Sünden der Leidenschaft
zuckte lächelnd die Schultern.
»Normalerweise schon.«
Da er ihr ausgezeichnetes Spiel gesehen hatte, konnte er sich das gut vorstellen. Aber er fand, daß er selbst auch ganz passabel spielte. Deshalb fragte er nur knapp: »Nun?« Ruhig wartete er ab.
Flora sah niemanden um Rat suchend an, sondern antwortete genauso lässig: »Warum nicht?«
Adam wandte sich an die anderen Spieler am Tisch. »Ist noch jemand mit dabei?« Ein Blick in die nüchternen, ausdruckslosen Gesichter der Anwesenden verriet ihm genug. Zu Flora gewandt sagte er: »Wir spielen offenbar allein.«
Seine Stimme erschien Flora inmitten der fremden Zuschauer seltsam vertraut. Sie erinnerte sich an ihre erste Begegnung auf einer ganz ähnlichen Veranstaltung. »Es scheint so«, sagte sie und schaute schnell in die Runde. »Zumindest im übertragenen Sinne.«
Adam unterdrückte das Verlangen, auf ihre Vertraulichkeit einzugehen. Gleichzeitig wünschte er sich nichts lieber, als sie aus dieser Menschenmenge wegzutragen. »Sie haben mit Ellis geübt«, sagte er statt dessen mit leiser Stimme, bemüht, sein Verlangen zu unterdrücken.
»Ich brauche keine Übung«, antwortete sie kühl. »Können wir spielen, Mr. Serre, oder wollen Sie Ihre Ansichten über Frauen diskutieren?«
»Warum spielen wir nicht?« Er betonte das Wort »spielen«.
Flora lächelte. »Bitten Sie mich, Mr. Serre?«
»Muß ich das?«
»Das hängt von meinen Plänen ab.«
»Sind Sie bereits ausgebucht?« Sein Ton wurde hitziger.
»Ich müßte nachsehen«, antwortete sie lässig und begann, ihren Handschuh aufzuknöpfen. »Aber im Moment bin ich daran interessiert, Ihr Geld zu gewinnen«, fügte sie hinzu. »Können wir ein neues Kartenspiel haben?«
»Denken Sie an mich, wenn Sie Ihre Pläne machen«, murmelte Adam.
»Sie stehen auf der Liste, und ich habe ein sehr gutes Gedächtnis.« Sie lächelte ihn an. »Spielen wir nun, oder wollen wir öffentlich weiter über unsere Pläne sprechen?«
»Ich stehe zu Ihren Diensten, Mademoiselle.« Er wandte sich an seinen Gastgeber und bat: »Können wir ein neues Kartenspiel für die Dame und einige Marker bekommen?«
Während sie auf das neue Kartenspiel und die Marker warteten, streifte Flora ihren Handschuh ab. Sie schob das sanfte, weiche Leder über ihre Arme, zog an den Fingern und rollte die Handschuhe von ihren Armen ab. Ihre Bewegungen waren aufreizend langsam, und alle Männer waren hingerissen beim Anblick ihrer seidigen Haut.
Auch Adam sah ihr mit ähnlichen Gefühlen zu und fragte sich, wie oft sie dieses Manöver schon während eines Kartenspiels durchgeführt hatte. Nicht ein Mann am Tisch hätte sich noch auf das Spiel konzentrieren können. »Ist es jetzt nicht zu kühl für Sie?« fragte Adam und lächelte ein wenig.
Ihre Blicke trafen sich. Flora antwortete sanft: »Ich gebe lieber ohne Handschuhe.« Da nur zwei Personen am Spiel beteiligt waren, mußte einer von ihnen die Karten geben.
Als die neuen Karten gebracht wurden, packte Harold sie aus und gab jedem eine aufgedeckte Karte.
Adam hatte einen Buben, Flora eine Zwei.
Da der Spieler mit der niedrigeren Karte geben mußte, nahm Flora das Kartenspiel und mischte die Karten gekonnt. Jeder in der Runde begriff, daß sie eine erfahrene Spielerin war.
Als sie gemischt hatte, reichte sie Adam die Karten. Alle Spieler hatten das Recht, die Karten zu mischen, und bei einem Einsatz von fünfzigtausend Dollar würde Adam das sicher machen. Die Karten schienen in seiner großen Hand zu verschwinden. Er fächerte sie auf, mischte sie noch einmal, drehte sie um, schob sie mit seiner anderen Hand wieder zusammen und reichte sie Flora. Fünf Sekunden waren vergangen.
Flora mischte die Karten – da sie Geberin war – als letzte und legte sie in die Mitte des Tisches, so daß Adam noch einmal darauftippen konnte.
Dann gab sie jedem fünf Karten.
Adam sah sich sein Blatt kurz an und legte es dann verdeckt auf den Tisch. »Ich nehme keine Karte«, sagte er mit ausdruckslosem Gesicht und schob die Fünfzigtausend vor sich.
»Ich auch nicht«, sagte Flora, und ein Gemurmel von Spekulationen lief um den Tisch. Blufften sie? Bei fünfzigtausend? Oder war es möglich, daß beide ein Blatt hatten, das den Einsatz lohnte?
»Ich will sehen«, erklärte Flora, unbeeindruckt von dem Flüstern um sie herum. Sie freute sich über ihre Karten und darauf, noch mehr von Adams Geld zu gewinnen. Sie hatte ein Full House – drei Könige und zwei Asse. Das gute Blatt und der
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