davon ab, was er sagt. Ich kann sehr höflich sein.«
»Das klingt so, als müßte ich wieder die Anstandsperson spielen«, sagte der Graf resigniert.
»Ich verspreche, daß ich mich gut benehmen werde – wenn er das auch tut.«
»Habe ich schon erwähnt, daß wir heute abend um hohe Einsätze spielen werden?«
»Warum hast du das nicht gleich gesagt? Dann hätten wir uns die sinnlosen Spekulationen über Adam sparen können. Ich liebe
Weitere Kostenlose Bücher