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Sünden der Nacht

Sünden der Nacht

Titel: Sünden der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Hoag
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hoffnungslosen Blick der Toten an. Allison hatte einen Arm zu ihrem Sohn ausgestreckt. Kyle, knapp außer Reichweite, seine zu große Baseballuniform braun getränkt von seinem Blut, in einer Hand ein Päckchen Baseballkarten. Dieses fröhliche junge Leben ausgemerzt, vergeudet, achtlos wie eine leere Dose fallen gelassen.
    »Ich hab den Notruf im Funk gehört«, sagte er. »Und ich hab es gewußt, einfach gewußt, noch bevor ich Allisons Wagen auf dem Parkplatz sah.«
    Dann hatten die Selbstbezichtungen angefangen, so wie jetzt. Gnadenlos. Brutal. Unausweichlich. Und die Fragen hatten begonnen so wie jetzt, und der Zorn hatte sich dahinter aufgestaut, war ständig gewachsen.
Er arbeitete so schwer für das Recht, für Gerechtigkeit, befolgte die Regeln, hatte Prinzipien, war ein braver Mensch, ein guter Cop. Belohnung hätte er verdient, und statt dessen war der kostbarste Teil seines Daseins ihm gewalttätig entrissen worden.
    »Einhundertneunundsechzig Dollar«, sagte er, den Blick immer noch in die Nacht gerichtet. »Das hat der Gangster dabei rausgeholt. Einhundertneunundsechzig Dollar für zwei Leben.«
    Unter seinen geschlossenen Lidern rollte eine einzelne Träne seine Wange hinab. Er war ein stolzer, harter Mann, aber der Schmerz und die Verwirrung zerbrachen ihn. Als glaubte er an Recht und Unrecht, Schwarz und Weiß, aber seine Welt hatte sich in einen schummrigen Ort voller Rauch und Zerrbildern verwandelt. Megan konnte sie in seiner Stimme hören – die Verzweiflung eines Mannes, der versuchte, Sinn im Sinnlosen zu erkennen.
    Es mußte unerträglich sein, einen Partner geliebt zu haben, ein Kind gezeugt, es aufgezogen und für dieses Kind gehofft zu haben – und dann beide zu verlieren. Besser, wenigstens geliebt und verloren zu haben, sagte das Sprichwort, aber Megan glaubte das nicht. Besser gar nicht erst zu lieben, als das Herz mit Stumpf und Stiel ausgerissen zu bekommen.
    »Ich denke an Hannah und Paul«, druckste er. »Diesen Schmerz würde ich meinem ärgsten Feind nicht wünschen.«
    Das Bedürfnis ihn zu trösten übermannte Megan, ihre Arme glitten in seine Jacke, umfingen seine schmale Taille, und sie legte ihre Wange an seine Brust. »Wir werden ihn finden. Ganz bestimmt.«
    Er wollte ihre Zuversicht in sich aufsaugen und umarmte sie, drückte sie fest an sich, dachte nicht an ihre Prinzipien gegen Cops. Sie waren jetzt keine Polizisten. Er hatte alles ausgeblendet, bis auf eine Grundwahrheit – ein Mann und eine Frau, zwischen denen das Knistern heiß und zwingend war, fordern, den Rest der Welt auszuschließen. Er hatte nicht die Absicht, dieser Versuchung zu widerstehen. Heute nacht wollte er nur eins – ein Mann ohne Vergangenheit und ohne Zukunft mit einer Frau, die er festhalten konnte, und seinem Bedürfnis, sich in ihr zu verlieren nachzugeben.
    Eine Hand schob sich in ihr Haar, ließ die glänzenden Strähnen durch die Finger gleiten. Sein Mund senkte sich über ihren, jeden eventuellen Protest erstickend. Sie schmeckte süß. Das Gefühl ihres Körpers in seinen Armen gab ihm seine Kraft zurück. Verlangen brannte die Müdigkeit weg, und er küßte hungriger, wilder.

    Megan klammerte sich wie eine Ertrinkende an seinen Rücken. Sie fand keine Worte, um nein zu sagen, kannte nur noch Verlangen. Er beugte ihren Rücken über seine Arme, sein Mund folgte ihrem Hals hinunter zu dem Ausschnitt bloßer Haut, das der Morgenrock freigab, und dann raffte er sie mit aller Kraft hoch.
    Der Raum war eilig durchquert, Kisten wurden beiseite gefegt, eine Katze flüchtete an einen ungestörteren Ort. Seine Augen ließen die ihren keine Sekunde los, versenkten sich entschlossen in sie, als glaube er, ein Zwinkern würde den Zauber brechen. Im Schlafzimmer setzte er sie in der Mitte des ungemachten Bettes ab, trat zurück, streifte seine Jacke ab, ohne den Blick abzuwenden. Er zog seinen Pullover und sein T-Shirt über den Kopf und schleuderte sie zur Seite. Megan kniete sich hin, labte sich an seinem Anblick. Sein Haar war zerzaust. Der nichtrasierte Bart verdüsterte Kinn und Kanten seines Gesichts. Er hatte den Körper eines Kriegers, gestählt in so manchen Schlachten, athletisch, schlank, muskulös, mit vielen Narben. Dunkles Haar wuchs in Wirbeln auf seiner Brust und seinem flachen Bauch, verengte sich zu einem Pfeil, der in seinen Jeans verschwand.
    Sie sah ihn unverwandt an, löste den Gürtel ihres Morgenmantels und ließ ihn von den Schultern fallen. Es gab kein Recht oder Unrecht,

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