Sünden der Leidenschaft
wahren Grund dafür bei Flora zu suchen. Ihre gemeinsame Zeit war fast vorüber. Er sah auf sie hinunter und dachte, wie wundervoll es gewesen wäre, wenn er ihr schon vor Jahren begegnet wäre. Vor Isolde und den mit ihr verbundenen Schwierigkeiten.
Aber im nächsten Augenblick rief er sich zur Vernunft, die unbändige Lust, mit Flora zu schlafen, könnte mit dem angenehmen Gefühl zu tun haben, das er für sie empfand und das nur schwer von seiner körperlichen Lust zu trennen war. Nach seinen bisherigen Erfahrungen zu schließen, hätte er sie längst vergessen müssen. Aber selbst wenn er sich mit aller Vernunft daran erinnerte, daß ihre Beziehung höchstwahrscheinlich nur vorübergehend war, blieb ein kleiner, quälender Zweifel bestehen.
Flora bewegte sich in seinen Armen und kuschelte sich näher an ihn wie ein schlafendes Kätzchen. Ein Lächeln huschte über Adams Gesicht. Sie machte ihn glücklich. Allein zu wissen, daß sie existierte, machte ihn glücklich.
Er wollte sich eben zu ihr hinunterbeugen, um ihr einen kleinen Kuß zu geben, als plötzlich draußen Gewehrschüsse abgegeben wurden. Eine Sekunde später ertönte ein Schrei: »Meagher ist tot! Meagher ist tot!« Der Schrei wurde lauter, als der Kundschafter die Straße herauf zum Planters House galoppierte. Eine weitere Gewehrsalve, die die Stadt aufwecken sollte, unterstrich die Rufe.
Von der zweiten Gewehrsalve wachte Flora auf. Sie legte ihre Arme um seinen Hals, sah ihn verschlafen an und murmelte: »Ist das ein Schußwechsel gewesen?«
»Es war ein Kundschafter mit der Nachricht, daß Meagher tot ist«, sagte Adam ohne besondere Betonung. Aber er nahm sie fest in seine Arme und stand plötzlich auf. »Ich gehe für eine Minute nach unten und erkundige mich genauer«, sagte er sanft und trug sie zum Bett hinüber.
»Jetzt wird er nicht mehr hinter eurem Stamm hersein …« murmelte sie halb im Schlaf.
»Ich bin in wenigen Minuten zurück«, sagte Adam beruhigend, legte sie auf das Bett und verweilte noch ein wenig, um sie zu küssen.
Sie schlang die Arme um ihn. »Bitte, geh nicht weg.« Leidenschaftlich, gierig danach, ihn zu spüren, zog sie seinen Kopf hinunter. »Bleib«, flüsterte sie an seinem Mund.
Er gab ihr kurz nach und genoß ihren süßen Mund bei seinem langen Kuß. »Mein unersättlicher Liebling«, flüsterte er lächelnd und löste sich dann aus ihrer Umarmung. »Gib mir fünf Minuten, und ich bin wieder hier.«
»Du wirst mich doch jetzt nicht vergessen?« fragte Flora erhitzt und reckte sinnlich ihren geschmeidigen Körper.
Adam grinste. »Daran werde ich mich bestimmt erinnern. Bleib, wo du bist.«
Er zog sich so schnell an, wie nur Männer es können, winkte, hauchte Flora einen Kuß zu und verließ das Zimmer.
Ein leichter Angstschauer überlief sie. So würde sie sich fühlen, wenn er in wenigen Stunden endgültig aus ihrem Leben verschwunden sein würde – leer, verlassen, seiner Energie und seines Geistes beraubt. Sie fröstelte in der schwülen Sommerhitze.
Doch dann schüttelte sie ihre Melancholie ab und rief sich zur Ordnung. Durch den Verlust eines Mannes würde sie nicht untergehen, egal wie schön oder vollendet er auch war. Ihr Leben war zu erfüllt, als daß sie wegen des Endes einer Liebesbeziehung in Selbstmitleid und Hoffnungslosigkeit zerfließen würde.
Abrupt stand sie auf und ging ins Wohnzimmer, als wollte sie vor dem Ort ihrer Leidenschaft fliehen. Sie sollte ihre Gefühle besser im Griff haben, ermahnte sie sich. Dann fiel ihr ein, daß sie sich ja auch im Wohnzimmer geliebt hatten.
Sie nahm Adams Hemd, das auf einem Sessel lag, und zog es sich über ihren nackten Körper, denn plötzlich hatte sie das Bedürfnis überwältigt, sich zu bedecken. Mit dem Leinenhemd wollte sie sich vor der Leidenschaft schützen. Unruhig ging sie auf und ab. Ihre Gefühle verwirrten sie. Nie hatte ein Mann sie in der Vergangenheit so beeindruckt wie Adam – nie. Die Männer waren für sie immer eine charmante Zerstreuung gewesen, aber sie hatte für keinen tiefere Gefühle empfunden. Bis jetzt. Sie lief um die plumpen Möbel herum, ging ruhelos kreuz und quer durch den Raum, um mit dem Aufruhr in ihrem Kopf fertigzuwerden und ihre Gedanken zu ordnen.
Als Adam einige Minuten später in die Suite zurückkehrte, blieb sie stehen und brach zu ihrem eigenen Erstaunen in Tränen aus.
»Es tut mir leid …« schluchzte sie herzzerreißend, und die Tränen rannen ihr über das Gesicht.
»Was ist
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