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Sünden der Nacht

Sünden der Nacht

Titel: Sünden der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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Was ist denn wirklich passiert?«
    Megan schluckte. »Chief Holt und ich haben über den Fall diskutiert, bei einer Tasse Kaffee …«
    »Im Dunkeln?«
    »Das Kaminfeuer war an und der Fernseher lief, die
    Beleuchtung war ausreichend.«
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    »Weiter.«
    »Wie Sie wissen, existieren bei diesem Fall mörderische Arbeitszeiten. Wir waren beide erschöpft und sind einfach eingeschlafen.«
    Während der längeren Schweigepause, die folgte, spürte Megan Schweißperlen aus ihren Poren schießen. Sie war eine schlechte Lügnerin und verabscheute ihre gegenwärtige
    Situation. Was sie in ihrer Freizeit tat, sollte keinen etwas angehen. Wenn sie ein Mann gewesen wäre, hätte sich bestimmt keiner die Mühe gemacht, ihr nachzuspionieren. Wenn sie ein Mann wäre, dachte sie verbittert, hätte man wahrscheinlich erwartet, daß sie inzwischen jemanden verführt hätte.
    Verführt. Das Wort hinterließ einen schlechten Geschmack in ihrem Mund, es klang so billig. Gleichgültig, was aus ihrer Beziehung mit Mitch werden würde, sie wollte das, was
    zwischen ihnen geschehen war, nicht so sehen.
    »Mein Sechzehnjähriger hat bessere Geschichten auf Lager«, ärgerte sich DePalma laut.
    »Es ist die Wahrheit.« Zumindest ein Teil davon.
    DePalmas Seufzer rauschte wie eine Sturmbö durch die
    Leitung.
    »Megan, ich mag Sie. Sie sind ein guter Cop. Ich möchte, daß Sie mit diesem Job zufrieden sind, aber Sie bringen das Bureau in eine unhaltbare Lage. Wir machen Sie zu unserer ersten Frau im Außendienst und werden bezichtigt, daß das nur
    Alibifunktion hat. Jedes Mal, wenn Sie sich umdrehen, treten Sie in ein Fettnäpfchen – streiten mit Kirkwood, schlafen mit Holt …«
    »Ich hab Ihnen gesagt …«
    »Sparen Sie sich die Spucke. Es spielt keine Rolle, was Sie getan haben und was nicht. Die Leute glauben das, was ihnen gefällt.«
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    »Einschließlich Ihnen.«
    »Und jetzt stirbt auch noch euer einziger Verdächtiger im Gefängnis …«
    »Wollen Sie mir etwa auch noch anhängen, daß ich ihn
    umgebracht habe?«
    »Es macht einen schlechten Eindruck.«
    »Da sei Gott vor, daß ein Verbrechen keinen guten Eindruck macht!«
    »Ihre schnippischen Bemerkungen werden noch mal Ihr
    Untergang sein, Megan. Sie müssen lernen, Ihre irische Zunge im Zaum zu halten, bevor man Sie deswegen rauswirft.«
    Was bedeutete, daß sie noch nicht gefeuert war. Sie hätte zu gerne ein Signal der Erleichterung von sich gegeben, aber das war verfrüht, da sie immer noch auf dem Drahtseil balancierte und dabei mit Bowlingkugeln jonglierte. Noch ein Fehltritt, und die Akte O’Malley schlösse sich endgültig.
    »Ich möchte nicht, daß es soweit kommt, Megan. Gott allein weiß, was für einen Schlamassel wir da am Hals hätten, wenn wir Sie abberufen müßten. Aber einen Schlamassel haben wir bereits, also glauben Sie ja nicht, daß der verhindert, daß es passieren könnte.«
    »Nein, Sir.«
    »Wo stehen Sie mit dem Fall?«
    In einem Kaninchenbau mit einem Irren. Diesen Gedanken behielt sie für sich und legte ohne Beschönigung oder falsche Hoffnung den Stand der Dinge dar. Bei Polizeiarbeit zahlte es sich nicht aus, mehr zu versprechen, als man liefern konnte.
    DePalma stellte zwischendurch Fragen.
    »Kann diese Cooper den Mann identifizieren, mit dem sie gesprochen hat?«
    »Sie ist unsicher. Er war wegen der Kälte ziemlich
    eingemummt. Augenblicklich befindet sie sich bei dem Mann, 474
    der die Phantombilder zeichnet.«
    »War Blut auf der Jacke?«
    »Soweit ich sehen konnte, nicht. Sie ist im Labor.«
    »Was halten Sie von dieser Nachricht? Glauben Sie, sie besagt, er hätte den Jungen umgebracht?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Haben Sie die Möglichkeit in Betracht gezogen, daß Swains Komplize vielleicht jemand aus seiner Vergangenheit in Washington sein könnte?«
    »Nach allem, was wir bis jetzt gehört haben«, gab Megan Auskunft, »war er auch dort ein Einzelgänger. Den einzigen, den man irgendwie als Freund bezeichnen könnte, war der Cousin, dessen Ausweis er bei sich hatte; und dessen ganzer Kommentar beschränkte sich auf ›Mißgeburt‹. Ich wäre auch ein bißchen sauer, wenn mein Cousin meinen Führerschein
    gestohlen, in einem anderen Staat meine Identität angenommen und dann ein gemeines Verbrechen begangen hätte, das im ganzen Land Aufmerksamkeit erregte.«
    DePalma ignorierte ihren Sarkasmus. »Vielleicht brauchen Sie ein bißchen Hilfe«, schlug er vor.
    Megan spürte, wie sich ihre Nackenhaare aufstellten. »Was soll das

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