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Sünden der Nacht

Sünden der Nacht

Titel: Sünden der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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Panik auslösen, indem sie den Leuten suggerierte, solche Verbrechen breiteten sich wie eine Seuche aus. Laut der Statistiken des National Center for Missing and Exploited Children blieb die Rate von Kindesentführungen von Jahr zu Jahr bemerkenswert konstant – eine Statistik, die man nicht auf die leichte Schulter nehmen sollte, die aber auch nicht auf eine Epidemie hinwies. Wesentlich mehr Kinder wurden jede Woche durch Handfeuerwaffen getötet. Die Hackordnung im Empfangsraum hatte sich dramatisch verändert. Die
    Lokalpresse war durch die Presse aus den Twin Cities
    zurückgedrängt worden, die dann von der Boulevardpresse, welche ihrerseits den Fernsehsendern weichen mußte. Die wenigen noch leeren Plätze im Raum besetzten die Leute aus der Freiwilligenzentrale. Megan erhaschte einen kurzen Blick auf die verärgerte Ms. Le Favre aus Paige Price’
    Sondersendung. Fast versteckt hinter ihr stand Christopher Priest, und Rob Phillips, Leiter der Freiwilligenzentrale, hatte dank seines Rollstuhls einen Logenplatz bekommen.
    Um Punkt zehn trat Mitch hinter das Rednerpult. Er hatte sich 431
    geduscht und rasiert, trug einen dunkelbraunen Anzug, ein konservatives weißes Hemd und eine Krawatte ohne
    Cartoonfiguren. Das bißchen Farbe, das der Wind in sein Gesicht gepeitscht hatte, verblaßte im gleißenden Licht der Scheinwerfer.
    »Um circa drei Uhr heute früh wurde Leslie Olin Sewek, alias Olie Swain, tot auf Grund selbst beigefügter Wunden in seiner Zelle im Stadtgefängnis aufgefunden«, verkündete er ohne jede Vorrede.
    Die Schockwelle, die durch die Menge schwappte, hatte die Kraft einer Windhose. Die Leute keuchten, schrien entsetzt auf.
    Kameras klickten wie besessen, Motoren summten. Dann kam ein Schwall von Fragen, der dem Sturm draußen ernsthafte Konkurrenz machte.
    »Woher wissen Sie, daß die Wunden selbst beigefügt waren?«
    »Stand er denn nicht unter Beobachtung?«
    »Was für eine Waffe hat er dazu benutzt?«
    »Hat er irgendwelche Notizen hinterlassen, in denen er sich der Entführung für schuldig bekennt?«
    »Hat er einen Hinweis über den Verbleib von Josh geliefert?«
    »Es bestand kein Grund, bei Mr. Sewek Selbstmordneigung zu befürchten«, fuhr Mitch fort. »Er zeigte keinerlei Anzeichen, die auf eine diesbezügliche Gefahr gedeutet hätten. Ich bin nicht befugt, die genauen Einzelheiten seines Todes preiszugeben. Es ist lediglich anzumerken, daß er zu nichts Zugang hatte, was man als konventionelle Waffe betrachten könnte. Seine Leiche wurde ins Hennepin County Medical Center überführt, zu einer Routineautopsie. Wir nehmen an, daß der Befund des
    Pathologen denjenigen meines Büros und des
    Leichenbeschauers von Park County bestätigen wird.«
    »Hat er einen Brief hinterlassen, Chief?« rief ein Reporter von 20/20.
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    Mitch dachte an die beiden Worte, die mit Blut über Olies Leiche an die Wand geschmiert waren: ICH NICHT. »Er hat keinen Brief hinterlassen, der sein Handeln oder seinen Geisteszustand erklärte. Über Josh hat er auch nichts mitgeteilt.«
    »Konnten Sie einwandfrei feststellen, daß er tatsächlich der Kidnapper war?«
    »Wir warten immer noch auf die Laborberichte vom BCA.«
    »Und wann werden die eintreffen?«
    Auf Mitchs Einladung trat Megan hinter das Rednerpult. Sie hatte sich sehr konservativ und überlegt gekleidet, mit anthrazitfarbener Flanellhose, Rollkragenpullover und einer glatten Tweedjacke. Die antike Kamee auf ihrem Revers war ihr einziger Schmuck. Sie stellte sich der Menge distanziert und professionell.
    »Die Tests von Mr.
    Seweks Van werden vorrangig
    durchgeführt. Ich erwarte heute noch die entsprechenden Ergebnisse.«
    »Was für Tests?«
    »Was wurde gefunden? Blut?«
    »Kleidungsstücke?«
    »Es wäre verfrüht, die Natur der Tests zu veröffentlichen, ohne näher auf die Funde oder ihre Bedeutung für den Fall eingehen zu können.«
    Paige Price, der es gelungen war, einen Stuhl direkt hinter den Leuten von 48-Hours zu ergattern, erhob sich mit Stift und Notizbuch in der Hand, als hätte sie tatsächlich vor, sich Notizen zu machen. »Agent O’Malley«, begann sie mit frostiger Stimme.
    »Können Sie mir sagen, wo Sie sich aufhielten, als Sie die Nachricht von Leslie Seweks Tod erhielten?«
    Ein kalter Schauder kroch über Megans Rücken. Ihre Hände krallten sich in das Podium. »Ich begreife die Relevanz dieser Frage nicht ganz, Miss Price«, erwiderte sie eisig, dann ließ sie 433
    die Frau links liegen und wandte sich einem

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