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Sünden der Nacht

Sünden der Nacht

Titel: Sünden der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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sie kam.
    Empfindungen – Vertrauen, Erregung, ein Band, das weit über ihre Körper hinausging. Gefühle, die er vergessen hatte, sich seit zwei Jahren bei Frauen für eine Nacht nicht erlaubt hatte.
    Er wollte nicht denken oder reden oder überlegen, was das hieß, wollte nur die Baumwolldecke von der Lehne der Couch ziehen und über ihre abkühlenden Körper werfen, die Hitze in einem Kokon einfangen und aufbewahren.
    Trotzdem waren die Zweifel da, unausweichlich wie
    Gespenster. Er mischte Ausreden und Erklärungen wie ein Spiel eselohriger Spielkarten. Das war nur Sex. Eine Affäre und mehr nicht. Er war nicht bereit für mehr, genau wie sie. Ihm gefiel sein Leben so wie es war – einfach, geordnet, kontrollierbar. Er wollte sich nicht festlegen, indem er die Verantwortung für eine andere Person übernahm.
    Megan brauchte natürlich keinen, der die Verantwortung übernahm.
    Und sie würde es ohnehin nicht zulassen. Sie war, bei Gott, die unabhängigste Frau, die er kannte. Nach außen hin – innerlich war sie ein verlassenes kleines Mädchen, eine Frau, die sich ihrer eigenen Attraktivität nicht bewußt war, voller Mißtrauen gegenüber allem und jedem.
    Er strich zärtlich mit einer Hand über ihr Haar, hauchte einen Kuß auf ihre Stirn.
    Megan rutschte zur Seite, klemmte sich zwischen Mitch und die Couchlehne. Sie legte eine Hand auf seine Brust und wünschte sich einen flüchtigen Moment lang, sie hätte Zugang 422
    zu dem, was in seinem Herzen vorging.
    Ein sinnloser Wunsch – eine Tatsache, die nur noch betont wurde, als er ihre Hand mit der seinen bedeckte und das Gold seines Eherings im Schein des erlöschenden Kaminfeuers aufblitzte.
    Der Schmerz war scharf und überraschend und dumm. Er war nicht bereit, seine Vergangenheit loszulassen. Er ging sie nichts an. Sie hatte ihn nicht um eine Zukunft gebeten, nicht um diese Affäre, es war einfach passiert. Er fühlte sich von ihr angezogen, war nicht verzaubert von ihr. Sie hatte nie jemanden bezaubert, soweit sie wußte.
    Na und. Es gab bessere Verwendung für ihre Zeit.
    »Ich sollte gehen«, flüsterte sie. »Es ist schon spät.«
    »Noch fünf Minuten.« Er zog sie fester an sich. »Ich will dich einfach festhalten. Noch fünf Minuten.«
    Sie hätte nein sagen sollen. Aber sie hätte eben von Anfang an nein sagen sollen, dachte sie erschöpft.
    Noch fünf Minuten …
    TAG 8
    3 Uhr, -38 Grad, Windabkühlungsfaktor: -56 Grad
    Das Telefon auf dem Beistelltisch läutete, riß Megan aus dem Schlaf.
    Sie war völlig desorientiert, und ihr Gehirn strebte danach, die Fakten zu ordnen. Mitch. Mitchs Haus. Mitchs Hund, der auf dem Wohnzimmerteppich lag und sich eine Werbesendung über aufsprühbares Haar ansah.
    Mitch setzte sich benommen auf und strich sich mit der Hand übers Gesicht. Das Telefon klingelte erneut, und der
    Anrufbeantworter schaltete sich ein mit seinem üblichen Spruch.
    423
    Beim Piepton kam keine Stimme, nur langes Schweigen und dann die geflüsterten Worte: »Blinde, nackte Ignoranz. Blinde, nackte Ignoranz. Blinde …«
    Mitch packte den Hörer. »Wer, zum Teufel, ist da?«
    Schweigen. Dann wurde die Verbindung unterbrochen.
    »Verdammter Irrer«, murmelte er nicht sehr überzeugend und drehte sich zu Megan.
    Sie kämpfte mit den Knöpfen ihrer Bluse. »Ja, richtig. Nur ein Irrer.«
    »Er hat eigentlich gar nichts gesagt.«
    »Und Olie Swain ist im Gefängnis.«
    »Richtig.«
    Warum waren sie dann beide so verschreckt? Mitch hatte ein Gefühl im Magen, das er sonst nur bei Alpträumen kannte.
    Seine Nackenhaare stellten sich auf. Instinktive Reaktionen, die er wegrationalisieren wollte. Als das Telefon erneut klingelte, zuckte er zusammen wie unter einem Stromschlag. Megan
    packte seine Schulter.
    »Laß die Automatik antworten.«
    »Ja, ich weiß.«
    Die Stimme, die nach dem Piepton kam, war atemlos vor
    Panik, die Worte stolperten unkontrolliert aus dem Mund des Sprechers.
    »Chief, Dennis Harding – Sergeant Harding. Wir brauchen Sie sofort hier im Gefängnis. Es ist was passiert – o Gott, es ist furchtbar …«
    Mitch packte den Hörer. »Harding, ich bin’s. Was ist los?«
    »Es … Olie Swain. O mein Gott. O heiliger Jesus. Er ist tot.«
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    TAGEBUCHEINTRAG TAG 8
    Blinde und nackte Ignoranz Verurteilt schreiend, ohne Scham Die Polizei besteht aus Narren.
    Sie sind auf eine Schnecke getreten und nannten sie Beelzebub.
    Und die Jammerlappen rannten blindlings los, um ihre Ignoranz zu feiern.
    Und die Ärztin taugt

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